Formel 1: Das grösste Kalender-Problem heisst nicht Corona!

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Australien,

Zwei Monate vor dem geplanten Saisonstart der Formel 1 wird der Kalender schon über den Haufen geworfen. Aber das Coronavirus ist nicht das grösste Problem.

Formel 1 Ferrari Leclerc
Charles Leclerc (Ferrari) beim Abu-Dhabi-GP der Formel 1. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 23 Rennen will die Formel 1 trotz Corona-Pandemie in der Saison 2021 unterbringen.
  • Die ersten Verschiebungen mussten bereits in Kauf genommen werden.
  • Die Pandemie ist aber nicht das grösste Problem mit dem Kalender. Ein Kommentar.

Es war ein ambitionierter Plan, den sich die Formel 1 für die Saison 2021 zurechtgelegt hatte. 23 Rennen rund um die Welt, ganz so, als gäbe es gar keine Pandemie. Der Saisonauftakt sollte traditionell wieder in Australien stattfinden.

Nur Wochen nach Bekanntgabe des Kalenders muss dieser aber schon den ersten Revisionen unterzogen werden. Australien rutscht in den November, der China-GP ist gar nicht mehr im Kalender enthalten.

Formel 1 Kalender
So sieht der provisorische Kalender der Formel 1 für die Saison 2021 aus. - F1

Der Saisonauftakt verschiebt sich damit schon um eine Woche, erst in Bahrain dröhnen die Motoren erstmals. Trotzdem bleibt man dabei – 23 Grands Prix in nur 37 Wochen. Die Belastung für Fahrer und Teams wird so hoch wie noch nie.

Renn-Flut entwertet die Grands Prix

Das unterstreicht, dass die Coronavirus-Pandemie nur das zweitgrösste Problem ist, das die Formel 1 mit ihrem Kalender hat.

Pandemie hin oder her – niemand kann erwarten, dass die Fans bei 23 Rennen gebannt vor dem Fernseher sitzen.

Das stetige Anwachsen des Rennkalenders ist kein neuer Trend. Seit der Jahrtausendwende ist der GP-Kalender um sechs Grands Prix angewachsen. Im Vergleich zur ersten Formel-1-Saison überhaupt sind es gar 16 Rennen mehr.

Formel 1 Kalender
Seit 1950 hat sich die Anzahl der Rennen pro Saison in der Formel 1 mehr als verdreifacht. - Nau.ch

Diese stetige Zunahme hat den Stellenwert eines Grand Prix längst erheblich gesenkt. Lance Stroll etwa startet seit 2017 in der Formel 1. Seither überholte er unter anderem den zweifachen Weltmeister Jim Clark an GP-Starts. Clark war neun Jahre lang F1-Pilot.

Aber auch die Teams leiden immer mehr unter dem aufgeblähten Kalender. Die Mechaniker sind das halbe Jahr unterwegs, die körperliche und mentale Belastungsgrenze ist erreicht. Und die neue Budget-Obergrenze lässt keinen Raum für mehr Personal an der Strecke.

Die Formel 1 ist auf dem Holzweg

Und wegen der Flut an Rennen pro Jahr nimmt das Interesse der Fans merklich ab. Zumal viele der Strecken im Kalender weder historischen noch emotionalen noch Unterhaltungs-Wert aufweisen.

Sind 23 Rennen pro Saison in der Formel 1 zu viel?

Hinzu kommt die politische Komponente. 2020 machte die Formel 1 mit #WeRaceAsOne und Anti-Rassismus-Aktionen viel Wind.

Zugleich gastiert man in Ländern mit gravierenden Menschenrechts-Verletzungen wie China, Saudi-Arabien oder Aserbaidschan.

Der Formel 1 täte es gut, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen und den Kalender zu schrumpfen.

Mit 16 oder 17 Rennen pro Jahr ist die Königsklasse bestens bedient. Das wäre immer noch mehr als genug – ohne Fans und Team-Personal über Gebühr zu belasten.

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