Nach Fussball-Märchen: Ajax droht Ausverkauf

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Niederlande,

Als erstes Team seit 2004, das nicht aus den vier grossen vier Ligen kommt, kann Ajax Amsterdam am Mittwoch das Champions-League-Finale erreichen. Danach werden aber viele Jung-Stars gehen. Die Frage ist nur: Wie viele?

Sie sind die Überraschung der Champions League: Die jungen Spieler von Ajax Amsterdam. Foto: Antonio Polia
Sie sind die Überraschung der Champions League: Die jungen Spieler von Ajax Amsterdam. Foto: Antonio Polia - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Finale winkt, der Ausverkauf droht: Ajax Amsterdam kann sein Fussball-Märchen in der Champions League am Mittwoch mit dem Einzug ins Endspiel fortsetzen.

Doch der Fluch der guten Tat hat den Verein schon vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Tottenham Hotspur (21.00/Sky und DAZN) ereilt. Denn das Team der jungen Wilden, das europaweit die Fussball-Romantiker verzaubert und das Hinspiel 1:0 gewann, wird im Sommer ziemlich sicher auseinanderfallen.

Die begehrtesten Jung-Stars hatten Generaldirektor Edwin van der Sar und Sportchef Marc Overmars schon im vergangenen Jahr zu einer Video-Stunde versammelt. Und mit ihnen, wie van der Sar nun verriet, eine Abmachung getroffen: Wenn sie Titel holen, dürfen sie gehen.

«Wir haben gesagt: Wenn Ihr Ajax-Legenden sein wollt, müsst Ihr etwas Grosses gewinnen», verriet van der Sar dem «Guardian»: «Marc und ich haben das Nest auch verlassen, um eine neue Herausforderung zu suchen. Das ist kein Problem, solange man dem Verein zwei, drei, vier Jahre gute Dienste leistet, die Liga gewinnt, tollen Fussball spielt. Dann kann man wechseln», sagte der ehemalige Torwart, der wie Overmars beim letzten Champions-League-Sieg 1995 unter Trainer Louis van Gaal dabei war.

Nun könnten die Spieler darauf pochen. Denn nach dem bereits gewonnenen Pokal und angesichts der Tabellenführung in der Eredivisie winkt sogar das Triple. Und der europäische Geld-Adel reisst sich bereits um die Ajax-Shootingstars. Klar sei aber, dass Ajax sich nicht als Selbstbedienungsladen verstehe. «Wir wollen keine sieben Spieler aus dieser Mannschaft verkaufen», sagte van der Sar: «Denn wir wollen auch in der kommenden Saison wettbewerbsfähig sein.»

Das grosse Los gezogen hat bereits Frenkie De Jong (21), der im Sommer für 75 Millionen Euro zum FC Barcelona wechselt. Kapitän Matthijs de Ligt (19) wird kaum billiger werden und trotzdem nicht zu halten sein. Hinspiel-Torschütze Donny van de Beek (22) soll von Borussia Dortmund und Paris St. Germain umworben sein; auch der FC Bayern München oder Barcelona wurden schon mal als Interessenten gehandelt. Ebenfalls beim Video-Schwur dabei waren Kasper Dolberg (21), David Neres (22) sowie Torhüter André Onana (23), der kürzlich bis 2022 verlängerte - angeblich aber mit einer Ausstiegsklausel für den kommenden Sommer.

Die niederländischen Medien verfolgen die Aussenseiter-Story mit Siegen bei Real Madrid und Juventus Turin in den vorherigen K.o.-Runden deshalb auch mit gemischten Gefühlen. «Diese Gala auf der grössten Bühne hat ganz Europa gesehen», schrieb «De Telegraaf» nach dem Hinspiel: «Damit machte Ajax erneut ungewollt Werbung für seine Talentefabrik.» Sollte der niederländische Club am Mittwoch wirklich das Endspiel erreichen, wäre er der erste Finalist seit 2004, der nicht aus den vier grossen Ligen in England, Spanien, Italien und Deutschland kommt.

Der fünfmalige Fussball-Nationalspieler Amin Younes, der bis Sommer 2018 drei Jahre für Ajax spielte, traut seinen alten Kollegen alles zu. «Für mich ist das Triple alles andere als unrealistisch – keine Frage», sagte der 25-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. An einen kompletten Ausverkauf glaubt er nicht. «Dass nicht das ganze Team zusammenbleiben kann, wird schon vor der Saison klar gewesen sein, unabhängig von dem aktuellen Abschneiden. So läuft es bei Ajax leider in nahezu jedem Jahr», sagte der in Neapel spielende Younes.

Es sei aber «nicht auszuschliessen, dass einige wichtige Spieler nochmal ein oder zwei Jahre dranhängen. Weil viele der Jungs Ajax sehr verbunden sind und wissen, was sie an dem Umfeld dort haben», sagte Younes: «Aber man muss auch die andere Seite sehen: Wenn Vereine wie Barcelona, Bayern oder Manchester City anklopfen: Wer würde da nicht schwach werden?»

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