Welche Lehren die Formel 1 aus dem China GP ziehen kann
Lewis Hamilton zeigte sich im China GP in alter Stärke. Mit zwei Siegen en suite ist der Serien-Weltmeister auf dem Weg zur Titelverteidigung in der Formel 1.
Das Wichtigste in Kürze
- Ausgerechnet das 1000. Rennen der Formel-1-WM geriet dank Mercedes zum Langweiler.
- Schon nach drei Rennen herrscht wenig Zweifel am nächsten WM-Titel für Lewis Hamilton.
Mit viel Tamtam hat die Formel 1 auf ihr grosses Jubiläum hingefeiert, am Ende wurde es ein Schaulaufen für Mercedes. Die Silberpfeile siegten beim 1000. Grand Prix der Formel-1-WM in China überlegen vor Ferrari.
Der Strahlemann am Sonntag hiess Lewis Hamilton. Der Brite ist auf dem Weg zu seinem dritten WM-Titel in Folge, seinem sechsten insgesamt. Ferrari hingegen hat ganz andere Sorgen als Mercedes. Hier sind fünf Lehren aus dem China-GP.
Lehre #1: Lewis Hamilton ist in Bestform
Wer nach dem fünften WM-Titel im Vorjahr Zweifel hatte, ob Lewis Hamilton seine Form in die neue Saison mitnehmen kann, darf diese ablegen. Hamilton präsentierte sich in China stärker als je zuvor.
Daran ändert auch die verpasste Pole Position nichts. Im Rennen gewann Hamilton den Start gegen Valtteri Bottas und damit auch das Rennen. Es folgte eine fehlerlose Prozession bis ins Ziel.
Hamilton hat sich damit früh in die Favoritenrolle im WM-Kampf gebracht. Ferrari spielt dort vorerst keine Rolle, und dass Mercedes ihm gegenüber Bottas den Vorzug gibt, ist unbestreitbar. Also: Schon mal den Champagner einkühlen für die WM-Feier.
Lehre #2: Valtteri Bottas bleibt die Nummer Zwei
Mit seinem brillanten Rennen in Australien weckte Valtteri Bottas die Hoffnung, dass er im Stile eines Nico Rosberg Hamilton herausfordern könnte. In Bahrain blieb der Finne blass, in China musste er sich mit Rang zwei begnügen.
Im Rennen konnte Bottas seinem Teamkollegen nie gefährlich werden. Es steht zu befürchten, dass der Sieg in Melbourne ein Ausreisser nach oben war.
Das ist bei Mercedes für jeden ausser Bottas gut: Teamchef Toto Wolff muss sich nicht über Stallorder den Kopf zerbrechen. Lewis Hamilton muss kein WM-Duell wie gegen Rosberg fürchten. Und Ersatzfahrer Esteban Ocon darf hoffen, 2020 zum Stammfahrer befördert zu werden.
Lehre #3: Bei Ferrari brennt der Hut
Nach den Wintertestfahrten galt Ferrari als grosser Kandidat auf den Titel. In Melbourne blamierte man sich, in Bahrain scheiterte man an Vettels Nerven und Leclercs Motor, in China war man meilenweit hinter Mercedes.
Und dann noch das: Charles Leclerc greift schon nach drei Rennen den Nummer-eins-Status von Sebastian Vettel an. In allen drei Rennen (!) bisher musste man Team-Order zum Einsatz bringen.
In Australien durfte Leclerc Vettel nicht angreifen, in Bahrain sollte er ebenfalls zurückstecken. In China musste er früh im Rennen Platz machen und verlor so Platz vier an Max Verstappen. Das verspricht noch viel Zündstoff im Lauf der Saison.
Lehre #4: Red Bull bleibt auch beim China GP eine One-Man-Show
Nach dem Abgang von Daniel Ricciardo zu Renault hatte Red Bull einen Sitz zu füllen. Der ging an den vielversprechenden Pierre Gasly – und für den haut es bisher überhaupt nicht hin.
Nachdem ihm in China mit Platz sechs endlich eine gute Startposition gelang, musste sich Gasly im Rennen ganz schnell von den Top Fünf verabschieden. Das Tempo von Mercedes konnte ohnehin niemand mitgehen, aber mit den Ferraris und seinem Teamkollegen Max Verstappen hätte er mithalten müssen.
Das gelang ihm nicht. Stattdessen blieb das Highlight seines Rennens die schnellste Runde kurz vor Schluss. Gut für Red Bull: Man muss keine Team-Kollisionen wie in Baku im Vorjahr fürchten. Schlecht für Red Bull: Man hat aktuell nur einen potenziellen Siegfahrer.
Lehre #5: Die Formel 1 hat immer noch ein Action-Problem
Viel hat man sich versprochen von den neuen Regeln in der Formel 1. Das Überholen sollte einfacher werden, mehr Rad-an-Rad-Duelle sollten folgen. Nach drei Rennen – davon zwei auf konventionellen Strecken – fällt das Urteil ernüchternd aus.
Ja, das Hinterherfahren ist einfacher geworden. Und durch die grösseren Heckflügel fällt der DRS-Effekt stärker aus als im Vorjahr. Mehr Rad-an-Rad-Action hat das bisher aber nicht mit sich gebracht.
Stattdessen hat China – zugegeben eine Strecke mit traditionell wenig Rennaction – unterstrichen, dass die Formel 1 dringend etwas ändern muss. Sonst ist wie am Sonntag einzig der Start wichtig, denn nachdem Hamilton Bottas beim Losfahren überholt hatte, war der GP entschieden.