Schalke-Chef Clemens Tönnies lässt Amt für drei Monate ruhen
Das Wichtigste in Kürze
- Schalke-Boss Tönnies wird beim Traditionsverein nicht entlassen.
- Der 63-Jährige wird lediglich sein Amt für drei Monate ruhen lassen.
- Seine Äusserungen als rassistisch zu bezeichnen, ist laut dem Ehrenrat unbegründet.
Vereinschef Clemens Tönnies ist beim FC Schalke einer Amtsenthebung entgangen, lässt sein Amt aber für drei Monate ruhen. Diese Entscheidung gab der Fussball-Bundesligist am späten Dienstagabend nach einer mehrstündigen Sitzung des Ehrenrates bekannt. Man kam zum Ergebnis, «dass der gegen Clemens Tönnies, erhobene Vorwurf des Rassismus unbegründet ist».
Vorzuwerfen sei dem 63-Jährigen allerdings, «gegen das in der Vereinssatzung und im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot verstossen zu haben». Der Unternehmer habe «diese – insbesondere den Vorsitzenden des Aufsichtsrats treffende – Pflicht verletzt», hiess es weiter. Tönnies habe den Verstoss eingeräumt «und ein weiteres Mal sein Bedauern zum Ausdruck gebracht», teilte der Ehrenrat mit.
Clemens Tönnies beleidigte Afrikaner
Tönnies hatte beim Tag des Handwerks in der Vorwoche in Paderborn Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. «Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen. Und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren», hatte Tönnies gesagt.
Ungeachtet der harschen öffentlichen Kritik an den Äusserungen des Fleischfabrikanten verzichtete das Vereinsgremium darauf, ihn als Aufsichtsratschef zu entheben. Diese Funktion hat er seit 2001 inne; Tönnies war noch vor wenigen Wochen von den Mitgliedern wiedergewählt worden.
Nach drei Monaten will er seine Tätigkeit im Schalke-Aufsichtsrat wieder aufnehmen. «Der Ehrenrat begrüsst die Haltung von Clemens Tönnies und nimmt beide Erklärungen zustimmend zur Kenntnis», erklärte das fünfköpfige Gremium.
Kritik aus Politik und Sport
Kritiker aus Politik und Sport hatten Tönnies' verbalen Fehltritt «deplatziert» oder «primitiv» genannt. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach von «dumpfem Rassismus».
Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland, erkannte bei Tönnies eine «hoch problematische Geisteshaltung». Andreas Rettig, scheidender Geschäftsführer des Zweitligisten FC St. Pauli, warf diesem eine «Gutsherren-Mentalität» vor.
Selbst der ehemalige Schalke-Profi Gerald Asamoah, langjähriger königsblauer Weggefährte von Tönnies, äusserte öffentlich Kritik. Er sei «sehr überrascht, geschockt und auch verletzt», schrieb der gebürtige Ghanaer auf Twitter.
Der Manager des Schalker U23-Teams forderte Konsequenzen: «Er beleidigt mich und alle anderen Betroffenen. Das können wir nicht dulden.»
Fan-Initiative kündigte Proteste an
Schon vor der Sitzung hatte die Schalker Fan-Initiative Widerstand für den Fall einer ausbleibenden Sanktionierung angekündigt. «Es wird auf jeden Fall Proteste geben, sollte alles beim Alten bleiben.» Das sagte Susanne Franke von der Schalker Fan-Initiative beim TV-Sender Sky.
Wie viele andere Kritiker berief sich auch die Fan-Initiative auf das Leitbild des Vereins. Dieses sei mit den Aussagen von Tönnies nicht vereinbar. In der Satzung heisst es, der Verein trete «rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen gegenüber anderen Menschen, insbesondere auf Grund ihrer Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit, Religion, Geschlecht, sexuellen Orientierung oder Behinderung, aktiv entgegen.»