YB: Darum ist der Konkurrenz-Kampf kein Knatsch-Faktor
Die Verletzungshexe hat Bern verlassen – YB wird in den nächsten Wochen vor Luxusprobleme gestellt. Trotzdem beeinflusst das die Harmonie nicht. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Meister YB kehren aktuell mehrere Leistungsträger von ihren Verletzungen zurück.
- Das verschärft den Konkurrenzkampf – sorgt aber in Bern nicht für Knatsch.
Das Lazarett bei YB lichtet sich, Trainer Gerardo Seoane kann schon fast wieder aus dem Vollen schöpfen. Damit ist auch klar: Gleich mehrere Stars werden bei den Bernern auf der Bank Platz nehmen müssen.
Wie zum Beispiel Guillaume Hoarau und Miralem Sulejmani beim 2:0-Sieg gegen den FCB. Spieler wie Ulisses Garcia und Marvin Spielmann kommen da nicht einmal zum Einsatz. Vincent Sierro steht nicht im Aufgebot.
Droht die Stimmung beim Meister jetzt zu kippen? Nein! Trotz der grossen Konkurrenz-Situation wird es bei YB nicht zum Knatsch kommen. Denn: Trainer Seoane und Sportchef Christoph Spycher haben sich bereits als einfühlsame Moderatoren bewiesen.
Klare Sache bei den Goalies
Im Tor ist die Hierarchie völlig klar. David von Ballmoos (25) ist die Nummer Eins. Routinier Marco Wölfli (37) steht bereit, wenn man ihn braucht. Und Dario Marzino (23) ist eine dankbare Nummer Drei.
Innenverteidiger kehren bei YB langsam zurück
Absoluter Chef in der Innenverteidigung ist der wiedergenesene Kapitän Fabian Lustenberger (31). Als Nebenmann wäre bei YB Ali Camara (22) vorgesehen, der sich noch im Aufbau befindet. Auch Sandro Lauper (23) wird nach seinem Kreuzbandriss langsam wieder herangeführt. Er kann zudem – wie Lustenberger – auch im Mittelfeld spielen.
Für Cédric Zesiger (21) und Nicolas Bürgy (24) führt der Weg über kurz oder lang wieder ins vorgesehene zweite Glied. Sie sind Talente und sollen im Schatten von Lustenberger reifen. Die vielen Einsätze Zesigers in der Hinrunde waren vor allem den Verletzungen geschuldet.
Kaum ein Faktor ist Frederik Sörensen (27): Der Leihvertrag des verletzten Dänen wird im Sommer sowieso auslaufen.
Aussenverteidiger: Aus drei mach zwei
Jordan Lotomba (21) zeigt gegen den FCB eine sackstarke Leistung. Er rückt für Ulisses Garcia (24) in die Partie und bildet mit Saidy Janko (24) das Aussenverteidiger-Pärchen. Mit «nur» drei Akteuren für diese Positionen werden alle zu ihren Einsätzen kommen.
Vorteil Lotomba: Er kann auf beiden Seiten spielen. Janko ist zudem noch von Porto ausgeliehen und möchte auf sich aufmerksam machen.
Mehr Optionen im zentralen Mittelfeld
Das zentrale Mittelfeld war in der Vorrunde am Ärgsten von der Verletzungsmisere bedroht. Dauerläufer Michel Aebischer (23) absolvierte beinahe jede mögliche Minute. Christopher Martins (22) erhielt nach seiner Verletzung bereits (zu) früh sehr viel Spielzeit. Dank der «neuen» Alternativen dürften beide bald vermehrt zu Pausen kommen.
Mit Vincent Sierro (24) und Gianluca Gaudino (23) kehren schon bald weitere Alternativen zurück. Und auch mit dem bereits erwähnten Sandro Lauper (23) erhöht sich die Flexibilität im Zentrum.
Trainer Seoane hat somit die Möglichkeit, mit YB in einem Dreier-Mittelfeld aufzulaufen. Für Esteban Petignat (19) ist die erste Profisaison vor allem ein Sammeln von Erfahrungen.
Neue Konkurrenz bei den Flügelspielern
Die unumstrittenen Christian Fassnacht (26) und Nicolas Moumi Ngamaleu (25) erhalten auf den Flügelpositionen mehr Konkurrenz. Miralem Sulejmani (31) ist zurück und kämpft um einen neuen Vertrag. Doch der Serbe ist sich seiner langen Verletzungspause bewusst. Er dürfte kaum aufmucken, wenn er in den nächsten Wochen vorerst weiter von der Bank kommt.
Geduld muss in erster Linie Marvin Spielmann (23) beweisen. Der Sommer-Neuzugang verletzte sich im Cup gegen Étoile Carouge zum ungünstigsten Zeitpunkt.
Bislang blieb er im Kampf um einen Stammplatz noch chancenlos. Allerdings dürften Ngamaleu und Fassnacht im Sommer zu den begehrtesten YB-Spielern gehören – die Zeit von Spielmann wird kommen.
Die grosse Stürmer-Frage
Im Angriff drängt der amtierende Torschützenkönig zurück in die Startelf. Guillaume Hoarau (35) spielt wie Sulejmani um einen neuen Vertrag, traf gegen Basel erstmals in der Meisterschaft. Torschützen-Leader Jean-Pierre Nsame (26) erhöhte sein Konto im Spitzenkampf auf 16 Treffer.
Beide zusammen spielen zu lassen, hat bei YB bisher selten wirklich funktioniert. Trotzdem könnte es bald soweit kommen, denn: Das Interesse an Roger Assalé (26) ist gross. Gut möglich, dass der Ivorer den Verein noch im Winter verlässt. Dahinter lauert Sturm-Talent Felix Mambimbi (19) auf seine Einsatzchancen.