Jil Teichmann: «Ein weiterer Turniersieg wäre schon schön...»
Nach ihrem Sensations-Sieg in Prag braucht Jil Teichmann viel Erholung. Für den Rest der Saison hat sie durchaus noch Ambitionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Jil Teichmann überraschte mit dem Titel in Prag alle.
- Sie selber hatte schon länger ein gutes Gefühl.
- Konkrete Saisonziele hat sie nicht, würde zu einem weiteren Titel aber nicht nein sagen.
Ein neuer Stern am Schweizer Tennis-Himmel ist aufgegangen. Jil Teichmann gewann am Samstag das WTA-Turnier von Prag. Als Qualifikantin und Weltnummer 146, notabene. Es war ihr erster Titel auf WTA-Stufe.
Mit ihrem Exploit katapultierte sich die in Barcelona geborene Schweizerin in die Top 100. Seit heute Montag steht die 21-Jährige auf Platz 87 der Weltrangliste. Das ist ihre mit Abstand beste Marke bisher; vor einem Jahr war sie einmal die Weltnummer 132 gewesen.
Nau sprach nach dem Erfolg mit der frischgebackenen WTA-Turniersiegerin über ihren Erfolg und die weiteren Saisonziele.
Nau.ch: Herzliche Gratulation zu dieser enormen Leistung! Was ist das für ein Gefühl, als Qualifikantin den ersten Titel auf der Tour zu holen?
Jil Teichmann: Ein wunderbares Gefühl, völlig unerwartet. Jedes Match war speziell und eine grosse Herausforderung. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht und versucht, immer nur den aktuellen Punkt zu gewinnen. Irgendwann war es dann zum Glück der letzte.
Nau.ch: Wie hat Ihr Umfeld reagiert? Hat Ihr Handy eine Weile dauer-vibriert?
Jil Teichmann: Ja klar. Aber ich sehe das immer erst ein paar Stunden nach einem Match. Ich freue mich natürlich über die Unterstützung. Danke euch allen!
☝️ Trophy, 🖐️ Top shots from @jilteichmann's week at #PragueOpen. pic.twitter.com/N0W41KA1jM
— wta (@WTA) May 4, 2019
«Mit jedem gewonnen Punkt steigt das Selbstvertrauen»
Nau.ch: Ist das jetzt der Moment an den Sie später zurückdenken mit dem Gedanken «Da habe ich den Durchbruch geschafft»?
Jil Teichmann: Jeder Tag ist ein neuer Tag und jeden Tag will ich besser werden. Warum es gerade in Prag so gelaufen ist, weiss ich auch nicht. Eigentlich habe ich das gute Gefühl auf dem Platz schon einige Zeit und jetzt ist es so gekommen.
Nau.ch: Sie gaben im ganzen Turnier nur zwei Sätze ab. Haben Sie sich in einen Rausch gespielt?
Jil Teichmann: Das Programm war lang und ich habe immer Punkt für Punkt gespielt. Mit jedem gewonnenen Punkt und Match steigt das Vertrauen in die Schläge. Da wird man dann immer lockerer und man bleibt viel ruhiger, wenn es eng wird.
Jil Teichmann: «Habe mir schon Chancen ausgerechnet»
Nau.ch: Der Titel kommt insgesamt doch eher unerwartet. Ab welcher Runde wussten Sie: «Das kann etwas werden»?
Jil Teichmann: Ich hatte sehr viele Topspielerinnen in meiner Tableauhälfte und war froh, dass ich jeweils gewonnen habe. Vor dem Final habe ich mir schon Chancen ausgerechnet.
Aber meine Gegnerin hat ja auch die ganze Woche super gespielt. Im dritten Satz waren wir beide am Limit. Als der letzte Ball out war, wurde der Traum Wirklichkeit.
«Werde Erholung einplanen, damit ich wieder Vollgas geben kann»
Nau.ch: Wie kräfteraubend war diese unglaubliche Turnierwoche?
Jil Teichmann: Ich spiele am liebsten Turniere und erhole mich recht gut. Soweit alles bestens. Sicher werde ich die nächsten Tage viel Erholung einplanen, damit ich wieder Vollgas geben kann.
Für das Hauptfeld von Roland Garros reicht es ja leider nicht mehr. Aber dafür sollte es in Wimbledon und an den US Open klappen. Dort sind dann die Besten am Start, jedes Match eine grosse Herausforderung.
Ich will natürlich möglichst weit kommen. Das sind die schönsten Turniere für einen Tennisspieler. Darauf freue ich mich riesig!
Nau.ch: Was dürfen wir von Ihnen in der näheren Zukunft erwarten? Was sind Ihre Saisonziele und haben Sie die jetzt nach oben korrigiert?
Jil Teichmann: Jedes Turnier startet bei Null und die Gegnerinnen werden auch immer stärker. Das Selbstvertrauen ist jetzt sicher da. Ich spiele die Sandsaison und dann geht es auf Rasen.
Jetzt müssen wir neu planen. Ein weiterer Turniersieg wäre immer schön. Ich habe kein konkretes Saisonziel, ausser immer besser zu spielen. Und in diesem Jahr gibt es ja noch viele Turniere...