Formel 1: Was der Bahrain-GP über die zehn Teams verrät
Mit dem Bahrain-GP ist die Formel 1 in die neue Saison gestartet. Vorne bleibt alles beim Alten – dahinter deutet sich aber eine neue Hackordnung an.
Das Wichtigste in Kürze
- Max Verstappen fährt in Bahrain zu einem überlegenen Auftaktsieg in der Formel 1.
- Der Weltmeister macht auch 2023 einen starken Eindruck – die Verfolger patzen.
- Während Ferrari und Mercedes grübeln, herrscht bei Aston Martin Euphorie.
Die Formel 1 ist zurück! Mit dem Bahrain-GP beginnt eine rekordverdächtig lange Saison mit 23 Grands Prix auf dem Kalender. Die erste Station ist absolviert – mit einem wenig überraschenden Sieger: Titelverteidiger Max Verstappen siegt in Sakhir überlegen.
Der Red-Bull-Doppelsieg deutet an, dass das Weltmeister-Team aus dem Vorjahr auch 2023 das Mass aller Dinge ist. Dahinter scheint sich die Rangordnung aber neu durchmischt zu haben – mit einem ganz grossen Gewinner.
Red Bull in der Formel 1 der grosse Gejagte
So einen Saisonstart wird man sich bei Red Bull gewünscht haben: Praktisch keine technischen Probleme, eine geschlossene erste Startreihe und ein Doppelsieg. Max Verstappen hat seine Titel-Ambitionen eindrucksvoll untermauert. Natürlich ist die Saison noch lang, aber alles andere als eine erfolgreiche Titelverteidigung wäre eine Überraschung.
Das genaue Gegenteil erlebt man bei Ferrari mit einem Ausfall von Charles Leclerc und Rang vier für Carlos Sainz. Das Auto ist wie im Vorjahr schnell genug, um Red Bull zu fordern. Aber wie im Vorjahr sorgt die Standfestigkeit schon jetzt für Kopfzerbrechen. Hinzu kommt, dass der Reifenverschleiss im Vergleich zur Konkurrenz schlicht zu hoch ist.
Auch bei Mercedes dürfte am Montag in aller Frühe das Grübeln begonnen haben. Mit dem erhofften Schritt nach vorne ist es nicht weit her, im Gegenteil: Die Lücke zur Spitze ist fast exakt gleich gross wie vor einem Jahr. Dass man nach nur einem Rennen schon das gesamte Auto-Konzept in Frage stellt, lässt Übles erahnen.
Fernando Alonso ist der Gewinner des Winters
Nicht immer hat Fernando Alonso in der Formel 1 die richtigen Karriere-Entscheidungen getroffen. Der Wechsel zu Aston Martin dürfte sich aber als ein Glücksgriff erwiesen haben. Der AMR23 ist schnell, liegt stabil und schont seine Reifen, Alonso nannte ihn «wunderbar zu fahren». Bestätigt sich das in Saudi-Arabien, sind sogar Rennsiege in Reichweite.
Einen soliden Eindruck macht auch Alfa Romeo Sauber, auch wenn nur Rang acht für Bottas zu Buche steht. Aber der C43 scheint die Schwächen des Vorgängers, insbesondere beim Reifen-Management, ausgemerzt zu haben. Die letzte Saison von Sauber und Alfa Romeo vor dem Ausstieg der Italiener könnte eine erfolgreiche werden.
Einen Schritt nach vorne hat in der Formel 1 auch Williams gemacht: Im Vorjahr war jeder WM-Punkt noch ein kleiner Triumph, 2023 steht man deutlich konkurrenzfähiger da. Mit einem Zähler zum Saisonstart kann man nach den mageren letzten Jahren gut leben. Und Debütant Logan Sargeant macht einen starken Eindruck in seinem ersten F1-Rennen.
Vier grosse Verlierer in der Formel 1
Eine Enttäuschung ist das erste Rennwochenende dagegen für Alpine – statt Podest-Chance müht man sich zu zwei Pünktchen. Der Strafen-Hagel gegen Esteban Ocon ist fast schon rekordverdächtig, insgesamt war die Pace aber enttäuschend. Ein kleiner Lichtblick war das grundsolide, weil gesamthaft fehlerlose Team-Debüt von Pierre Gasly.
Auch bei AlphaTauri wird am Montag vor allem Katerstimmung herrschen: Yuki Tsunoda verpasste die Punkteränge knapp, aber das Kräfteverhältnis sieht nicht gut aus. Insgesamt dürfte man sogar hinter Williams zurückgefallen sein. Für ein Team, dessen Leistungen sogar zu Verkaufsgerüchten führen, geht das genau in die falsche Richtung.
Ernüchternd war das Auftakt-Wochenende auch für Haas, wo man 2023 einen grossen Schritt vorwärts erwartet hatte. Doch die Bilanz nach dem Saisonstart weist das US-Team bestenfalls als vorletzte Kraft, wenn nicht als Schlusslicht aus. Die Qualifying-Form von Rückkehrer Nico Hülkenberg kann nicht über die schwache Renn-Pace hinwegtäuschen.
Am schlimmsten erwischt hat es in Bahrain aber eine Ikone der Formel 1: McLaren erlebte einen Saisonstart zum Vergessen, mit einem Ausfall und einem letzten Platz. Die Ziele in der Entwicklung hat man klar verfehlt, nun könnte sogar ein frühes Köpferollen drohen. Für die Fans der Papaya-Renner steht ein langes, schmerzvolles Jahr bevor.