Evenepoel dreht auf - Froome muss um Tour-Ticket zittern

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Frankreich,

Der viermalige Tour-Champion Chris Froome ist scheinbar ausser Form. Womöglich wird der Brite nicht einmal für die Frankreich-Rundfahrt nominiert. Nach der Corona-Zwangspause brillieren stattdessen Jungstars wie Egan Bernal, Wout van Aert und Remco Evenepoel.

Muss offenbar um sein Tour-Ticket bangen: Chris Froome. Foto: Mahmoud Khaled/AP/dpa
Muss offenbar um sein Tour-Ticket bangen: Chris Froome. Foto: Mahmoud Khaled/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Betreuer des britischen Super-Radrennstalls Ineos mussten wieder lange warten, bis sie Chris Froome in Empfang nehmen konnten.

Mehr als zwölf Minuten hinter der Spitze trudelte der viermalige Tour-de-France-Champion auf der Bergetappe am Samstag bei der Tour de l'Ain ins Ziel ein, auch am Sonntag war der Rückstand gross. «Ein Debakel», wie die französische Sportzeitung «L'Equipe» schrieb. Froome habe erneut mit Abwesenheit geglänzt. Und so halten sich drei Wochen vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt hartnäckig die Gerüchte, dass der Brite gar nicht nominiert wird.

Laut der italienischen «Gazzetta dello Sport» sollen sieben der acht Plätze im Team vergeben sein. Um das letzte Startrecht kämpfen demnach Froome, der seit seinem schlimmen Sturz vor über einem Jahr nicht mehr so recht in Form kommt, sowie Tao Geoghegan Hart und Neuzugang Andrey Amador. Letzterer wäre der ideale Helfer für seinen südamerikanischen Kollegen und Tour-Sieger Egan Bernal, der sich mit dem slowenischen Ex-Skispringer Primoz Roglic ein Duell um den Sieg bei der Tour de l'Ain lieferte, was schon ein Vorgeschmack auf den Radsport-Höhepunkt in Frankreich gewesen sein könnte. Am Ende gewann Roglic mit 18 Sekunden Vorsprung.

Die starken Leistungen von Bernal und Roglic waren fast schon exemplarisch für das Wochenende. Die neue Generation übernimmt das Kommando. Bernal, 23 Jahre jung, scheint noch stärker als im Vorjahr und symbolisiert die Zukunft - zumal Froome auch das Team verlässt. Und Roglic, zwar schon 30, aber erst seit etwas mehr als vier Jahren im Profizirkus dabei, ist ein echter Anwärter auf den grossen Coup.

Auch anderswo brillierten die Jungstars. Bei Mailand-Sanremo feierte der 25-jährige Wout van Aert eine Woche nach dem Triumph beim Schotterrennen Strade Bianche seinen ersten Klassiker-Sieg. Und bei der Polen-Rundfahrt legte der erst 20-jährige Remco Evenepoel, der in seiner belgischen Heimat als der neue Eddy Merckx gefeiert wird, eine beeindruckende 51-Kilometer-Solofahrt auf der Königsetappe hin.

Evenepoels Vorsprung war so gross, dass er in aller Ruhe die Startnummer 75 aus seiner Rückentasche kramen und damit an seinen am Mittwoch schwer gestürzten Teamkollegen Fabio Jakobsen erinnern konnte. «Fabio war die ganze Zeit in meinem Kopf. Die Schmerzen, die ich heute hatte, sind nicht vergleichbar mit denen von Fabio. Er hat mir Kraft gegeben», sagte Evenepoel, der für die Tour noch nicht vorgesehen ist.

Am Sonntag machte Evenepoel den Gesamtsieg in Polen perfekt. Mit einem Vorsprung von 1:52 Minuten konnte er sich in der Endabrechnung vor dem Dänen Jakob Fuglsang behaupten. Deutschlands Topsprinter Pascal Ackermann verpasste am Schlusstag als Zweiter hinter Evenepoels italienischem Teamkollegen Davide Ballerini den Tagessieg.

Jakobsen war im Sprint von seinem niederländischen Landsmann Dylan Groenewegen ins Absperrgitter gedrängt worden und hatte schwere Gesichtsverletzungen erlitten. Nach einer fünfstündigen Operation ist der Sprinter inzwischen wieder bei Bewusstsein.

Der schlimme Sturz in Polen hatte auch das Peloton in Italien beschäftigt, zumal van Aerts Teamkollege Groenewegen der Verursacher war. «Die Stimmung war schlecht im Bus, als diese Nachricht eintraf. Umso erleichterter waren wir, als es in den letzten Tagen positivere Meldungen vom Heilungsverlauf von Fabio gab», sagte van Aert, der in Sanremo den französischen Vorjahressieger und Tour-Helden Julian Alaphilippe besiegte. «Er kann einfach alles. Er kann klettern, er kann sich auf seinen Sprint verlassen, er ist einfach enorm vielseitig», sagte sein Helfer Timo Roosen der dpa.

Van Aert sah dies ähnlich: «Bis auf die grossen Rundfahrten kann ich bei allen anderen Rennen vorn sein. Ich bin auch gar nicht so schlecht im Zeitfahren.» Seine Grenzen kenne er selbst noch nicht. «Es macht mir grosse Freude zu entdecken, was ich noch alles leisten kann. Ich komme vom Cyclocross, und jetzt gewinne ich auf dem höchsten Niveau auf der Strasse. Heute habe ich mein erstes Monument gewonnen, letztes Jahr meine erste Tour-de-France-Etappe. Mein Traum ist es, eine Karriere mit vielen verschiedenen Erfolgen zu haben», sagte van Aert. Womöglich warten in der Zukunft grosse Duelle mit Bernal oder Evenepoel - mit dem 35-jährigen Froome wohl eher weniger.

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