Muriel Furrer (†18): Rad-WM lehnte Gratis-GPS-Tracking ab
Das Wichtigste in Kürze
- Ende September starb Muriel Furrer (†18) nach einem Sturz an der Rad-WM.
- Sechs Wochen später findet am Freitag in Uster ZH die Trauerfeier statt.
- Die Juniorin wurde erst mindestens anderthalb Stunden nach dem Unfall gefunden.
- Ein Zürcher hatte den Organisatoren im Vorfeld ein Gratis-Ortungssystem angeboten.
Am 26. September stürzte Muriel Furrer (†18) beim Juniorinnen-Rennen an der Rad-WM in Zürich schwer und zog sich ein Schädel-Hirn-Trauma zu. Einen Tag später verstarb sie im Spital.
Am Freitag, sechs Wochen später, findet in der reformierten Kirche in Uster ZH eine Trauerfeier statt. Furrer wird die letzte Ehre erwiesen.
Der Sturz hatte sich in einem Waldstück oberhalb von Küsnacht ereignet. Furrer lag mindestens anderthalb Stunden verletzt im Wald, bevor sie gefunden wurde.
Nun berichtet CH Media vor der Trauerfeier: Ein Informatiker aus Zürich hatte den Organisatoren vor der WM ein kostenloses Ortungssystem angeboten. Dieses kam aber nicht zum Einsatz.
Christian Sailer ist Lehrspezialist an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich und ein begeisterter Rennradfahrer. Der Informatiker hat Erfahrung mit Geo-Informationssystemen (GIS). Als er die Website der Velo-WM besuchte, war er enttäuscht über die grafische Darstellung der Strecken. Also bot seine Hilfe an.
Fahrerinnen hatten GPS-Tracker
Sailer betreute 2014 die Bachelorarbeit eines Studenten, der ein Notfallerkennungssystem für Radrennen entwickelte, das Unfälle innerhalb weniger Sekunden erkennen kann. Auch, wenn sie von Sicherheitspersonal oder anderen Fahrern übersehen werden.
«Schon mit diesem zehn Jahre alten System wäre es möglich gewesen, innert Sekunden festzustellen, dass Furrer nicht mehr auf der Strecke ist. Und man hätte sie auf zehn Meter genau lokalisieren können», sagt Sailer zu CH Media.
Trotzdem wurde sein Angebot nicht angenommen. Der Weltradsportweltverband UCI behauptete später, dass das GPS-Tracking wegen Signalunterbrechungen nicht alle Fahrerinnen jederzeit orten kann. Sailer bestreitet das.
Alle Fahrerinnen hatten während des Rennens GPS-Tracker dabei. Doch die Daten wurden nicht für öffentliche Visualisierungen genutzt, sondern zur Erkennung und als Informationsquelle für die grafische Aufbereitung. Die UCI stellte sich quer, heisst es im Bericht.
Sailer hatte vorgeschlagen, eine 3D-Visualisierung des Rennens zu erstellen, um das Rennen für Fans weltweit zugänglicher zu machen und die Sicherheit der Fahrerinnen zu erhöhen.
Sein Vorschlag hätte nichts gekostet – seine ehemalige Firma Esri wäre bereit gewesen, das Projekt kostenlos als «Showcase» umzusetzen. Trotzdem wurde das Angebot von der UCI abgelehnt.
GPS-Tracking hätte «vermutlich geholfen»
Nach dem tragischen Tod von Muriel Furrer räumten die Organisatoren ein, dass technische Lösungen wie Sailers GPS-Tracking «vermutlich geholfen hätten». Das scheine «unbestritten».
Sie machten jedoch klar, dass die Entscheidung bei der UCI lag und sie keine Möglichkeit hatten, zusätzliche Visualisierungen einzuführen. CH Media beruft sich dabei auf Mail-Verkehr zwischen Sailer und den Organisatoren.
WM-Renndirektor Olivier Senn hat angekündigt, sich beim Radsportweltverband für den Einsatz von Technologie starkzumachen: «Wir müssen aus diesem und den letzten Unfällen lernen und Änderungen für die Zukunft anstossen. Es ist unser Antrieb, hier Druck zu machen».
Ob der Tod von Muriel Furrer mit Sailers GPS-System hätte verhindert werden können, ist unklar. Die 18-Jährige wäre aber viel schneller gefunden worden.