Joachim Löw sieht in der Zustimmung für den Salut-Torjubel türkischer Nationalspieler auf «keinen Fall ein politisches Statement» seiner Spieler Gündogan und Can. Für den EM-Qualifikations-Abschluss im November verspricht der Bundestrainer schon jetzt zwei Siege.
Gut gemacht: Bundestrainer Joachim Löw beglückwünscht Torschütze Ilkay Gündogan. Foto: Federico Gambarini/dpa
Gut gemacht: Bundestrainer Joachim Löw beglückwünscht Torschütze Ilkay Gündogan. Foto: Federico Gambarini/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Fragen an Bundestrainer Joachim Löw nach dem 3:0 der deutschen Fussball-Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel am Sonntagabend in Tallinn gegen Estland.
Ad

Frage: Wie fällt Ihr Fazit nach dem 3:0 in Estland aus?

Antwort: Es war schwieriger, als wir es uns vorgestellt hatten. Das hat natürlich stark damit zu tun, das wir frühzeitig einen Spieler weniger auf dem Platz hatten. Wir mussten uns danach erst einmal ordnen. In der Halbzeitpause habe ich gesagt: Ruhe bewahren, Tempo erhöhen, zielstrebig zum Tor spielen. Das hat die Mannschaft dann gut gemacht. Wir haben zu Null gespielt, drei Tore erzielt. Die drei Punkte sind heute das Allerwichtigste.

Frage: Ilkay Gündogan und Emre Can standen schon vor dem Spiel mit ihren Likes für den Salut-Torjubel türkischer Nationalspieler im Mittelpunkt? Wie hat beide das beeinflusst?

Antwort: Ich hatte davon kurz vor der Abfahrt ins Stadion erfahren. Logischerweise habe ich mich auf das Spiel konzentriert. Ich habe auch erfahren, dass beide sofort ihre Likes weggenommen haben. Beide wollten dem Spieler, mit dem sie mal zusammengespielt haben, einfach nur gratulieren. Wer beide Spieler kennt, weiss, dass sie gegen Terror, gegen Krieg sind. Das beste Statement hat Ilkay auf dem Platz gegeben mit seinem Spiel. Er hat die Mannschaft in Unterzahl hervorragend geführt im Mittelfeld.

Frage: Ilkay Gündogan ist auf der einen Seite sportlich prägend. Auf der anderen Seite geht es Richtung dünnes Eis, was politische Botschaften betrifft. Wie bewerten Sie diese beiden Seiten?

Antwort: Was ich gehört habe, hat er es (das Like) sofort zurückgenommen und sich klar geäussert, dass es auf keinen Fall ein politisches Statement war. Wer Ilkay kennt, weiss, dass er sich vollkommen distanziert von solchen Dingen.

Frage: Beim Wiederanpfiff gab es beim Stand von 0:0 auch Löw-raus-Rufe einiger deutscher Fans. Wie empfinden Sie das?

Antwort: Ich habe die Rufe nicht gehört. Kann sein, das ist ihr gutes Recht. Ich habe es selber nicht mitbekommen.

Frage: Was sagen Sie zur Roten Karte für Emre Can?

Antwort: Die Rote Karte ist berechtigt. Er grätschte, er trifft auch den Mann und er ist sozusagen letzter Mann. Da kann man nur Rot geben. Da gibt es keine zwei Meinungen.

Frage: Welche Erkenntnisse nehmen Sie aus dieser Länderspielwoche mit?

Antwort: Es war eine schwierige Woche, weil es immer wieder Absagen gab. Wir mussten ständig improvisieren, hatten nicht so viel Zeit für Trainingseinheiten. Gegen Argentinien haben wir in der Konstellation ein sehr gutes Spiel gemacht in der ersten Halbzeit. Gegen Estland hat die Mannschaft gerade in der zweiten Halbzeit eine gute Reaktion gezeigt. Jetzt muss man mal sehen, wer im November zurückkommt. Wir haben einigen jungen Spielern eine Chance gegeben. Es gibt für mich schon gute Erkenntnisse.

Frage: Was erwarten Sie jetzt von den letzten beiden EM-Qualifikationsspielen im November?

Antwort: Die Ausgangssituation ist unverändert. Wir wollen und werden die letzten beiden Spiele gewinnen. Wir werden uns qualifizieren für die EM. Holland hat etwas Glück gehabt und nur knapp in Weissrussland gewonnen. Es gibt schon viele Erkenntnisse. Wir haben zwei Heimspiele gegen Weissrussland und Nordirland. Da erwarte ich zwei Siege.

Frage: Manuel Neuer ist in Estland ins Tor zurückgekehrt. Wie sehen Sie seine Leistung und sehen Sie sich bestätigt darin, mit ihm als Nummer eins Richtung EM zu gehen?

Antwort: Manuel hat gehalten, was er halten musste. Er hat Ruhe ausgestrahlt. Von daher war das okay. Allzu viel konnte er sich wie auch Marc-André ter Stegen gegen Argentinien nicht auszeichnen. Die Situation ist für mich klar. Ich habe keine Veranlassung für ein Gespräch mit beiden gesehen. Weil ich gesehen habe, dass es im zwischenmenschlichen Bereich zwischen Marc und Manuel überhaupt keine Probleme gibt.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Joachim LöwAbfahrtKriegStadionTerrorManuel NeuerMarc-André ter Stegen