Wegen Erdogan: Ex-Fussballstar Hakan Sükür lebt mittellos in den USA
Er ist einer der erfolgreichsten türkischen Fussballer aller Zeiten. Heute lebt Hakan Sükür (48) mittellos in den USA. Und dass wegen Türkei-Präsident Erdogan.
Das Wichtigste in Kürze
- Sükür lief in seiner Aktivzeit unter anderem für Galatasaray und Inter Mailand auf.
- Er führte sein Land an der WM 2002 sensationell auf den dritten Platz.
- Heute verdient der 48-Jährige sein Geld mit dem Fahrdienst Uber.
Mit seinen 51 Toren in 112 Länderspielen ist Hakan Sükür (48) bis heute der erfolgreichste Torschütze der Türkei. Er wurde achtmal türkischer Meister, sechsmal türkischer Pokalsieger, gewann den italienischen und den Uefa Cup (heute Europa League). Er ist zweifelsohne einer der besten seines Landes.
Auch Schweizer Fans dürften sich noch bestens an ihn erinnern. Oder besser gesagt ungern. Denn: Bei den beiden Quali-Spielen für die WM 2006 gegen die Schweiz führte er die Türkei als Captain aufs Feld.
Er steuerte bei der «Schande von Istanbul» sogar noch zwei Vorlagen bei. Am Ende setzte sich die Schweiz dank der Auswärtstorregel durch. Musste danach aber vor den aggressiven Gegnern in die Garderoben fliehen.
Vom Nationalhelden zum Staatsfeind
Doch die erfolgreichen Jahre Sükürs liegen weit zurück. 2008 beendete er im Alter von 36 Jahren seine Karriere. Danach ging es für ihn bergab. Heute verdient er seine Brötchen damit, Leute in der Gegend herum zu kutschieren.
Das Vermögen des «Bullen vom Bosporus» ist eingefroren und er lebt in den USA. Grund dafür: Er hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan öffentlich kritisiert. Er gilt heute als Staatsfeind seines Heimatlandes.
«Wir reden heute über ein Land, in dem du wegen ein paar Tweets, paar Kommentaren eingesperrt werden kannst. Deswegen sind wir hier in den USA, samt Familie und Kindern», meint Hakan Sükür.
Zuerst habe er in den Staaten ein Café betrieben. Doch: «Komische Leute kamen vor mein Café, haben Dombra-Musik gespielt. Dann hat man uns unter Polizeischutz gestellt – Das FBI hat uns eine Zeit lang beobachtet. Jetzt ist es zum Glück besser geworden.»
Die Dombra-Musik wird von der AKP als «die wahre Musik der Türken» bezeichnet.
Hakan Sükür: «Sie haben meinen Vater eingesperrt»
Sükür stellt gegenüber «Bild» klar: «Ich bin ein Feind der Regierung, nicht des Staats und nicht der türkischen Nation. Ich liebe unsere Fahne, unser Land. Ich bin ein Feind der falschen Politik und einer Geisteshaltung, die eine Loslösung vom Westen bezweckt.»
Er war zwischen 2011 und 2013 Mitglied der AKP, die von Erdogan mitgegründet wurde. Nach seinem Austritt hätten die Feindseligkeiten begonnen: «Erdogan nahm mir alles. Mein Recht auf Freiheit, das Recht, mich zu erklären, mich zu äussern, das Recht auf Arbeit.»
Und es kam sogar noch schlimmer: «Ich habe in der Türkei Besitz im Wert von Dutzenden Millionen Dollar. Aber es wurde alles konfisziert. Sie haben sogar meinen Vater eingesperrt», sagt der 48-Jährige. «Eine andere Meinung als seine wird derzeit in der Türkei nicht akzeptiert.»