YB – Lars Lunde: «Mir fehlt die Gier nach Siegen und Toren!»
Der Start ins neue Jahr ist YB missglückt. Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde fordert, dass das Team jetzt den Hebel umlegt – und gegen Lausanne Charakter zeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- YB wartet in diesem Jahr noch auf den ersten Sieg und das erste Tor.
- Für Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde sind jetzt die Spieler in der Pflicht.
- Lunde vermisst die Gier nach Siegen und Toren auf dem Platz.
- Am Samstag (18 Uhr) trifft YB auswärts auf Lausanne.
Fangen wir noch mal vorne an, beim ersten Spiel des Jahres: Die erste Halbzeit gegen Winterthur war seit langem der beste Auftritt, den ich von YB gesehen habe.
Das hohe und intensive Pressing, das Giorgio Contini spielen liess, war top. Zudem war die Startelf die, die mir auch vorschweben würde. Und der Goalie-Wechsel war die richtige Entscheidung. Einziger Makel: Das Tor fehlte.
Nur: Seit diesen 45 Minuten ging es wieder bergab! Das Spiel gegen GC war unterirdisch, genau wie der Auftritt gegen Belgrad. Auch wenn die Champions League für mich keine Priorität geniesst.
Ich stelle mir nach den ersten Spielen in diesem Jahr einige Fragen. Zum Beispiel, wieso es so viele Wechsel in der Startelf gibt? So kommen kaum Automatismen zustande, es dauert länger, die neuen Ideen des Trainers auf dem Platz umzusetzen.
«Wo ist die Gier nach Siegen und Toren?»
Ein Beispiel ist da Ebrima Colley, der bis auf das fehlende Tor gegen Winterthur ein gutes Spiel machte. Warum nicht mal vier oder fünf Spiele auf ihn setzen?
Er gehört YB (im Gegensatz zu Virginius) und ist bestimmt nicht schlechter, als die anderen Offensivkräfte. Dafür erhält Kastriot Imeri immer wieder Chancen – und kann sie einfach nicht nutzen.
Dann frage ich mich: Wo ist die Gier nach Toren und Siegen? Aus Sicht eines Stürmers fehlt mir die letzte Überzeugung vor dem Tor. Ich sage nicht, dass der Wille fehlt – aber ich sehe ihn einfach zu wenig.
Mir fehlt beim aktuellen YB zudem das Tempo. Manchmal wirkt es, als wären wir ein alter Diesel, der gegen ein spritziges E-Auto ran muss. Es macht den Eindruck, als hätte YB nur einen Gang.
Natürlich ist Fussball zu 80 Prozent Kopfsache. Und wenn es nicht läuft, dann fehlt dir das Selbstvertrauen. Das fängt bei den Stürmern an, wenn du so lange kein Tor geschossen hast.
Lunde: Ausbleibende Tore nicht nur der Fehler der Stürmer
Für mich bleibt Cedric Itten mein Wunschstürmer. Aber auch von ihm muss mehr kommen, ich erwarte mehr Bewegung. Für mich klebt er zu oft am Verteidiger, statt sich zu lösen. Ich habe vor allem darum höhere Erwartungen – weil er bereits bewiesen hat, dass er es kann.
Wichtige Anmerkung: Dass man keine Tore schiesst, ist nicht allein der Fehler der Stürmer. Du musst sie auch mit Bällen und Flanken füttern. Davon kommt derzeit viel zu wenig.
Es ist schwierig zu sagen, woran es bei YB harzt. Ich bin immer noch der Meinung, dass die sportliche Leitung sehr kompetent ist.
Aber natürlich wurden in den letzten Monaten Fehler gemacht, man hat die Situation vielleicht etwas unterschätzt. Sonst wäre man nicht da, wo man jetzt ist.
Man spricht immer von den Qualitäten, die das Kader eigentlich hat. Aber die müssen dann auch mal gezeigt werden.
Lars Lunde: «Die Spieler bei YB stehen jetzt auf dem Prüfstand!»
Den Trainer hat YB schon mehrfach gewechselt, jetzt stehen definitiv die Spieler auf dem Prüfstand und in der Pflicht: Wenn einer nicht mitzieht, dann soll er gehen.
Ich war auch mal Profi: Wenn dir Berater sagen, dass man zu dem oder dem Club wechseln kann; dann ist es schwierig, den Fokus zu behalten. Aber jetzt muss der Fokus bei jedem Spieler bei YB sein.
Die Mannschaft muss Charakter zeigen – und gleich am Samstag in Lausanne damit beginnen. Es muss jetzt ein Ruck durch das Team gehen. Da können die neuen Spieler wie Christian Fassnacht und Rayan Raveloson helfen.
Es ist noch nicht zu spät, es bleiben noch genügend Spiele. Aber YB muss die Handbremse jetzt definitiv lösen.
Hopp YB!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit 2024 auch Nau.ch-Kolumnist.
