YB: Das sagt Sportchef Christoph Spycher zu den Abgängen
Das Wichtigste in Kürze
- YB gibt in der Winterpause mehrere Leistungsträger ab.
- Jean-Pierre Nsame und Christopher Martins verlassen die Berner am «Deadline-Day».
- Nau.ch hat Sportchef Christoph Spycher einige Fragen zu den Abgängen gestellt.
Gleich mehrere namhafte Spieler hat YB in diesem Transfer-Fenster verlassen. Der Meister verliert die langjährigen Leistungsträger Jean-Pierre Nsame, Christopher Martins, Silvan Hefti und Michel Aebischer.
Trauen Sie YB den Meistertitel noch zu?
Wie reagieren die Berner auf die gewichtigen Abgänge? Nau.ch hat Sportchef Christoph Spycher einige Fragen gestellt.
Nau.ch: Haben Sie mit einem solch grossen Aderlass in der Winterpause gerechnet?
Christoph Spycher: Nein, wir konnten nicht voraussehen, dass es so turbulent wird. Auch, wenn man im Fussball prinzipiell immer mit fast allem rechnen muss. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass das Transferwesen ein bisschen in einen Stau geraten ist, der sich nun aufgelöst hat.
Nau.ch: Auch wenn Sie bestimmt gut auf diese Abgänge vorbereitet sind, können Sie diese Spieler gleichwertig ersetzen?
Christoph Spycher: Ich glaube, es war in den letzten Jahren eine Stärke von uns, dass wir für die meisten Fälle sehr gut gewappnet waren. Wir schauen weiterhin jeden Transfer einzeln an und analysieren im Führungsteam, was die Mannschaft braucht und ob es sinnvoll ist, mit einem Zuzug zu reagieren. Ein Abschied bietet immer auch die Chance, dass Spieler, die bereits bei YB sind, in eine neue Rolle wachsen können.
Nau.ch: Welchen Plan verfolgen Sie dabei: gestandene Spieler holen oder auf eine Lösung aus dem Nachwuchs setzen?
Christoph Spycher: Wir sind der Meinung, dass wir nun nicht viele Zuzüge brauchen, weil wir weiterhin sehr gut aufgestellt sind und grosses Vertrauen in die Mannschaft haben. Man darf nicht vergessen, dass wir in der Hinrunde 33 Ernstkämpfe zu bestreiten hatten und nun in der Rückrunde nur noch 17 Spiele zu absolvieren sind. Da brauchen wir nicht mehr ein derart grosses Kader wie zuvor. Nach dem Abgang von Christopher Martins fehlt uns ein physisches Element, das wir nun wieder kompensieren wollen.
Nau.ch: Wie hungrig ist die aktuelle Mannschaft, den Meistertitel wieder zu verteidigen?
Christoph Spycher: Sie ist sehr hungrig und optimistisch, das grosse Ziel zu schaffen. Auch wenn wir alle wissen, dass es schwierig und eine grosse Herausforderung wird. Wir müssen uns darauf konzentrieren, sehr gute Leistungen zu bringen. Auf diese Weise können wir für Spannung im Titelrennen sorgen.
Nau.ch: Brauchte es vielleicht sogar Mutationen im Kader, damit genau diese Gier nach dem Titel wieder verstärkt wird?
Christoph Spycher: Nein, der Hunger nach Erfolg war vorher schon vorhanden und ist weiterhin sehr ausgeprägt da. YB ist ein Klub, der immer grosse Ambitionen hat.
Nau.ch: Ist es für Nsame nicht ein Risiko, nach einer Verletzung, den Verein zu verlassen (auch wenn es nur auf Leihbasis ist)?
Christoph Spycher: Es ist speziell, dass der Wechsel jetzt über die Bühne gegangen ist. Aber er war jener Spieler bei YB, für den bei uns in den letzten Jahren am meisten Angebote eingegangen sind. Wir mussten ihm mehrmals am letzten oder zweitletzten Tag der Transferperiode aus sportlichen Gründen einen Transfer verwehren.
Er hat das immer verstanden und stets sein Bestes für YB gegeben. Nun haben wir seinem Wunsch entsprochen, weil wir im Sturm grosses Potenzial haben. Wir wollen unbedingt eine grosse Konkurrenzsituation um die Plätze in der Mannschaft haben. Aber zu viel Konkurrenz bei relativ wenigen Spielen kann auch schaden.
Nau.ch: Beim Martins-Deal konnten Sie wohl schon wegen der hohen Ablöse kaum nein sagen. Stimmen die zehn Millionen, die im Raum stehen?
Christoph Spycher: Wir äussern uns in der Öffentlichkeit nie über Zahlen. Aber wir machen keinen Hehl daraus, dass wir mit der Ablösesumme sehr zufrieden sind.
Nau.ch: Wie sicher sind Sie, dass YB am Ende der Meisterschaft wieder ganz oben steht?
Christoph Spycher: Man kann sich im Fussball nie sicher sein. Aber wir werden alles dafür tun, um für Spannung zu sorgen und am Ende wieder oben zu stehen.
Nau.ch: Wen sehen Sie derzeit als grösseren Konkurrenten: Leader FCZ oder den FC Basel?
Christoph Spycher: Der FCZ liegt auf Platz 1, Basel auf Rang 2. Ich erwarte, dass es bis zum Ende einen Dreikampf um den Titel geben wird.