Kosovo träumt dank der Nations League von der EM

Jan Weisstanner
Jan Weisstanner

Kroatien,

Die Nations League sah sich vor Beginn arger Kritik ausgesetzt. Trotz des überaus komplizierten Modus hat sie sich aber etabliert. Den Kosovo freuts!

Kosovos Vedat Muriqi feiert einen Treffer.
Kosovos Vedat Muriqi feiert einen Treffer. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz beendet die Nations-League-Gruppenphase als beste Mannschaft überhaupt.
  • Der Modus hat sich aber nicht nur deswegen ausgezahlt.
  • Der Kosovo, mit Trainer Bernard Challandes, träumt von der EM.

Die Gruppenphase der ersten Nations League ist vorbei. Und es ist wahr: Die Schweiz ist Sieger! Wir sind sozusagen Europameister der Nations-League-Gruppenphase. Und spielen nun in einer Endrunde um das EM-Ticket. Allem Hype um die dramatische und märchenhafte 5:2-Bodigung der Weltnummer eins aus Belgien zum Trotz: Wer erinnert sich nicht an die Diskussionen rund um die Sinnhaftigkeit dieser Nations League vor dem Beginn? 

Haris Seferovic und Vladimir Petkovic herzen sich nach dem überragenden 5:2-Erfolg gegen Belgien. Das Medien- und Fan-Interesse des Spiels kannte keine Grenzen.
Haris Seferovic und Vladimir Petkovic herzen sich nach dem überragenden 5:2-Erfolg gegen Belgien. Das Medien- und Fan-Interesse des Spiels kannte keine Grenzen. - Keystone

Zu viele Spiele, zu ernsthafter Charakter, zu dichtes Programm? Die meisten Kritiker-Stimmen sind spätestens seit Sonntagabend verstummt. Denn: Die Nations League ist zwar ein unglaublich kompliziertes Format, dessen genaues Studium unglaublich viel Hirnzellenaktivität ihn Anspruch nimmt – aber sie hat sich etabliert.

Attraktivität und Motivation

Das erste, falsche Vorurteil: Die Zuschauer bekamen nicht mehr Spiele zu sehen, sondern lediglich spannendere. Anstatt lustlose Auftritte, die wohl bei den zahlreichen, unbedeutenden Testspielen unumgänglich gewesen wären, bekamen die Fans der Schweizer Nati einen motivierten Vladimir Petkovic mit unglaublich motivierten Schützlingen zu sehen. Das hat sich ausgezahlt. Die Schweiz jagte die Chance auf ein verfrühtes EM-Ticket und ist dieser nun einen bedeutenden Schritt näher gekommen.

EM-Chance für kleine Nationen

Einen grossen Pluspunkt stellt das Turnier für kleinere Fussballländer dar. Man nehme sich den gestrigen Abend als Beispiel: Das vom Schweizer Trainer Bernard Challandes gecoachte Kosovo spielt gegen Aserbaidschan – an sich eine Partie, die angesichts der beiden Fussballzwerge wohl keine grosse Beachtung geschenkt bekommen dürfte. Nun geht es aber um ein EM-Ticket, um damit um eine riesige Chance.

Ein hochmotivierter Kosovo überfährt Aserbaidschan zuhause vor ausverkauftem Haus mit 4:0, sichert sich damit den Gruppensieg in der Gruppe D. Damit zieht das Land zusammen mit Georgien, Weissrussland und Mazedonien in die K.o.-Phase ein. Der Sieger dieser Phase darf an die EM 2020 reisen. Die Euphorie im Stadion kannte nach der Sicherstellung des Sieges keine Grenzen, was mit normalen Testspielen niemals möglich gewesen wäre.

Man mag nun darüber streiten, ob es sinnvoll ist, dass sich ein Land wie Kosovo, in der Fifa-Weltrangliste auf Rang 137 aufzufinden, in einem solchen Format für eine EM-Endrunde der «besten 24 Nationen Europas» qualifiziert. Man mag auch über das unglaublich komplizierte Format diskutieren. Und doch darf es nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Attraktivität eines solchen Formates dem geknickten Image des Länderspiel-Fussballs mehr als gut tut.

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