Marcel Hug: Behindertensportler holt sich dritten Titel in Berlin
Zum Abschluss der Para-Leichtathletik-EM in Berlin sichert sich Marcel Hug über 1500 m seinen dritten Titel.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Behindertensportler Marcel Hug holt sich an der Para-EM die dritte Goldmedaille.
- Die Bilanz des Schweizer Teams in Berlin ist mit 23 gewonnen Medaillen grossartig.
Alexandra Helbling gewann zudem mit Silber über 800 m ihre fünfte Medaille im sechsten Rennen, Bojan Mitic die dritte bronzene Auszeichnung beim dritten Start. Mit 23 gewonnenen Medaillen (8/4/10) lag die Schweiz in Berlin damit deutlich über den Erwartungen. Eingerechnet sind auch Gold und Silber durch die Rollstuhl-Sprinterinnen Tanja Henseler (Sempach) und Anita Scherrer (Bussikon). Weil die drei türkischen Gegnerinnen zu spät im Stellplatz erschienen, wurden sie disqualifiziert und das Rennen zum Schweizerinnen-Duell mit Vorteil für Henseler.
Der zweifache Paralympics-Sieger Marcel Hug bewies nach 800 m und 5000 m auch auf der 1500-m-Distanz, dass er europäisch in einer anderen Liga fährt als die Konkurrenz. Wie in den Rennen zuvor übernahm Hug von Beginn weg das Kommando. Er kontrollierte das Feld, zog bei Angriffen das Tempo leicht an und sprintete auf den letzten Metern den Konkurrenten davon. «Im Hinblick auf die nun folgenden City-Marathons stimmt die Form. Dies hat mir die EM gezeigt», zog Hug eine positive Bilanz.
Einmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze: Alexandra Helbling bewies – teilweise in Abwesenheit von Leaderin Manuela Schär – ihre Zugehörigkeit zur europäischen Spitze. «Mein Ziel wird nun sein, speziell über 400 m und 800 m noch näher an die Weltklasse heran zu kommen», sagte sie nach dem 800-m-Bewerb. Taktisch rollte sie nicht wie über 1500 m kräfteschonend am Endes des Feldes mit, sondern versuchte das Rennen von vorne zu bestimmen, was ihr bis 20 Meter vor dem Ziel gelang.
Bojan Mitic liess Rang drei über 100 und 400 m Platz drei auf der 800-m-Distanz folgen. Im Hinblick auf den 2016 begonnen «Umbau» vom Sprinter zum Mittelstreckler war sein letzter Podestplatz wohl der wichtigste.
Zehn Medaillen gefordert
Zehn EM-Medaillen hatte Teamchef Andreas Heiniger gefordert, 23 wurden es nun. «Die unerwartet positive Bilanz hat verschiedene Gründe», erklärte der frühere Spitzenfussballer von YB und Thun. «Neulinge wie Fabian Blum oder Tanja Henseler haben durch Medaillengewinne überrascht. Im Vorfeld war zudem kaum abzuschätzen, wie gross die Starterfelder sein würden.» Es gelte die Bilanz deshalb teilweise zu relativieren.
«Wir verfügen im Team über absolute Weltklasse-Athletinnen und -Athleten. Marcel Hug und Manuela Schär haben ihre Ausnahmestellung in Europa bestätigt», so Heiniger weiter. Andere Sportler, zum Beispiel Alexandra Helbling, seien näher an die Spitze herangerückt. «Beat Bösch kann jederzeit aufs Podest fahren. Aber die EM hat gezeigt: Sind die Asiaten und Amerikaner dabei, sieht vieles wieder anders aus», lässt sich Andreas Heiniger durch die Flut an Podestplätzen nicht blenden.