Karim Benzema hofft auf Länderspiele für Algerien
In der französischen Nationalmannschaft ist kein Platz mehr für Karim Benzema. Nun träumt er öffentlich von einem Länderwechsel in seine Heimat Algerien.
Das Wichtigste in Kürze
- Karim Benzema träumt auf Twitter öffentlich von einem Länderwechsel.
- Der Franzose wird seit Jahren nicht mehr für das Nationalteam berücksichtigt.
- Er wäre – zumindest in der Theorie – auch für Algerien oder Spanien spielberechtigt.
Im französischen Nationalteam spielt Real-Madrid-Sturmtank Karim Benzema schon seit Jahren keine Rolle mehr. Da war die Erpressungsaffäre um Mathieu Valbuena, der Sex-Skandal mit Franck Ribéry. Und natürlich der öffentliche Streit mit Les-Bleus-Coach Didier Deschamps nach Benzemas Nicht-Berufung für die EM 2016. Der in Lyon geborene Französisch-Algerier warf dem Trainer damals Rassismus vor.
Ohne Benzema wurde Frankreich zunächst Vize-Europameister, zwei Jahre später dann Weltmeister. Sein direkter Ersatz Olivier Giroud mag weniger treffsicher sein als Benzema. Dieses Manko machen die pfeilschnellen Kylian Mbappé und Antoine Griezmann aber mühelos wett. Wozu bräuchte es da noch einen Benzema?
Das sieht wohl auch der französische Verbandschef Noël Le Graët so, wenn er sagt: «Das Abenteuer Frankreich ist für ihn beendet.» Dass Benzema ein guter Spieler sei, stehe ausser Frage, seine Qualitäten seien unbestritten. Und dennoch: Der Verbandspräsident macht klar, dass es Benzema nie mehr im Les-Bleus-Dress geben wird.
Karim Benzema und der Traum von Algerien
Dem Real-Stürmer stösst das so sauer auf, dass er sich auf Twitter direkt an Le Graët wendet. «Noël, ich dachte, Sie würden sich nicht in die Entscheidungen des Trainers einmischen! Sie sollen wissen, dass ich und ich allein meine internationale Karriere beenden würde. Wenn Sie glauben, ich sei erledigt, dann lassen Sie mich für eines der Länder spielen, für die ich berechtigt bin.»
Das wären – zumindest in der Theorie – gleich zwei Länder. Karim Benzema besitzt die algerische Staatsbürgerschaft, sein Vater wurde in Algerien geboren. Zudem könnte der Real-Star auch die spanische Staatsbürgerschaft erlangen, er lebt seit zehn Jahren in Madrid. Für beide Länder hätte er theoretisch auch im Nationalteam spielen können.
Allerdings untersagen die Fifa-Regularien einen Länderwechsel für Spieler, die schon ein Länderspiel bestritten haben. Karim Benzema hat für das französische Nationalteam aber schon 81 internationale Partien absolviert. Damit ist ein Länderwechsel (eigentlich) vom Tisch. Ausserdem müsste er die Staatsbürgerschaft schon vor seinem ersten Nationalteam-Auftritt besessen haben, was nur auf Algerien zutrifft.
Alles nur ein Hirngespinst?
Damit hat sich Benzemas Traum von einem Länderspiel für Algerien – zumindest in einem Fifa- oder Uefa-Bewerb – erledigt. Einzig in einem Testspiel dürfte er für El Khadra auflaufen, sofern der algerische Verband dies bewilligt. Also warum bringt Benzema das Thema auf Twitter öffentlich zur Sprache?
Vielleicht hofft der 31-Jährige auf ein kleines Hintertürchen namens Präzedenzfall. Denn die Fifa erlaubt in Ausnahmefällen einen Länderwechsel, wenn ein Spieler seine Nationalität dauerhaft verliert. Voraussetzung dafür ist aber, dass dies ohne seine Zustimmung oder gegen seinen Willen geschieht. Möglich wäre das mit heutigem Stand nur beim Zerfall einer Nation, wie etwa einst bei Jugoslawien.
Allerdings häufen sich in den letzten Jahren Fälle, in denen Spieler wegen mutmasslichem Rassismus aus dem Nationalteam gedrängt werden. Nicht nur Karim Benzema beruft sich darauf, auch Mesut Özil brachte diesen Vorwurf gegen den DFB vor. Und auch der türkisch-stämmige Mittelfeldspieler machte sich – wenngleich weniger öffentlich – Hoffnungen auf einen Wechsel. Sogar der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan soll dafür ein gutes Wort bei der Fifa einzulegen versucht haben.
Die Fifa macht (noch) keine Ausnahmen
Die Bemühungen von Karim Benzema, Mesut Özil und Co. sind dahingehend bisher aber fruchtlos geblieben, denn seitens des Fussball-Weltverbandes kündigt sich kein Kurswechsel an. Angesichts der zunehmenden Häufung rassistischer Vorfälle im Fussball könnte sich das aber bald ändern.
Die Konsequenzen einer Ausnahmeregelung für Fussballer, die Opfer von Rassismus wurden, wären weitreichend. Am Beispiel Frankreich etwa zeigen sich die möglichen Auswirkungen: Nur fünf der 23 Spieler im jüngsten Kader haben keine Zweit-Nationalität. Einzig für Clément Lenglet, Benjamin Pavard, Lucas Digne, Antoine Griezmann und Olivier Giroud wäre ein Nationenwechsel kein Thema.
In einer Ära, in der zunehmend Spieler für mehr als ein Land spielberechtigt wären, wirkt die aktuelle Regelung veraltet. Und für Länder wie Algerien wäre es spielerisch ein Bonus, über einen Kicker vom Format eines Karim Benzema zu verfügen. Ein einmaliger Länderwechsel unter bestimmten Voraussetzungen – wie etwa wiederholte Nicht-Berücksichtigung – könnte hier Abhilfe schaffen.