Leichtathletik WM: Jetzt sprechen die Macher der Startblock Kamera
Die Startblock-Kameras liefern «zu intime Einblicke». Deswegen werden die Bilder an der Leichtathletik-WM geschwärzt. Nun melden sich die Entwickler zu Wort.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Startblock-Kameras bei der Leichtathletik-WM in Doha erhitzen die Gemüter.
- Ein Verband hatte gegen die «Intim-Kameras» erfolgreich Beschwerde eingereicht.
- Nun äussern sich der TV-Chef von Doha, der Hersteller und der Ideengeber.
Es ist einer der Aufreger bei der Leichtathletik-WM in Doha: Die neuen Startblock-Kameras, welche die Läufer von unten filmen.
«Da war bestimmt keine Frau an der Entwicklung beteiligt», sagte die deutsche Vize-Europameisterin Gina Lückenkemper (22) kürzlich zur «Bild»-Zeitung.
Lückenkemper konkret: «In den knappen Sachen über diese Kamera zu steigen, um in den Block zu gehen, finde ich sehr unangenehm.» Auch ihre Teamkollegin Tatjana Pinto (27) hatte sich über die Neuheit beschwert. Der deutsche Leichtathletik-Verband hatte deshalb Beschwerde eingereicht – mit Erfolg.
Die Bilder werden nicht im Fernsehen gesendet und nicht einmal den Mitarbeitern im TV-Kontrollraum des Khalifa-Stadions gezeigt. Zudem werden die Videodaten auch nicht gespeichert und täglich gelöscht.
«Der Veranstalter hat uns versichert, dass die Bilder in der Regie während wir in den Startblock gehen, geschwärzt werden», erklärte Lückenkemper zufrieden.
Weltverband: «Kameras halten intensivsten Moment fest»
Der Einsatz der neuen Kameras im Startblock ist nur bei den 100 Metern und im Hürdensprint vorgesehen. Die Idee dahinter wäre, die Kommunikation zwischen Athleten und Zuschauern durch eine neue «Eventpräsentation» zu verbessern.
Gegenüber der «Bild»-Zeitung erläutert Fernsehdirektor James Lord vom Weltverband IAAF: «Die Leichtathletik besteht aus aussergewöhnlichen Farben und Bewegungen im Wettbewerb, wir wollen dies alles der Welt auf eine neue und aufregende Weise präsentieren.»
Die Idee soll von IAAF-Produktionsdirektor Westbury Gillet stammen. «Die neuen Kameras halten den intensiven Moment fest, kurz bevor das Rennen losgeht. Da sieht man ihre Gesichter», sagt dieser.
Hersteller Seiko kann Aufregung verstehen
Doch die Aufnahmen sind den Läuferinnen zu intim. Genau in dem Moment, wenn sie in die Hocke gehen, filmt die Kamera, nämlich in den Schritt. Einen Umstand, den der japanische Hersteller der Kameras durchaus verstehen kann.
«Wir haben sie nur entwickelt. Die Idee kam von der IAAF», erklärt General Manager Harumitsu Akashi vom Unternehmen «Seiko» gegenüber dem Boulevard-Blatt.
Und weiter: «Ich habe auch davon gehört, dass die deutschen Sprinterinnen Probleme damit haben, allerdings nicht offiziell. Ich kann sie sogar verstehen.»
Das sei nicht die Absicht von Seiko gewesen, so Akashi. «Aber die Entwicklung ist so neu, da müssen sich erst mal alle dran gewöhnen.»