Lars Lunde: «Wissen die Spieler, was es heisst, YB-Shirt zu tragen?»
YB hat weiterhin nur einen Liga-Sieg auf dem Konto – und steht gegen den FC Basel unter Zugzwang. Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde sagt, es gelte «Defense first»!
Das Wichtigste in Kürze
- YB muss gegen GC und Barcelona zwei Niederlagen hinnehmen.
- Besonders das 0:1 zu Hause gegen die Hoppers ärgert Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde.
- Die Partie beim FC Basel müssen die Young Boys wie ein CL-Spiel angehen, sagt er.
Wie letzte Woche gesagt: Ohne einen Sieg über GC ist der Dreier gegen den FC Winterthur nichts wert. Und genau so ist es gekommen! Der Auftritt beim 0:1 gegen die Zürcher war schwach – und das erst noch zu Hause. Das darf dir nicht passieren.
Ich sage sogar: Mit einer Leistung wie gegen Barcelona hätte man die Hoppers besiegt. Klingt nach einem 0:5 zwar komisch, aber in Spanien stand YB in der Defensive konzentrierter. Dass es trotzdem fünfmal einschlägt, liegt auch an der grossen Qualität der Katalanen.
Gegen GC sind mir erneut einige Punkte aufgefallen: Wir können derzeit das Spiel nicht machen, kreieren kaum Chancen. Das ist ein Problem für YB, denn die stete Gefahr hat das Team in den letzten Jahren stark gemacht.
Und wenn es halt mal nicht läuft, muss man die Brechstange auspacken und das Tor erzwingen! Ich habe wirklich gehofft, dass das 4:1 in Winterthur ein «Knopflöser» war. Doch die Probleme des Teams scheinen tiefer zu liegen.
Lunde: «Rückkehr von Benito und Camara half bisher nicht»
Viele dieser Punkte sind allerdings nicht neu. Seit Anfang Jahr wiederhole nicht nur ich: Es fehlen bei YB die klaren Leader auf dem Platz.
Jedes Team braucht eine Achse, die das Gefüge zusammenhält, auf und neben dem Platz für Ordnung sorgt. Das vermisse ich von aussen sehr, beim Thema Leader muss im Winter wirklich etwas passieren.
Schliesslich hat bisher auch die Rückkehr von Benito und Camara nicht geholfen. So ein Tor, wie die YB-Abwehr gegen GC kassiert, das darf einfach nicht passieren. Das war aus meiner Sicht zu nachlässig verteidigt. So etwas kann dir mal passieren, wenn du zehn Punkte Vorsprung hast – aber nicht jetzt.
Wäre ich Trainer Patrick Rahmen, würde ich am Sonntag vor allem auf «Defense first» setzen. YB soll in Basel in erster Linie kompakt stehen, möglichst zu Null spielen. Man muss diese Partie angehen wie ein Spiel in der Champions League!
«Ist den Spielern bewusst, was es heisst, für YB zu spielen?»
Der FCB ist zwar besser als letzte Saison, aber so stark sind sie nicht. Das konnte man zuletzt sehen. Ich erwarte kein gutes, aber ein intensives Spiel.
YB muss die nötige Gier zeigen, kämpfen, beissen und solide verteidigen. In der Abwehr sind auch die Basler verwundbar, darum bin ich überzeugt, dass wir zu Chancen kommen werden. Am Ende reicht ein dreckiger Sieg.
Die Spieler müssen vor der Natipause beweisen, dass sie es verdienen, bei YB zu spielen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass nicht allen bewusst ist, was das heisst. Der Club ist immer noch die Nummer 1 in der Schweiz, das muss man Woche um Woche bestätigen. Speziell in dieser Phase sind die Spieler in der Pflicht.
Lunde: «Am Trainer liegt es bei YB garantiert nicht»
Wie ich das Team am Sonntag aufstellen würde? Schwierig … Wir Experten sind ja immer Klugscheisser. Ich würde, wie bereits mehrfach erwähnt, eine Stammelf finden und an dieser festhalten.
Über das Comeback von Lewin Blum habe ich mich gefreut, ihn würde ich ebenfalls bringen. Startet Cedric Itten im Sturm, muss er läuferisch als Vorbild vorneweg gehen, gerade gegen seinen Heimatclub.
Auch für Patrick Rahmen ist es eine Heimkehr – für ihn bestimmt ein spezielles Spiel. Ich würde ihm wünschen, dass er den zweiten Sieg mit YB einfahren kann. Denn am Trainer liegt es garantiert nicht!
Hopp YB!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit Anfang Jahr auch Nau.ch-Kolumnist.