Formel 1: Österreich-Chaos ist eine Blamage für die Königsklasse
Die Formel 1 erlebt einen Österreich-GP für die Geschichtsbücher. 1200 Verstösse, ein Dutzend Strafen am späten Abend – historisch peinlich. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Der GP von Spielberg (Ö) wird zur Farce für die Formel 1.
- Erst um 21.30 Uhr wird das definitive Ergebnis bekannt gegeben.
Wer wissen wollte, wie der Österreich-GP der Formel 1 am Sonntag ausgegangen ist, musste lange warten. Erst um halb zehn Uhr abends konnte die Rennleitung ein Ergebnis vorlegen. Vorausgegangen war eine Strafen-Farce, wie sie die Formel 1 noch selten erlebt hat.
Als die Nachricht vom Aston-Martin-Protest die Runde machte, war schnell klar: Die Rennleitung hat sich in Spielberg in die Nesseln gesetzt. Schon während des Rennens wurden grosszügig Zeitstrafen verteilt, mehr als das halbe Fahrerfeld fasste zumindest eine aus. Da war noch nicht absehbar, was sich nach der Zielflagge abspielen würde.
Mehr als 1200 potenzielle Verstösse mussten sich die Stewards nachträglich ansehen. Mit anderen Worten: Im Schnitt fuhr alle fünf Sekunden ein Fahrer beim Österreich-GP über die Streckenbegrenzung. Insgesamt stellte man nachträglich noch 83 nicht geahndete Übertretungen fest, acht Fahrer wurden bestraft.
Zur Ehrenrettung der Rennleitung sei gesagt: Niels Wittich verfolgt eine klare Linie, die seine Vorgänger bisweilen vermissen liessen. Der verstorbene Charlie Whiting etwa vergab strecken- oder oft sogar kurvenspezifische Ausnahmen in Sachen Track Limits. Unter Wittich ist die weisse Linie die Grenze, Ende der Debatte.
Aber spätestens nach den fast 50 gestrichenen Zeiten im Qualifying war klar, dass der Österreich-GP im Chaos versinken würde. Und dass die Rennleitung in ihrer Strafenliste am Sonntagabend explizit Massnahmen für das nächste Jahr fordert, spricht Bände. Aber es täuscht nicht darüber hinweg, dass sich die Formel 1 blamiert hat.
Wittich hätte für die Kurven 9 und 10, wo der Löwenanteil der Verstösse passierte, eine Ausnahme verhängen können. Das Problem ist schliesslich kein neues – schon im Vorjahr war der Red-Bull-Ring ein Track-Limits-Feuerwerk. Die grosszügigen Asphalt-Auslaufzonen laden schliesslich dazu ein.
Patentlösung gibt es keine. Kiesbetten wären die einfachste Antwort, man sträubt sich in Spielberg aber wegen der MotoGP. Einen zusätzlichen Randstein, genannt «Sausage Kerb», will angesichts des Sicherheits-Risikos ohnehin niemand.
Aber eine Lösung ist notwendig, sonst folgt in zwölf Monaten die nächste Blamage.