Leichtathletik-Weltverband stellt Russland Ultimatum
Der Leichtathletik-Weltverband ist noch nicht am Ende der Geduld mit Russland angelangt. Bis zum 15. August hat das Land Zeit, die Millionen-Geldstrafe zu zahlen, sonst wird das Council von World Athletics den Ausschluss beantragen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Leichtathletik-Weltverband hat Russland ein letztes Ultimatum gestellt, um einem Ausschluss zu verhindern.
Wenn der russische Verband RusAF bis zum 15. August die verhängte Geldstrafe von 6,31 Millionen Dollar nicht bezahlt, ist der Rauswurf unvermeidlich.
Wie World Athletics nach einer Videokonferenz des Councils mitteilte, sei kurz vor der Sitzung ein Brief des russischen Sportministers Oleg Matytsin eingetroffen, in dem er die Zahlung der überfälligen Beträge bis Mitte August versprochen habe.
Russland hatte eine Frist zur Zahlung dieses ersten Teils der Geldbusse bis zum 1. Juli verstreichen lassen. Insgesamt muss Russland zehn Millionen Dollar bezahlen. Ein Ausschluss von RusAF müsste von einem einzuberufenden ausserordentlichen Kongress des Weltverbandes beschlossen werden.
«Es ist eine lange Reise und wir haben einen langen Weg hinter uns», sagte World-Athletics-Präsident Sebastian Coe. «Und es ist eine traurige Geschichte.» Die verhängten Sanktionen gegen Russland im März - die hohe Geldstrafe und die auch weiterhin wirksame Aussetzung der Prüfung von russischen Athleten für ein individuelles Startrecht - hätten nun Wirkung gezeigt. «Das kann ein kleiner Durchbruch gewesen sein», sagte der Brite mit Bezug auf den Brief des Sportministers. «Sie haben nun den Ernst der Situation erkannt.»
Rune Andersen, Leiter der unabhängigen Russland-Task-Force, äusserte sich dennoch enttäuscht, dass man in den vergangenen fünf Jahren «sehr wenig in Bezug auf die Veränderung der Kultur der russischen Leichtathletik» gesehen habe. Die Taskforce habe «enorm viel Zeit und Mühe aufgewendet, um die Reform der RusAF selbst und der russischen Leichtathletik zum Nutzen aller sauberen russischen Athleten zu unterstützen». Aber die Reaktion der RusAF sei unzureichend gewesen.
Im November 2015 war RusAF wegen flächendeckenden Dopings in der Leichtathletik Russlands erstmals suspendiert worden. Seitdem ist die Sperre mehr als ein dutzend Mal verlängert worden.
Nachdem Russland die erste Rate der 10-Millionen-Strafe nicht fristgerecht bezahlt hatte, war über den sofortigen Ausschluss spekuliert worden. Die hohe Busse war im Zuge der Affäre um den Hochsprung-Hallen-Weltmeister Danil Lyssenko verhängt worden. Funktionäre von RusAF hatten Dokumente gefälscht, um verpasste Dopingtests von Lyssenko zu vertuschen.
Wenn Russland aus dem Weltverband ausgeschlossen werden sollte, wäre ein Start von Topleichtathleten wie Hochsprung-Weltmeisterin Marija Lassizkene, Hürdensprinter Sergej Schubenkow und Stabhochsprung-Weltmeisterin Anschelika Sidorowa bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio nicht denkbar.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte Russland wegen Manipulation von Dopingdaten für vier Jahre für Sommer- und Winterspiele gesperrt. Zugleich hatte sie die Tür zur Teilnahme für mutmasslich unbelastete Sportler des Landes unter neutraler Fahne offen gelassen.