Anthoine Hubert: Frankreichs aufgehender Motorsport-Stern ist tot

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Belgien,

Mit nur 22 Jahren kommt Frankreichs Motorsport-Hoffnung Anthoine Hubert in Spa-Francorchamps ums Leben. Die Formel-1-Welt trauert um einen der ihren.

Anthoine Hubert Renault
Anthoine Hubert bei seinem Sieg in Le Castellet in seiner Heimat Frankreich. - Renault Sport F1

Das Wichtigste in Kürze

  • Anthoine Hubert kommt bei einem Rennunfall der Formel 2 in Spa-Francorchamps ums Leben.
  • Der französische GP3-Meister des Vorjahres wird nur 22 Jahre alt.
  • Die Motorsport-Welt trauert um eines ihrer grössten Talente.

Es gibt zwei Bilder von Anthoine Hubert, die Fans, Teamkollegen und Kontrahenten in Erinnerung bleiben. Eines zeigt den jungen Franzosen in Monaco, vorne auf seinem Auto stehend, die Hände zum Himmel gereckt. Soeben hatte er das Sprint-Rennen der Formel 2 im Fürstentum gewonnen, sein erster Sieg der Saison.

Das zweite Bild zeigt ihn beim darauffolgenden Rennwochenende in seiner Heimat Frankreich. Wieder Sonntag, wieder das Sprint-Rennen, wieder Sieg Anthoine Hubert. Die französische Flagge hält der Jungstar hinter sich in die Höhe, geht auf im Triumph vor heimischer Kulisse.

Anthoine Hubert
Der grosse Triumph: Sieger in Monaco, in den Häuserschluchten – Anthoine Hubert. - FIA Formula 2

Es sind die Höhepunkte in einer Saison, in der sich Anthoine Hubert vom Insider-Tipp zum ernst zu nehmenden Formel-1-Kandidaten mausert. Zwei Monate später ist Frankreichs grosse Motorsport-Hoffnung tot.

Es ist die zweite grosse Tragödie für den französischen Rennsport in nur fünf Jahren. 2014 erleidet Jules Bianchi beim Formel-1-GP von Japan schwerste Kopfverletzungen. Er erliegt ihnen neun Monate später, im Sommer 2015. Für alle stand fest: Bianchi, das Supertalent, wäre ein künftiger Weltmeister gewesen.

Der ewige Champion Anthoine Hubert

Dasselbe galt für Anthoine Hubert. Als amtierender Meister der GP3 stieg er zur Saison 2019 in die Formel 2 auf. Es ist eine kleine, aber emotionale Fussnote, dass Hubert als letzter Meister der GP3 in die Rennsport-Geschichte eingeht. Die Serie wurde nach 2018 eingestellt und zur neuen Formel 3 umfunktioniert.

Anthoine Hubert
Der letzte Champion der GP3: Anthoine Hubert (2. v. li.). - Twitter/@AnthoineH

Hubert, 2013 in überlegener Weise Meister der französischen Formel 4, war auf dem Weg zu einer grossen Karriere. Er zählte zum Nachwuchsprogramm von Renault, durfte sich Hoffnungen auf einen baldigen Aufstieg in die Formel 1 machen.

Die Königsklasse des Motorsports war sein grosser Traum. «Formel-1-Weltmeister werden mit Renault, am besten beim Grand Prix von Frankreich», scherzte der humorvolle Jungstar einmal. Frankreichs erster Weltmeister seit Alain Prost, vielleicht noch am Steuer eines französischen Autos – das war der Traum.

Frankreichs Motorsport-Stern ist verglüht

Diesem Traum zollt die Motorsport-Welt an einem ihrer dunkelsten Tage Tribut. Lewis Hamilton nennt Hubert einen Helden; «ein echter Champion, ein noch grösserer Mensch», sagt Teamkollegin Tatiana Calderon. Glauben, in Worte fassen, kann das Geschehene kaum einer.

Vor allem aber schmerzt der Verlust, weil es mit Anthoine Hubert einen allseits geliebten Fahrer trifft. Auf der Strecke war der Franzose ein kompromissloser, aber stets fairer Racer, abseits davon ein Gentleman mit Charme und Humor.

Anthoine Hubert Tatiana Calderon
Anthoine Hubert im Gespräch mit seiner Teamkollegin Tatiana Calderon. - Twitter/@TataCalde

Für die Formel 1 ist es die grösste Tragödie seit fünf Jahren, für die moderne Formel 2 die grösste überhaupt. Frankreichs Motorsport verliert zum zweiten Mal sein vielleicht grösstes Talent, bevor es wirklich zur Entfaltung kommt. Der aufgehende Stern am französischen Motorsport-Himmel ist verglüht, bevor er strahlen durfte.

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