Nach der Pressekonferenz des Bundesrats gelten für den Schweizer Sport neue Regeln. Inwiefern ist der Schwingsport betroffen? Experten klären auf.
Schwingen Gnägi
Florian Gnägi (l.) 2019 am Eidgenössischen Schwing-und Älplerfest in Zug. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrätin Viola Amherd hat am Mittwoch die Lockerungen für den Schweizer Sport erklärt.
  • Diese gelten auch für den Schwingsport.
  • Drei Experten erklären gegenüber Nau.ch, inwiefern das Schwingen davon betroffen ist.
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Am Mittwoch hat Bundesrätin Viola Amherd an der Pressekonferenz die Lockerungen für den Schweizer Sport erläutert. Davon betroffen ist auch das Schwingen. Grossveranstaltungen mit mehr als 1'000 Personen sind bis Ende August definitiv untersagt. Für viele Schwing- und Älplerfeste bedeutet dies das Aus.

Hätten Sie dieses Jahr ein Schwingfest besucht?

Alle Schwingfeste bis Ende August sind abgesagt

Der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) bestätigt kurze Zeit später diesen Verdacht und sagt alle Schwingfeste bis Ende August ab. «Das Versammlungsverbot von über 1'000 Personen verunmöglicht die Durchführung von Schwingfesten. Die 1'000 Personen an einem Schwingfest sind inklusive der Schwinger, der Funktionäre, der Helfer und der Zuschauer zu verstehen.» Dies heisst es in einer Mitteilung vom Verband.

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Rolf Gasser ist Generalsekretär beim Eidgenössischen Schwingerverband (ESV). - keystone

Wie geht es jetzt weiter? Rolf Gasser, Generalsekretär des ESV, klärt gegenüber Nau.ch auf: «Was Anfang September passiert, gilt es situativ zu bewerten. Einige Schwingfeste wurden in den Herbst verlegt», so Gasser. Allerdings stelle sich die Frage, wie stark die Schwinger dann noch motiviert sein würden.

Florian Gnägi, zweifacher Eidgenosse, gibt sich skeptisch: «Es bleibt noch der September und vielleicht noch der Oktober. Ob es Sinn macht, dort die Saison noch einmal in Angriff zu nehmen, wird sich zeigen», sagt er gegenüber Nau.ch. Die Saison sei zu einem sehr grossen Teil bereits gelaufen.

Nau.ch-Schwingexperte Roger Brügger geht noch weiter: «Die wirkliche Schwingsaison ist jetzt sicher beerdigt.»

Schwingen
Der ehemalige Topschwinger Roger Brügger gewann vier eidgenössische Kränze. - keystone

Training ist weiterhin verboten

Gemeinsame Trainingseinheiten wird es für Schwinger noch längere Zeit nicht geben. Solange das Social Distancing noch gelte, sei kaum an ein Training zu denken, meint ESV-Generalsekretär Gasser. «Ansonsten ist ein Zweikampf ja gar nicht möglich.»

Florian Gnägi, welcher bereits 95 Kränze gesammelt hat, erklärt, dass das Training im Schwingen nur in grösseren Gruppen Sinn macht. «Das Training wird erst wieder aufgenommen, wenn Gruppen bis 20 Personen erlaubt werden», so der 31-Jährige.

Schwingen Gnägi
Florian Gnägi hat bereits zwei eidgenössische Kränze geholt. - keystone

«Der Schwinger muss jetzt umdenken», meint Roger Brügger. Die Trainings würden jetzt vorwiegend im Kraftbereich stattfinden. Für die Schwinger sei der Entscheid auch positiv. «Sie wissen jetzt Bescheid und können sich bereits auf die Saison 2021 vorbereiten», sagt Brügger weiter in die Zukunft blickend.

Geister-Schwingfeste sind keine Option

Die Schwingfeste ohne Zuschauer durchzuführen, ist offenbar keine Alternative. Laut Rolf Gasser wäre die Thematik zwar verbands-intern diskutiert worden, sei aber keine ernste Möglichkeit. «Es ist ein Schwingfest und deshalb wollen wir auch eine Festatmosphäre.» Ohne Zuschauer wäre ein Schwingfest auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht durchzuführen.

Stoos Schwinget Schwingen
Schwingfeste leben unter anderem von der Atmosphäre. - keystone

«Feste ohne Zuschauer wird es sicher nicht geben», sagt Roger Brügger. Der Sport würde von den Menschen auf den Rängen leben.

Aktiv-Schwinger Gnägi erläutert die Sicht des Sportlers: «Man kann auch ohne Zuschauer schwingen, daher ist es nicht unrealistisch.» Allerdings glaube er nicht, dass es Geister-Schwingfeste geben wird. «Schlussendlich ist das auch nicht im Interesse von uns Athleten.»

Amherd: «Wäre schön, wenn wir Schwingen im Sommer wieder freigeben könnten»

Fakt ist, dass der Schwingsport mit dem Entscheid des Bundesrates einen Dämpfer ertragen muss. Allerdings gibt sich auch Viola Amherd hoffnungsvoll: «Es wäre schön, wenn wir Schwingen im Sommer wieder freigeben könnten», so die Bundesrätin. Sie hoffe indes nicht, dass die Schwinger ihre Hosen dieses Jahr definitiv an den Nagel hängen müssten.

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