Australian Open treiben perfides Spiel mit der Spieler-Gesundheit
Australien brennt, aber das kümmert die Veranstalter der Australian Open herzlich wenig. Stattdessen spielen sie mit der Gesundheit der Spieler. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Qualifikation der Australian Open läuft unbeirrt weiter, trotz gefährlichem Rauch.
- Die Veranstalter spielen dabei mit der Gesundheit ihrer Spieler.
- Dabei läge die Lösung auf der Hand.
Es fällt schwer, bei den Bildern, die uns seit mehreren Monaten aus Australien erreichen, überhaupt an Sport zu denken. Eine Fläche so gross wie Irland ist abgebrannt, nach Schätzungen starben nahezu 1,5 Milliarden Tiere in der Feuersbrunst.
Das nächste klägliche Versagen
Auch im Bundestaat Victoria brennt es. Dort, in Melbourne, läuft derzeit die Qualifikation zu den Australian Open. Und das trotz Rauchschwaden, die immer wieder durch die Stadt ziehen. Trotz Warnungen der Umweltbehörde, trotz der dunkelroten Alarmstufe «gefährlich».
Den Organisatoren des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres ist das alles herzlich egal. Obwohl die Atemluft in Melbourne derzeit gesundheitsgefährdend ist und die Behörden den Menschen raten, im Haus zu bleiben, lassen sie die Qualifikation zu den Australian Open weiterlaufen.
The #airquality in Melbourne is hazardous today due to the bushfires. The @EPA_Victoria advises Melburnians should try to stay indoors, keep windows and doors shut, and keep pets inside.
— City of Melbourne (@cityofmelbourne) January 13, 2020
For up to date air quality information visit: https://t.co/e9zrpXcjOe #melbournesmoke
Hauptsache, das Hauptturnier startet
Wichtig ist Tennis Australia nämlich nur das Hauptturnier, das am kommenden Montag beginnt. Wenn man die Qualifikation bis dahin irgendwie durchprügeln kann.
Denn das ist für die Veranstalter bestenfalls ein lästiges Pflichtprogramm, das halt absolviert werden muss. Bis die Stars kommen, die die Leute wirklich sehen wollen: Roger Federer, Rafael Nadal, Ashleigh Barty, Naomi Osaka.
Leidtragende sind, wie so oft im Tenniszirkus, die Profis, die es nicht an die absolute Weltspitze geschafft haben. Dalila Jakupovic (WTA 82, 28) beispielsweise, die ihr Quali-Match gegen die Schweizerin Stefanie Vögele (WTA 117, 29) nach einer Hustenattacke aufgeben musste.
Das Spiel mit der Gesundheit der Athleten
Das ist perfides Spiel der Turnierveranstalter. Denn noch können sie darauf hoffen, dass die Luft am 20. Januar sauber genug ist, dass das Turnier beginnen kann.
Die Feuer im hochsommerlichen Bundestaat Victoria machen aber keinerlei Anstalten, von alleine auszugehen. Es bleibt nur die Hoffnung auf Regen. Die Weltspitze wird sich, anders als die Qualifikanten, die auf das Geld angewiesen sind, niemals bei den aktuellen Bedingungen auf dem Platz quälen.
Die Australian Open auf Trainingsplätzen?
Die Organisatoren beteuerten in den letzten Tagen, die Australian Open könnten in jedem Fall durchgeführt werden. Schliesslich verfüge die Anlage über drei überdachte Stadien und acht Indoor-Trainingsplätze, die bespielt werden können.
Ein Grand-Slam-Turnier mit mehreren hundert Matches in Einzel-, Doppel-, Mixed-, Rollstuhl- und Junioren-Konkurrenzen auf elf Plätzen? Von denen acht nur einige Dutzend Zuschauer fassen?
Es gibt eine einzige Lösung: Die Qualifikation wird auf die elf verfügbaren, sicheren Plätze verlegt (unfassbar, dass das nicht längst passiert ist). Das gibt den Organisatoren Aufschub bis am Wochenende, zumal für die nächsten Tage tatsächlich Regen angesagt ist.
Am Sonntag muss dann aufgrund der aktuellen Lage und in Zusammenarbeit mit Gesundheitsexperten entschieden werden. Im schlimmsten Fall droht die Absage der Australian Open 2020.