Rassismus-Vorfall bei DFB-Spiel: Männer stellen sich Polizei
Leon Goretzka fordert Courage und ein «aktives Vorgehen», Marco Reus verurteilt die Vorkommnisse als «Sache, die absolut nicht geht». Die drei Fans, die sich beim Länderspiel gegen Serbien rassistisch geäussert haben sollen, wurden von der Polizei vernommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach den mutmasslichen rassistischen Äusserungen gegen die Fussball-Nationalspieler Leroy Sané und Ilkay Gündogan könnten den angeschuldigten Stadionbesuchern sogar Haftstrafen drohen.
Die drei Männer meldeten sich nach dem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Serbien (1:1) bei der Polizei in Wolfsburg. Sie hätten sich in einer ersten Vernehmung zu den Vorwürfen geäussert, teilte ein Polizeisprecher mit.
Zum Inhalt wollte er mit Blick auf das laufende Verfahren keine Stellung beziehen. Die Polizei werde weitere Ermittlungen anstrengen und den Vorgang voraussichtlich Anfang kommender Woche an die Staatsanwaltschaft Braunschweig abgeben, kündigte er an.
Nationalspieler Leon Goretzka forderte zwei Tage nach dem Vorfall im Wolfsburger Stadion seine deutschen Mitbürger zu mehr Courage auf. «Dagegen sollte man aktiv vorgehen», sagte der Bayern-Profi. «Ich kann nur alle aufrufen, mit viel Mut dagegen vorzugehen und solche Leute in die Schranken zu weisen», sagte der 24-Jährige.
«Fremdenfeindlichkeit hat keinen Platz im Stadion und in der Gesellschaft. Ich komme aus dem Ruhrpott, wo man auf die Frage der Nationalität mit Schalke, Dortmund oder Bochum antwortet. Für uns ist Integration kein Thema, sondern Selbstverständlichkeit», erklärte Goretza.
Der Journalist André Voigt hatte in den sozialen Netzwerken ein Video veröffentlicht, in dem er von verbalen Ausfällen einiger Zuschauer während der Partie berichtet hatte. Er sprach von «rassistischen Beleidigungen gegen Sané und Gündogan», die er als Zuschauer direkt miterlebt hatte. «Ich habe mir das Video auch angeschaut», berichtete Goretzka. Es habe ihn «bewegt» und «entsetzt». Die Nationalmannschaft stehe für Vielfalt. Teamkollege Marco Reus verurteilte bei der DFB-Pressekonferenz ebenfalls die verbalen Übergriffe: «Das ist eine Sache, die absolut nicht geht.»
Die Ermittlungen seien wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet worden, nachdem es mehrere Hinweise unter anderem vom Deutschen Fussball-Bund gegeben habe, sagte Polizeisprecher Thomas Figge. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnten sogar Haftstrafen drohen. Wegen des Vorfalls hat die Polizei auch Voigt als Zeugen vorgeladen. «Das hat mich sehr betroffen gemacht. Kein Spieler darf diskriminiert werden. Wir als DFB werden jedem, der das tut, die Rote Karte zeigen», hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel bei einer Podiumsdiskussion in Frankfurt gesagt.