Formel 1: Dan Ticktum ist nach dem Red-Bull-Out wieder auf Kurs
Im Sommer strich Red Bull sein Nachwuchstalent Dan Ticktum aus dem Kader. Seine Karriere geriet ins Stocken – nun ist er wieder auf Kurs in Richtung Formel 1.
Das Wichtigste in Kürze
- Dan Ticktum hat in seiner jungen Karriere schon alle Höhen und Tiefen erlebt.
- Im Sommer strich Red Bull ihn aus dem Junior-Team, Ticktum stand vor dem Nichts.
- Für 2020 hat er seine Karriere wieder auf Schiene gebracht und schnuppert an der Formel 1.
So jung und schon so kontrovers – kaum ein Rennfahrer-Talent wird so hitzig diskutiert wie Dan Ticktum. Der junge Brite ist pfeilschnell, mutig und ein harter Arbeiter. Aber: Er ist auch ein Hitzkopf, neigt zu harten, teils unfairen Manövern. Und in Mick Schumacher hat er schon früh in seiner Karriere einen Erzrivalen gefunden.
Die Karriere des talentierten Briten ist eine Geschichte von Höhen und Tiefen. 2015 kam er vom Kart in die britische Formel Ford und war auf Anhieb Sieganwärter. Aber ein Aussetzer kostet ihn ein ganzes Jahr: Während einer Safety-Car-Phase räumt er absichtlich einen Kontrahenten ab. Er wird gesperrt, darf erst Mitte 2016 wieder ins Cockpit klettern.
Der Weg zur Formel 1 ist plötzlich verbaut
Von da an geht es für den Red-Bull-Junioren steil bergauf. 2017 gewinnt er sensationell den Macau-GP, das grösste Nachwuchs-Event der Formel-Welt. Im Folgejahr scheint er unaufhaltsam auf dem Weg zum Formel-3-Europameistertitel. Erst die späte Leistungsexplosion von Mick Schumacher kostet ihn den Titeltriumph.
Im Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher findet Ticktum auch seinen bis dahin grössten Rivalen. In mehreren Instagram-Posts übt der Brite Kritik an seinem Kontrahenten, beschuldigt ihn – zwischen den Zeilen – des Betruges. Immerhin: Mit einem zweiten Macau-Sieg en suite übt er am Jahresende 2018 ein bisschen Revanche.
Aber 2019 gerät seine Karriere aus den Fugen: Red Bull schickt ihn in die japanische Super Formula. Dort kommt Ticktum nie wirklich auf Touren, nach nur drei Rennen ist Schluss. Der Energy-Drink-Hersteller setzt ihn vor die Türe, es machen Gerüchte über einen tätlichen Angriff auf seinen Ingenieur die Runde. Bei Ticktums Hitzkopf-Vorgeschichte ist das nicht undenkbar – und plötzlich ist der 20-Jährige arbeitslos.
Das Ziel, es in die Formel 1 zu schaffen, ist plötzlich in weite Ferne gerückt. Ohne Red-Bull-Unterstützung taucht Ticktum erst einmal unter. Seine Rückkehr ins Cockpit gibt er beim Shakedown des neuen Dallara-Formelrennwagen, den er testet. Wenig später kehrt er für das Van-Amersfoort-Team in der Formula Regional in den Renneinsatz zurück.
Mit DAMS und Williams zurück in die Spur
Auch wenn es nicht für die grossen Erfolge reicht – in sechs Rennen steht er zweimal auf dem Podest. Und das Carlin-Team, für das er 2016 schon drei Einsätze absolvierte, wird wieder auf ihn aufmerksam. Beim Macau-GP 2019 darf er für die Briten erneut in die asiatischen Strassenschluchten eintauchen. Für einen Erfolg reicht es nicht, aber Ticktum ist zurück auf Kurs zur Formel 1.
Danach geht alles ganz schnell. Beim Formel-2-Test in Abu Dhabi nach dem letzten Saisonrennen wird Ticktum beim Meisterteam DAMS bestätigt. Und Mitte Dezember bewahrheitet sich seine Ankündigung, bald wieder zu einem Formel-1-Team zu gehören. Das kriselnde Williams-Team schnappt sich Ticktum als Test- und Entwicklungsfahrer.
2020 wird das entscheidende Jahr in der Karriere eines hitzköpfigen, aber pfeilschnellen Rennfahrers. In der Formel 2 trifft er auf seinen Lieblingsrivalen Mick Schumacher, mit DAMS hat er ein starkes Team hinter sich. Und für Williams wird er aller Voraussicht nach einige Male zu Testeinsätzen kommen. Mit einer starken Saison könnte sich Dan Ticktum für 2021 für die Formel 1 in Stellung bringen.
. @DanTicktum 🗣️ “It is a privilege to be joining the Williams Racing Driver Academy, especially given Williams’ incredible heritage in our sport."
— Williams Racing (@WilliamsRacing) December 17, 2019
Hear from the newest member of the ROKiT Williams Racing family 📽️ pic.twitter.com/ukK0MBe8SQ