Uli Hoeness: Der Bayern-Patron vom Tegernsee
Spieler, Manager, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender: Die «Erfolgsgeschichte» des FC Bayern ist eng mit Uli Hoeness verknüpft. Ein Macher, der polarisiert. Mit Ellbogeneinsatz ging's nach oben. Im November könnte er sich nach 40 Jahren als Macher zurückziehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der erste Arbeitstag von Uli Hoeness als Manager des FC Bayern war ausgesprochen kurz.
Zwei Stunden habe er «rumtelefoniert, dann bin ich wieder nach Hause gegangen», erzählte der 67-Jährige erst vor wenigen Wochen über jenen 1. Mai im Jahr 1979, an dem er «ganz unternehmungslustig und sehr motiviert» sein neues Büro bezogen hatte. «Da stand ein Schreibtisch drin und ein Sideboard mit einem Telefon drauf - das war's.»
Nun scheint es so, als würde der Patron, der den Rekordmeister und die Bundesliga für immer verändert hat, ab November nicht mehr erreichbar sein, wenn jemand an der Säbener Strasse anruft. Hoeness tauscht laut des «Bild»-Berichts sein Präsidentenbüro, in dem immer noch die Rattanmöbel aus seiner Managerzeit stehen, gegen deutlich mehr Ruhe in seinem Anwesen am Tegernsee.
Es wäre das Ende einer der grössten Erfolgsgeschichten des deutschen Fussballs. Der damals 27 Jahre junge Hoeness entwickelte sich rasch zum Vordenker der Bundesliga. Er war ein Visionär. Und er ist ein Mann, der immer polarisierte. Hoeness war der Manager mit dem Geldkoffer, der den Gegnern die besten Spieler wegkaufte. Bei Auswärtsspielen wurde er angefeindet. Unvergessen ist, wie er Ende der 1980er Jahre am Hamburger Millerntor verächtlich mit Münzen beworfen wurde.
«Ich wollte mit dem FC Bayern nach oben kommen», sagte Hoeness der Deutschen Presse-Agentur im Interview zum 40-Jahr-Jubiläum. Als er loslegte, war der Verein noch nicht der Krösus der Liga. Darum habe er in den Anfangsjahren viel «mit den Ellbogen gekämpft». Seine Auseinandersetzungen mit Gladbachs Helmut Grashoff, Bremens Willi Lemke und anderen Managern nennt er selbst «legendär».
Sie waren Teil der Geschäftspolitik. «Durch die Polarisierung haben wir den FC Bayern viel interessanter gemacht als die meisten anderen Vereine», sagte Hoeness. Heutzutage blicke die Bundesliga-Konkurrenz nach München, «was der Marktführer macht». Sie versuche, «das Beste abzukupfern». Das erfüllt Hoeness mit Stolz.
Der Manager-Neuling von 1979 sei mit dem 67-jährigen Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden des Rekordmeisters nicht zu vergleichen. «Damals bin ich wilder gewesen. Ich bin heute viel milder in der Auseinandersetzung.» Der FC Bayern ist fraglos Hoeness' Lebenswerk.
Von einer «Erfolgsgeschichte, wie es sie im deutschen Fussball kein zweites Mal gibt», schrieb der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge jüngst im Vereinsmagazin. Als Hoeness nach dem viel zu frühen Ende seiner Profi-Karriere wegen chronischer Knieprobleme als Manager begann, setzte der FC Bayern zwölf Millionen Mark im Jahr um und hatte 20 Mitarbeiter. 40 Jahre später sind es fast 700 Millionen Euro und 1000 Angestellte. Trotzdem betrachtet Hoeness den Club immer noch als eine grosse Familie. Als Spieler gewann er alle grossen Titel, 1974 wurde er Weltmeister, mit Bayern räumte er jede Trophäe ab.
Auch ausserhalb des Fussball war er als Geschäftsmann erfolgreich. Der Metzgerssohn aus Ulm baute eine Wurstfabrik auf. Meilensteine in vier Jahrzehnten als Bayern-Macher waren für ihn die rasante Entwicklung im Sponsoring und Merchandising, dazu die deutsche Wiedervereinigung. Sie habe dem Verein eine «ganze Welle ehemaliger DDR-Bürger» als Fans und Mitglieder eingebracht. Und natürlich die Eröffnung der Allianz Arena 2005. «Das Stadion hat den FC Bayern in eine völlig neue Welt geführt. Fussballspiele sind zum Event geworden», frohlockte Hoeness.
Bis auf die Steuergeschichte, die ihn 2014 zum Rückzug auf Zeit von seinen Bayern-Ämtern zwang und seinem öffentlichen Ruf empfindlich schadete, habe er «nicht so viele gravierende Fehler gemacht», findet Hoeness selbst. Wichtig ist dem emotionalen Bauchmenschen, im Verein ein bestelltes Feld zu hinterlassen. Oliver Kahn (50) soll aus seiner Sicht Vorstandsvorsitzender werden, Ex-Adidas-Chef Herbert Hainer (65) ihn im Präsidentenamt und an der Spitze des Aufsichtsrats beerben.
Viele hätten nicht geglaubt, dass Hoeness tatsächlich loslassen kann. Dabei sagte er zum 40-Jahr-Jubiläum, dass auch er «irgendwann» den Platz an der Vereinsspitze freimachen müsse: «Man darf sich nicht einbilden, dass man unersetzlich ist.» Kopierbar ist er aber bestimmt nicht.