YB: Spycher muss Trainerfrage klären ...und Weltreise verhindern!
YB feiert den vierten Meistertitel in Folge. Das wartet jetzt auf YB-Sportchef Christoph Spycher. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag holt sich YB den vierten Meistertitel in Folge.
- Auf YB-Sportchef Christoph Spycher wartet eine Trainer-Diskussion.
- 1961 bremste eine anstrengende Weltreise die YB-Serie.
«Meischter-Schwizer-Meischter BSC, Ole ole ole!» Einen Wecker braucht es heute früh zum Aufwachen im Berner Breitenrainquartier nicht. Immerhin ein YB-Fan hat die Nacht zum Tag gemacht. Er grölt und wankt glücklich durchs Quartier.
Nach dem Gewinn des gestrigen Meistertitels bleibt es ansonsten ruhig in Berns Lauben. Corona und die eiskalte Bise machen einen Strich durch die Party-Rechnung. Mit einem Feuerwerk sorgen die Fans dann doch noch für einen würdigen (und coronakonformen) Abschluss.
Dass man in Bern auch nächste Saison feiern kann, daran zweifelt keiner. Aber aufgepasst. Wie schnell es wieder abwärts gehen kann, zeigt der FC Basel.
Bei YB scheint das Gerüst stabil zu sein. Werfen wir einen Blick darauf:
Das Geld
Die Investoren haben weiterhin viel Freude an YB und sind gutgelaunt an Bord. «Jöggi» Rihs verfolgte das Spiel gegen Lugano (3:0) gestern im Stadion. Übrigens: Exakt auf den Tag genau vor drei Jahren verstarb gestern sein Bruder Andy Rihs (†75). Er durfte keinen einzigen Titel von YB miterleben.
Den Verwaltungsrat hat man zuletzt geschickt mit Marcel Brülhart (53) ergänzt. Brülhart ist bestens vernetzt, auch mit der Familie Rihs. Und bekannt als «Mister Euro 2008».
Das Kader
Das YB-Team ist auch für nächste Saison vorzüglich zusammengestellt. Jeder Abgang kann ersetzt werden, Sportchef Spycher hat auf jeder Position Backups auf Lager. Wechselt Topskorer Jean-Pierre Nsame (18 Tore, 27) ins Ausland, steht mit Jordan Siebatcheu (24) der Nachfolger schon bereit.
Der Nachwuchs
YB verfügt über eine vielversprechende Nachwuchsabteilung. Kurios, aber wahr: Mit Fabian Rieder (19) hat es ein YB-Talent ins Fanionteam geschafft, der wegen Corona noch gar nie vor Publikum spielen konnte.
Die Trainerfrage
Für Sportchef Christoph Spycher (43) stellt sich vor allem die Trainerfrage. Mit dem Abgang von Gerardo Seoane (42) ist zu rechnen. Den mit Abstand besten Trainer der Super League zu ersetzen, wäre eine heikle Aufgabe.
Nur: Mit der Verpflichtung von Seoane überraschte Spycher alle – und landete einen Volltreffer. Warum sollte ihm das diesmal nicht gelingen?
So ging es 1961 zu Ende
Eines muss der emsige YB-Sportchef aber definitiv verhindern: eine Weltreise...!
Denn: Nach dem vierten Titelgewinn gingen die YBler im Januar 1961 auf einen einmonatigen Trip. Der führte nach Bangkok, Hongkong, Kuala Lumpur und Kairo.
Nach den Reise-Strapazen und zahlreichen Testspielen war bei YB das halbe Kader verletzt und ausgelaugt. In der Meisterschaft verriss man daraufhin keine Stricke mehr. Es war das Ende der erfolgreichen Ära mit vier Meistertiteln zwischen 1957 und 1960!
YB-Legende Heinz Schneiter (†75): «Wir waren kaputt. Aber so komisch es vielleicht tönen mag: Der Asien-Trip war uns wichtiger als der fünfte Titel in Serie.»
Das sieht Spycher heute sicher anders.