So begann Sékou Sanogos Karriere in der Schweiz
Das Wichtigste in Kürze
- Sékou Sanogo spielt mit 29 Jahren für Al-Ittihad in Saudi-Arabien,
- 2010 kam der Ivorer mit löchrigen Schuhen in der Schweiz an.
- Nur Murat Yakin glaubte damals an ihn.
Mit löchrigen Schuhen und einem Plastiksack in der Hand trifft Sékou Sanogo 2010 am Zürcher Hauptbahnhof ein. Mit dem Flugzeug gelingt dem Ivorer zuvor die Flucht aus seinem Heimatland, in dem kurz darauf ein Bürgerkrieg ausbricht.
Keiner will Sanogo, ausser Yakin
Sein Berater Gianluca Di Domenico nimmt Sanogo in Empfang und bietet ihn in der Challenge League an. Doch weder Winterthur, Gossau oder Wil haben Interesse am Mittelfeldspieler. Der damalige FC Thun-Trainer aber erkennt sein Talent. Murat Yakin holt ihn ins Berner Oberland: «Ich wollte Sékou eine Chance geben.»
Thermowäsche und Fussballschuhe
Die Ankunft in der kalten Schweiz gestaltet sich schwierig. «Sanogo erscheint in dünnen Jeans und ohne Socken zum ersten Training», erzählt Yakin. Die Kälte macht dem Afrikaner derart zu schaffen, dass er die Garderobe nicht verlassen will. «Erst als wir ihm die Funktion der Thermowäsche erklärten, kam Sékou auf den Platz.»
David da Costa (32), sein damaliger Teamkollege und heutiger Goalie beim FC Lugano, kümmert sich um den neuen Mitspieler. Nach dem ersten Training unterstützt er Sanogo erstmal beim Schuhkauf. Denn: Die Treter des Ivorers haben überall Löcher.
Doch der französisch sprechende Sanogo integriert sich schnell: «Sékou ist ein hervorragender Typ und wollte sofort Deutsch lernen», erinnert sich Yakin.
Heikle Momente am Flughafen
Weil er ein Visum braucht, muss Sanogo nochmals zurück in die Elfenbeinküste reisen. Dort hat er Glück, kann er das Land überhaupt noch verlassen: Der Bürgerkrieg ist bereits ausgebrochen und er schafft es noch knapp auf einen der letzten Flieger, der das Land verlassen darf.
Wichtige Förderer
Via einer Ausleihe nach Lausanne schafft Sanogo den Sprung zu den Berner Young Boys. Bis dahin wird er von Berater Di Domenico und seiner Agentur auch finanziell unterstützt. Bei YB setzt sich Sanogo durch und wird zum wichtigen Mosaikstein auf dem Weg zum Meistertitel 2018.
Auch in Bern kann er sich auf einen Förderer verlassen: Sportchef Christoph Spycher steht dem Ivorer nach zwei gescheiterten Wechseln in die Bundesliga (HSV und VfB Stuttgart) und Anfangsschwierigkeiten mit Meistertrainer Adi Hütter zur Seite. Unter Hütter ist der Mittelfeldspieler zuerst nicht unumstritten und muss sich seinen Stammplatz erkämpfen.
Geld fliesst in die Heimat
Wer den Werdegang von Sanogo kennt, der kann verstehen, dass der Ivorer das Angebot aus Saudi-Arabien angenommen hat. Mit dem deutlich höheren Gehalt wird der bald 30-Jährige in erster Linie seine Familie in der Heimat unterstützen. Auch wenn er dabei nicht mehr auf allerhöchstem Niveau Fussball spielt.