Formel 1 - Flückiger: «Frank Sinatra war 1981 bei uns in den Boxen»

Peter Pflugshaupt
Peter Pflugshaupt

Bern,

Der Berner Bruno Flückiger war Chefmechaniker in der Formel 1. In der Saison 1981 im Team von Marc Surer. Im Nau-Interview erzählt er vom 1. GP in Las Vegas.

Bruno Flückiger Formel 1
Bruno Flückiger mit der Original Team Theodore Jacke vom Formel 1 GP in Las Vegas 1981 vor seiner Garage in Gümligen BE. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende findet erstmals seit 1982 wieder in Formel-1-GP in Las Vegas statt.
  • Der Berner Bruno Flückiger war beim 1. GP in Las Vegas 1981 mit dabei.
  • Der ehemalige Chefmechaniker von Marc Surer erzählt im Interview vom Vegas-Abenteuer.

Bruno Flückiger war der jüngste Chefmechaniker in der Formel 1. 1981 war er beim 1. GP in Las Vegas beim Team Theodore mit dem Schweizer Fahrer Marc Surer (heutiger Formel 1 TV-Experte) engagiert.

Nau.ch: Sie waren beim ersten GP in Las Vegas im Oktober 1981 mit dabei …
Bruno Flückiger: Ja, ich war für das Team Theodore mit dabei. Und es war ein unglaubliches Erlebnis. Das Rennen fand auf dem Parkplatz des Ceasars Palace statt, heute steht an dieser Stelle das Hotel Mirage.

Nau.ch: Was war ihr Job beim Team Theodore?

Bruno Flückiger: Ich war Chefmechaniker von Marc Surer. Surer qualifizierte sich für das Rennen, schied aber dann leider aus.

Formel 1 Bruno Flückiger
Das Team von Thedore Racing beim GP der Formel 1 in Las Vegas 1981 mit dem Schweizer Chefmechaniker Bruno Flückiger (2.v.r.). - zVg

Nau.ch: Was war das Besonderefür ihr Team in Las Vegas?

Bruno Flückiger: Teambesitzer Teddy Yip war war auch am Ceasars Palace beteiligt. Und er war wohl auch mitverantwortlich, dass das Rennen überhaupt in die Wüste Nevadas vergeben wurde.

Nau.ch: Was war Teddy Yip für ein Typ?

Bruno Flückiger: Er besass viele Liegenschaften und war weltweit vernetzt. Spass war bei ihm wichtiger als Rennsiege. Er war ein guter Freund von Sänger Tom Jones. Darum war unser Team damals in Las Vegas am Konzert von Jones.

Yip Flückiger Formel 1.
Beim GP der Formel 1 in Las Vegas. Bruno Flückiger (l.) mit Theodore-Fahrer Marc Surer und Teambesitzer Teddy Yip. - zVg

Das Team bestand insgesamt aus zehn Personen. Heute ist so etwas völlig undenkbar. Allein die heutige Presseabteilung von McLaren ist grösser als damals unser ganzes Team.

Nau.ch: In Las Vegas waren schon damals viele Promis und Stars unterwegs...

Bruno Flückiger: Ja, das stimmt! Unsere Garagen waren im Ceasars Palace Sports Pavillon, dort wo Muhamed Ali einen Teil seiner Boxkämpfe ausgetragen hatte.

Neben Tom Jones waren auch Frank Sinatra, Sammy Davis Junior, oder Willie Nelson bei uns an den Boxen. Aber auch die Sängerinnen Cher oder Diana Ross waren dabei. Diana Ross hatte dann auch den Siegerpokal übergebeben.

Surer schied bei der Premiere der Formel 1 in Las Vegas aus

Nau.ch: Wie war das Rennen?

Bruno Flückiger: Wir hatten beim Training Getriebeprobleme, ich musste am Vorabend aus drei Getrieben ein funktionstüchtiges bauen.

Bereits früh im Rennen, in der 19. Runde erlitt Surer dann einen Schaden auf der Aufhängung. Zudem war die Strecke sehr speziell mit vielen Gegengeraden, es war schwierig die Übersicht zu behalten.

Es war das letzte Rennen der Saison der Formel 1. Alan Jones hat vor Alain Prost gewonnen und Nelson Piquet sicherte sich den Weltmeister-Titel. Die Qualität im Fahrerfeld war riesig. Von den zwölf Platzierten waren oder wurden später sechs Weltmeister.

Formel 1 Las Vegas
Titelseite der Las Vegas Sun am Tag nach dem 1. GP in der Wüstenstadt in Nevada. - Nau

Nau.ch: Was halten sie von der Neuauflage des GP in Las Vegas?
Bruno Flückiger: Finde ich grundsätzlich gut, «The Show must go on». In Europa werden solche Ereignisse der Formel 1 in Zukunft nicht mehr oder kaum noch stattfinden. Das finde ich schade.

Nau.ch: Was sagen sie zu den Vorfällen mit den Kanaldeckeln im Training vom Freitag?

Bruno Flückiger: Das ist ein Skandal, so etwas darf nicht passieren, das war lebensgefährlich. Die Deckel müssten alle verschraubt oder wenigstens verschweisst werden.

Das war ein krasses Versäumnis der Sportaufsichtsbehörde der FIA.

Kommentare

User #4103 (nicht angemeldet)

.. Und ich denke, dass es auch hier in der Schweiz Jungs gäbe, die in Sachen Grundspeed, Fahrzeugbeherrschung und Arbeitsmoral das Zeug zum F1-Weltmeister oder mindestens zum GP-Sieger hätten. Wahrscheinlich wissen die gar nichts von ihrer Begabung – und vom Alter her dürfen die noch nicht mal ein Moped auf öffentlichen Strassen bewegen. Richtigerweise wird hier in diesem jugendlichen Alter - auch von elterlicher Seite aus - viel Wert auf Schule und Berufsausbildung gelegt. Da macht es wenig Sinn, irgendeiner Fata Morgana hinterherzurennen. Zudem ist hier auch die Sponsorensituation – und generell die Einstellung dem Motorsport gegenüber nicht eben optimal. Im Ausland ist das vielfach ein wenig anders – und die Hamiltons, Verstappens und Co. werden da bereits als Knirpse mit viel Engagement in eine Rennsportkarriere gepusht. .. Aber so rein vom Talent und der Begabung her, hätt’s da wahrscheinlich auch hier schon kleine Schumacher’s und Senna’s gegeben .. (?)

User #6317 (nicht angemeldet)

Frage: Warum gibt es Heute keinen Schweizer Formel 1 Fahrer ? Liegt es an der Super-Lizenz die seit ein paar Jahren benötigt wird und kein einziger Schweizer die Befähigung hat? Man sollte über leichtere Regeln dafür nachdenken.

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