Stadion-Zoff beim FC Luzern: Jetzt wehrt sich Liga-Boss Studhalter
SFL-Boss Philipp Studhalter sieht sich im Stadion-Streit des FC Luzern mit harten Vorwürfen konfrontiert. Bei Nau.ch bricht der Ex-Präsident sein Schweigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Liga-Boss Philipp Studhalter sieht sich mit Vorwürfen aus seiner FCL-Zeit konfrontiert.
- Im Luzerner Stadion-Streit wird er beschuldigt, widerrechtlich gehandelt zu haben.
- Bei Nau.ch erklärt Studhalter: «Ich hatte mit dieser Aktien-Übertragung nichts zu tun.»
Der Zoff rund um das Stadion des FC Luzern geht in die nächste Runde. Die Stadt leitet rechtliche Schritte gegen die Stadion Luzern AG ein, bei welcher Bernhard Alpstaeg als Verwaltungsratspräsident amtet.
Der Grund: Bei der Übertragung der Aktien soll nicht alles rechtens gewesen sein.
Ins Visier gerät auch Philipp Studhalter. Er amtet derzeit als Präsident des Komitees der Swiss Football League (SFL), davor war er in der gleichen Funktion für den FC Luzern tätig.
Er soll den Verein gemeinsam mit Alpstaeg um das Kaufrecht an der Eigentümerin der Aktien der Stadion Luzern AG gebracht haben. So lauten die heftigen Anschuldigungen.
Im Nau-Interview nimmt Philipp Studhalter exklusiv Stellung zu den Vorwürfen des FCL. Nau hatte dabei Einsicht in die Unterlagen.
Nau.ch: Philipp Studhalter, wie ist das Gefühl, im Stadion-Theater beim FCL als Sündenbock dargestellt zu werden?
Philipp Studhalter: Das ist inakzeptabel. Mir ist es immer darum gegangen, dass der FCL weiterkommt und grösser wird. Jetzt von unhaltbaren strafrechtlichen Vorwürfen gegen mich zu hören, verletzt mich sehr.
Nau.ch: Sie sollen den Verwaltungsrat der FCL Holding AG seinerzeit nicht informiert haben, dass er das Stadion damals hätte kaufen können.
Philipp Studhalter: Das widerspricht den Tatsachen. Ich habe den Verwaltungsrat mit einer E-Mail am 10. September 2019 umfassend informiert. Dieser E-Mail, die an alle ging, war der Stadtrat-Beschluss beigefügt, in dem erwähnt wurde, dass Bernhard Alpstaeg somit die Mehrheit am Stadion hält. Ausserdem war auch das Schreiben der Eberli Generalunternehmung AG und Toni Eberli dabei, in dem beschrieben wird, warum dieses Vorkaufsrecht nach ihrer Meinung gestützt auf den Baurechtsvertrag vom 24. September 2008 nicht zum Tragen komme. Alle Verwaltungsräte waren informiert.
Es gab zwei Rückfragen von Hans Schmid und Marco Sieber, die in die Richtung gingen: «Wir dachten, wir haben ein Vorkaufsrecht.» Ich habe dann auf die Argumentation im Schreiben Eberli Bau AG, die ich unterstützen kann, verwiesen. Die Begründung liegt nach der Beurteilung von Eberli Bau AG in Ziff. 5 Rz. 5 Abs. 2 des Baurechtsvertrages: das mögliche Vorkaufsrecht der FCL Holding AG kommt nicht zum Tragen, weil mit der Übertragung der Aktien an den Mehrheitseigentümer der FCL Holding AG (Bernhard Alpstaeg war zum entsprechenden Zeitpunkt als Eigentümer von 52 Prozent der Aktien im Aktienbuch eingetragen) eine Übertragung an eine der FCL Holding AG ideell oder wirtschaftlich nahestehende Person stattfand, welche das Vorkaufrecht der FCL Holding AG ausschliesse.
Danach habe ich nichts mehr gehört. Es hat auch kein Verwaltungsrat verlangt, dass wir das Thema Stadionaktien an der nächsten Verwaltungsrats-Sitzung traktandieren. Weil es neben der vertraglichen Situation eben auch gar nie ein Interesse war, dass die FCL Holding AG diese 60 Prozent der Stadion Luzern AG erwirbt. Ergänzend möchte ich darauf hinweisen, dass alle Verwaltungsräte erfahrene und erfolgreiche Geschäftsleute sind und auch den Baurechtsvertrag kannten oder bei mir jederzeit einfordern konnten.
Nau.ch: Heisst: Es hat zu keiner Zeit konkrete Absichten gegeben, dass der FC Luzern die Stadion-Mehrheit kauft?
Philipp Studhalter: Richtig. Zu meiner Zeit als Präsident war es nie ein Thema, dass die FCL Holding AG zu den bereits gehaltenen 40 Prozent nochmal mehr erwirbt.
Nau.ch: Wie war der Austausch mit der Stadt Luzern?
Philipp Studhalter: Die Stadt hatte in beiden sie betreffenden Vorkaufsfällen – am 15. Mai 2019 hatte es bereits einen solchen gegeben – Informationen bekommen, dass Toni Eberli mit seiner Antoga AG die Aktienanteile überträgt. Damals hat der Verwaltungsrat die Vorkaufsmöglichkeit der FCL Holding AG einstimmig abgelehnt. Das ist im Protokoll des Verwaltungsrates festgehalten.
Nau.ch: Zu diesem Zeitpunkt war Bernhard Alpstaeg mit 52 Prozent Mehrheitsaktionär. Hätte man den Verwaltungsrat da informieren müssen?
Philipp Studhalter: Wichtig ist: Es gab nie ein strategisches Interesse, die 60 Prozent der Stadionaktien zu erwerben. Genau aus diesen Gründen hatte man im Mai 2019 auch darauf verzichtet, obwohl es dort ein Vorkaufsrecht gab, weil ein Dritter und kein Nahestehender die Aktienanteile übernahm. Im September 2019 war es nach meiner Beurteilung, beziehungsweise der Informationen durch die Eberli Generalunternehmung AG, eine andere Ausgangslage. Seit dem 26. Februar 2019 war Bernhard Alpstaeg auf Beschluss des Verwaltungsrats als Eigentümer von 52 Prozent, der Aktien an der FCL Holding AG im Aktienbuch eingetragen.
Deshalb kam die erwähnte Klausel im Baurechtsvertrag zur Anwendung, die eben kein Vorkaufsrecht mehr zuliess, wenn jemand, welcher der FCL Holding nahestand, die Aktien übernahm. Und da Bernhard Alpstaeg mit seiner Mehrheit ja der eigentliche Eigentümer der Holding war, war dies der Fall. Oder wirtschaftlich einfach gesagt: Es gehörte ihm schon, warum sollte er einer anderen Gesellschaft, die wirtschaftlich auch von ihm beherrscht wird, ein Vorkaufsrecht einräumen. Das ergab keinen Sinn und war im Baurechtsvertrag deshalb auch nicht vorgesehen.
Nau.ch: Hier müssen wir klarstellen: Im September 2019 waren Sie Präsident des FCL und haben nicht die Interessen von Alpstaeg vertreten. Ihr persönliches Mandat war schon lange beendet und Bernhard Heusler (ex FC Basel Clubchef), war ab Mai 2019 als Vertreter von Bernhard Alpstaeg aktiv.
Philipp Studhalter:Ich bin der Meinung, dass ich in meiner Zeit als Präsident des FCL stets bewiesen habe, dass ich mich für die Interessen des Klubs einsetze und unabhängig war. Ich liess mich nicht von der einen oder anderen Seite instrumentalisieren.
Erinnern wir uns an die Situation damals: Es gab 2018/19 sehr viele Spannungen im Klub, das hat man vielleicht auch etwas vergessen. Im Verwaltungsrat herrschte eine misstrauische, ja gar aggressive Stimmung und mein Anliegen war es, dass ich den Club weiterbringe. Jede Seite hat stets mit eigenen Rechtsanwälten die Schritte der anderen Seite und auch meine Schritte beurteilt.
Dementsprechend war ich in dieser Phase sicher kein Vertreter von Bernhard Alpstaeg. Heidi Pfister hatte in der Phase des Übergangs der Stadionaktien an Toni Eberli (Mai 2019) im Auftrag der Stadion Luzern AG diesen Prozess begleitet. Aber auch ihr wurde dann im Mai 2019 das Mandat von Bernhard Alpstaeg entzogen.
Damit steht fest, dass ich mit der Aktien-Übertragung im September 2019 einfach nichts zu tun hatte. Beim vom FCL publizierten E-Mail von Heidi Pfister mit Datum Dezember 2018 muss erwähnt werden, dass dies irrelevant ist, weil sich die Ausgangslage im Februar 2019 geändert hatte, als Bernhard Alpstaeg im Aktienbuch wieder mit 52 Prozent eingetragen wurde, und eben nicht mehr mit 27 Prozent, wie noch ein paar Monate vorher.
Nau.ch: Wie werden Sie gegen die Anschuldigungen vorgehen?
Philipp Studhalter: Mein grösstes Interesse ist, dass der FC Luzern und die ganze Innerschweiz mit den Fans vorankommt. Das ist mein Anliegen und deshalb war ich bisher stets ruhig und habe mich nicht geäussert. Nun wurde ich von Ursula Engelberger stark und wider besseres Wissen öffentlich angegriffen. Dabei hatte sie an der Generalversammlung im Dezember 2022 noch behauptet, dass es gegen mich keine Vorwürfe gäbe. Es gibt kein Strafverfahren gegen mich. Mit ihren rufschädigenden Aussagen wurde nun am vergangenen Mittwoch eine Grenze überschritten. Ich werde mich gegen die Aussagen von Ursula Engelberger wehren, und zwar aufsichtsrechtlich und strafrechtlich.
Nau.ch: Was heisst das genau? Kommt es zur Anzeige?
Philipp Studhalter: Ich werde Ursula Engelberger strafrechtlich wegen Ehrverletzung anzeigen. Aufsichtsrechtliche Schritte müssen wir noch abklären. Sie greift mich als Rechtsanwalt, trotz meiner dannzumaligen Funktion als Verwaltungsratspräsident des FCL, an. Sie ist ebenfalls als Rechtsanwältin in den Verwaltungsrat des FCL gewählt worden. Wir haben unter Rechtsanwalts-Kollegen Standesregeln und es wäre auch sonst anständig, einen Kollegen vorab zu informieren.
Nochmals: Ich will, dass der FCL vorankommt, gleichzeitig kann ich diese unhaltbaren, unbegründeten Vorwürfe, ich hätte illegal gehandelt, nicht stehen lassen. Ich habe mich nie instrumentalisieren lassen und mich stets für den FCL eingesetzt. Deshalb muss ich mich wehren und meine Ehre verteidigen.
Nau.ch: Hat das Theater rund um das Stadion etwas mit dem Zoff um die 25 Prozent der Aktien von Bernhard Alpstaeg zu tun?
Philipp Studhalter: Ich sehe mich da absolut in einer Missbrauchs-Situation des Verwaltungsrates des FCL bzw. von Ursula Engelberger. Ich kenne die aktuellen Zustände nicht und weiss nicht, was zwischen Josef Bieri und Bernhard Alpstaeg passiert ist. Ich habe zu diesem Thema wie jeder Fan des FCL keine genauen Informationen und es ist mir ein Anliegen, dass dies so schnell wie möglich aufhört. Aber ich bin ganz klar der Meinung, dass der Verwaltungsrat des FCL, oder Ursula Engelberger, hier versuchen, mich auch noch zu einem Täter zu machen.
Das ist komplett missbräuchlich und auch schädlich. Alle Verantwortlichen des FCL haben immer gepredigt, niemand sei grösser als der FCL. Aber aktuell habe ich das Gefühl, mich als einziger daran gehalten zu haben.
Nau.ch: Sie sind ja auch noch Präsident der Liga. Im November sind wieder Wahlen. Gibt es die Möglichkeit, dass Sie sich angesichts der Angelegenheit rund um den FCL nicht mehr wählen lassen?
Philipp Studhalter: Es geht um meine Person. Ich muss einen Schritt machen und mich für die Verteidigung meiner Ehre einsetzen. Die Clubs werde ich durch eine Stellungnahme informieren. Es geht mir nicht darum, mit dem FCL im Streit zu sein. So wie ich es wahrnehme, ist mein Problem hauptsächlich mit Ursula Engelberger. Ich will als SFL-Präsident kandidieren, aber wie.in einer Demokratie üblich, werden die Clubs entscheiden.
Nau.ch: Haben Sie sich irgendetwas vorzuwerfen?
Philipp Studhalter: Ich habe alles dokumentiert und die Aktionäre nach bestem Wissen und Gewissen informiert. Ich kann nur wiederholen: Es gab in meiner Zeit als Präsident des FCL nie ein strategisches Interesse. des Verwaltungsrates der FCL Holding AG am Erwerb der weiteren 60 Prozent der Stadion Luzern AG. Finanziell war der FCL 2019 aufgrund der angedrohten und dann auch umgesetzten Rücktritte aller Verwaltungsräte ausser Josef Bieri und der damit verbundenen Aussage der Aktionäre, den Club finanziell nicht mehr zu unterstützen, in grosser existenzieller Gefahr. Heute wirft man mir plötzlich vor, man hätte damals 60 Prozent eines Stadions kaufen sollen, das selbst ein finanziell sehr aufwändiges Gebäude ist. Das ist absurd.
Ich kann mir in diesem Falle beim besten Willen nichts vorwerfen. Und wir hatten eine klare schriftliche Aussage des Stadtrats, dannzumal von Beat Züsli als Unterzeichner, der nicht nur sagte, als Stadt Luzern auf das Kaufrecht zu verzichten, sondern auch noch im Stadtratsbeschluss explizit vorwegnahm, dass Bernhard Alpstaeg damit 60 Prozent an dieser Stadion Luzern AG halte und dass dies in ihrem Sinne sei. Dies im Unterschied zum Mai 2019, als der Stadtrat in seinem Entscheid nur gesagt hatte: Wir verzichten. Die Verwaltungsräte der FCL Holding haben dann am 15. Mai 2019 einstimmig auf das Vorkaufsrecht verzichtet.
Im September 2019 ist der Stadtrat dann einen Schritt weiter gegangen und hat explizit erwähnt, dass Bernhard Alpstaeg der neue Eigentümer sei. Das ist für mich juristisch nachvollziehbar, weil der Stadtrat vermutlich schon wusste, dass die FCL Holding AG gar kein Vorkaufsrecht hatte.
Nau.ch: Sie haben vorhin gesagt, dass es Ihnen am Ende des Tages auch um das Wohl des FC Luzern geht.
Philipp Studhalter: Wenn man während einigen Jahren so viel Energie in diese grossartige Institution und Region gegeben hat und geben durfte, zwischen den Aktionären vermittelt und gleichzeitig Strukturen ausgebaut hat, das Defizit reduziert und den Club stabilisiert hat, ist das jetzt sehr verletzend für mich. Ich habe Verständnis, dass es zwischen Josef Bieri und Bernhard Alpstaeg einen Streit gibt – ich erlebte mehrere zerstrittene Aktionäre, aber habe es wenigstens zusammen mit Josef Bieri hingebracht, dass wir immer wieder gemeinsam an den Tisch gesessen sind.
Wir müssen den FC Luzern weiterbringen und nicht irgendwelche Auseinandersetzungen – die es immer gibt – an die Öffentlichkeit tragen und Gerichte damit belasten. Das ist der falsche Weg. Dass ich nun aber auch beschuldigt und öffentlich wider besseres Wissen diffamiert werde, das ist letztlich der Grund, warum ich mich hinstelle: Bis hier hin und keinen Schritt weiter – jetzt reichts.