Lars Lunde: «Dieser Titel darf den YB-Ansprüchen nicht genügen»
Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde freut sich, dass YB erneut Meister wird. Doch er warnt davor, mit dieser Saison zufrieden zu sein – Titelverteidigung hin oder her.
Das Wichtigste in Kürze
- YB kann nur noch theoretisch am 17. Meistertitel gehindert werden.
- Für Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde holt YB den Titel nur, weil die Gegner zu schwach sind.
- Er erhofft sich vom neuen Trainer Patrick Rahmen einen spielbestimmenderen Fussball.
Der 17. Meistertitel ist seit Donnerstag im Sack, YB gewinnt gegen den FCSG und ist nur noch rein mathematisch zu stoppen. Ich habe es schon mal gesagt: Für mich darf YB jedes Jahr Meister werden.
Aber: Dieser Titel darf den Ansprüchen der Young Boys nicht genügen! Wir haben die Meisterschaft vor allem wegen der Schwäche der Gegner geholt.
Viele Auftritte waren in diesem Jahr, gelinde ausgedrückt, nicht gerade berauschend. Es fehlt mir eine klare Handschrift, ein wiedererkennbarer Spielstil. Ich hätte Mühe damit, wenn man bei YB mit dieser Saison zufrieden wäre. Es waren teilweise mitunter die schwächsten Auftritte der letzten Jahre.
Und ich bin überzeugt: Man hätte den Trainer nicht wechseln müssen. Man sah jetzt auch unter Joel Magnin, dass es an den Spielern lag – und nicht am Coach. Denn die Leistungen einzelner Spieler wurde nicht zwingend besser.
Lars Lunde: «Patrick Rahmen muss eine Stammformation finden»
Was mir immer wieder aufgefallen ist: YB hat keine Stammelf, die eingespielt ist und funktionierende Automatismen hat. Es waren für meinen Geschmack immer zuviele Wechsel. Und auch im Spiel wird mit den frühen Einwechslungen der Rhythmus gebrochen.
Da bin ich vielleicht altmodisch, aber ich finde: Acht Spieler sollten gesetzt sein, rotiert wird nur auf drei Positionen.
Das erhoffe ich mir unter anderem vom neuen Trainer Patrick Rahmen ab Sommer: Er muss eine Stammformation finden. Und mit dieser viel spielbestimmender und aggressiver auftreten. Zudem muss er ein Mittel gegen die Berner Konteranfälligkeit finden. Wir kassieren zu viele Tore nach Gegenstössen.
Dazu wird YB zwei bis drei neue Spieler mit Qualität und Leadership benötigen. Das kostet Geld, aber das haben sich die Young Boys erarbeitet. Die sportliche Führung wird hier nachlegen müssen.
«Wenn Itten als Leader gelten soll, muss er spielen»
Denn alleine mit der Rückkehr von Ugrinic und Benito ist das Leader-Problem nicht gelöst. Sportchef Steve von Bergen erklärt, dass Cedric Itten einer der Leader im Team ist. Dann verstehe ich aber nicht, wieso er nicht mehr zum Einsatz kommt. Nur so wäre er als Führungsspieler auch wirklich glaubwürdig.
Gegen Servette sollten die Berner am Montag den Sack endgültig zumachen können. Auch wenn ihnen die Spiele in Genf nicht immer liegen, sind die Grenats schlagbar.
Hopp YB!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit Anfang Jahr auch Nau.ch-Kolumnist!