Mit «Bumms» zum Titel: Hamilton als Massstab für Vettel
Es ist nicht mehr weit bis zum sechsten WM-Triumph für Lewis Hamilton. Weil die Titelfrage der Formel 1 eigentlich beantwortet ist, haben der Champion und sein Rivale Sebastian Vettel in Mexiko sogar Zeit für eine erstaunliche Klimadebatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Gleich nach der Ankunft in Mexiko liess Lewis Hamilton die Fäuste sprechen.
Auch im Ring mit Box-Ikone Julio César Chávez zeigte der 34-Jährige seine Kämpfernatur, die ihm schon am Sonntag zum sechsten Mal den Formel-1-Titel bringen könnte.
«Er hat gesagt, ich habe einen ordentlichen Bumms», verriet Hamilton nach der Showeinlage mit dem mexikanischen Altmeister im Kunstlicht einer Muckibude.
Schmerzen bereitet der WM-Spitzenreiter seit Jahren auch seinen Rivalen auf der Rennstrecke, allen voran Sebastian Vettel. «Es ist ziemlich unglaublich, was Mercedes und Lewis in den vergangenen Jahren gemeinsam erreicht haben», sagte der Ferrari-Pilot vor dem viertletzten Saisonlauf am Sonntag (20.10 Uhr/RTL und Sky) im Autódromo Hermanos Rodríguez. Nein, er verspüre keinen Neid auf Hamiltons Triumphserie, versicherte Vettel gleich mehrfach: «Ich erkenne seine Leistung an.»
Es ist schon weit vor Schluss ziemlich viel Spannung aus dieser Saison entwichen. Eigentlich geht es nur noch darum, wann Hamilton auch rechnerisch wieder Weltmeister ist und dann nur noch einen Titel entfernt von Michael Schumachers Rekordmarke. Holt der Brite in Mexiko 14 Punkte mehr als sein finnischer Stallgefährte Valtteri Bottas, haben auch die Mathematiker Ruhe.
Und weil die Titelfrage eigentlich beantwortet ist, haben Hamilton und Vettel sogar Zeit für eine bemerkenswerte Klimadebatte. Der Fast-Champion will weniger fliegen, Plastikmüll vermeiden und seine Sportwagen gegen E-Mobile tauschen. «Ich weiss, dass unser ökologischer Fussabdruck höher ist als beim Durchschnitt. Aber deshalb sollten wir keine Angst haben, uns offen für einen positiven Wandel auszusprechen», sagte Hamilton. Sein deutscher Kollege wünscht sich eine starke Botschaft von der Formel 1 und behauptet: «Der Wandel wird kommen, wir müssen ihn annehmen.» Nun ja.
Auf das gegeneinander Rennen fahren wollen die beiden Klimaretter vorerst in keinem Fall verzichten. Hamilton hat als Ansporn den dauerhaften Platz in den Rekordbüchern seines Sports, Vettel die jüngsten Anzeichen des Fortschritts bei Ferrari. «Wir müssen so weitermachen, um Mercedes vom Thron zu stossen», sagte der 32-Jährige.
Die verbleibenden Rennen sollen mit vier Siegen die Startrampe für Ferrari bieten, «um die Richtung für das nächste Jahr vorzugeben», befiehlt Vettel. «Der Schlüssel wird sein, dass wir nächstes Jahr von Anfang an vorn sind und dann auch vorn bleiben.»
Klingt einfach, hat aber zuletzt nie geklappt. Warum eigentlich? «Die Leute wissen es nicht zu schätzen, wie hart das ist. Sie knipsen den Fernseher an und sehen ein paar Stunden unseres Wochenendes. Aber es fliesst im Hintergrund so unheimlich viel Arbeit rein», erklärte Hamilton. Branchenführer Mercedes hat Abläufe perfektioniert, die richtigen Menschen in Schlüsselrollen gebracht, das technische Reglement am besten verstanden und für den Jahrhundert-Piloten Hamilton das ideale Umfeld geschaffen.
«Das ist nicht aus Glück entstanden oder aus heiterem Himmel passiert», bemerkte Vettel. Bei seinen vier Titeln mit Red Bull zwischen 2010 und 2013 hat er so eine Erfolgsära schon selbst erlebt. Mit Ferrari indes ging zu oft etwas schief. «Ich glaube an unser Team. Wir haben die richtigen Leute, wir müssen es nur besser zusammenbringen», versicherte Vettel. Der WM-Kampf 2020 beginnt irgendwie schon in Mexiko.