Nach seinen als rassistisch kritisierten Aussagen über Afrikaner muss Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sich vor dem Ehrenrat des Fussball-Bundesligisten verantworten. Der Druck auf den Unternehmer bleibt gross.
Wird nach seinen Äusserungen über Afrikaner hart kritisiert: Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Foto: Bernd Thissen
Wird nach seinen Äusserungen über Afrikaner hart kritisiert: Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Foto: Bernd Thissen - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bekommt vor der Anhörung beim Schalker Ehrenrat wegen seiner Äusserungen über Afrikaner Beistand von alten Weggefährten.
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Von Anti-Rassismus-Organisationen wird der Unternehmer aber weiter scharf kritisiert.

«Die Aussagen sind nicht mehr im Rahmen des Tolerierbaren», sagte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Stiftung Amadeu Antonio, der Deutschen Presse-Agentur. Für Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland bestätigten Tönnies' «höchst problematische Aussagen», dass «dieses kolonial-rassistische Bild von Afrika immer noch Bestand hat und Teil des Diskurses ist.»

Schalkes Trainer-Ikone Huub Stevens verteidigte Tönnies dagegen. «Wer ihn kennt, wer seit langem mit ihm zusammenarbeitet, der weiss, dass Clemens die Menschen mag wie sie sind - völlig unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ihm geht es stets um den Charakter eines Menschen - nie um die Farbe seiner Haut», schrieb der 65-Jährige, der den Fussball-Bundesligisten in der vergangenen Saison als Interimscoach vor dem Abstieg bewahrt hatte und auch im Aufsichtsrat sitzt, in einer Erklärung, über die die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» berichtet.

Der Fleisch-Unternehmer Tönnies hatte in der Vorwoche beim Tag des Handwerks in Paderborn als Festredner Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. «Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren», sagte er. Später entschuldigte sich Tönnies für seine Äusserungen. Aus Sport und Politik kam deutliche Kritik.

Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel teilte laut «WAZ» mit, «der Spruch» sei «garantiert daneben» gewesen. Den Schalke-Chef aber zum Rassisten zu machen, sei «absoluter Quatsch». Wer Tönnies kenne, «weiss, dass das nun wirklich nicht stimmt. Vor allem aber verniedlicht dieser Vergleich die wirklichen Rassisten.» Ex-Bundesligatrainer Otto Rehhagel betonte nach Angaben der Zeitung, Tönnies «stets als ehrlichen und sehr sozial engagierten Menschen kennengelernt» zu haben. Als einen, «dem nur wichtig ist, wie sich ein Mensch verhält und nicht, woher er kommt».

Reinfrank bewertet die Klarstellung des Schalke-Chefs äusserst kritisch. «Die Aussagen sind nicht, wie er selbst sagt, unangebracht, sondern falsch und rassistisch.» Der Deutsche Fussball-Bund und auch der FC Schalke 04 dürften die Angelegenheit nicht unter den Teppich kehren. Tönnies dürfe sein Amt als Aufsichtsratschef nur behalten, wenn er bereit sei, sich mit seinem «problematischen Weltbild» auseinanderzusetzen, sagte Reinfrank.

Am Dienstag soll der Club-Boss vor dem Ehrenrat selbst Rede und Antwort stehen. Das aus insgesamt fünf Mitgliedern bestehende Gremium, darunter drei Richter, muss darüber befinden, ob die Äusserungen einen fremdenfeindlichen oder rassistischen Hintergrund haben und mit der Vereinssatzung und dem Leitbild der Königsblauen womöglich unvereinbar sind. Der Ehrenrat kann auch Sanktionen aussprechen. Möglich sind eine Verwarnung, eine Amtsenthebung auf Dauer oder auf Zeit. Sogar ein Vereinsausschluss ist möglich, aber nicht wahrscheinlich.

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