Nadal-Onkel verteidigt Sinner – friedlicher Empfang an US Open
Jannik Sinner würde nie absichtlich dopen, ist sich Rafael Nadals Onkel Toni sicher. Die Nummer 1 gewinnt an den US Open den ersten Match – und ist erleichtert.
Das Wichtigste in Kürze
- Toni Nadal verteidigt in einer Kolumne den im Frühling positiv getesteten Jannik Sinner.
- Der Italiener sei einer der ehrlichsten und höflichsten Spieler, meint der Onkel von Rafa.
- Nick Kyrgios findet die Aussagen lächerlich.
Rafael Nadals Onkel und langjähriger Trainer stellt sich nach dem Doping-Wirbel hinter die Weltnummer 1 Jannik Sinner. In seiner Kolumne bei der spanischen Zeitung «El País» sagt Toni Nadal deutlich, er glaube an die Unschuld des Italieners.
Letzte Woche wurden zwei positive Befunde des anabolen Steroids Clostebol bei Sinner im Frühling bekannt. Der Italiener war damals zweimal kurzzeitig suspendiert, nach seinem Einspruch aber wieder spielberechtigt.
Ein unabhängiges Gericht sprach den Australian-Open-Sieger letzte Woche unschuldig. Offenbar gelang Clostebol bei einer Massage seines mittlerweile entlassenen Physiotherapeuten in den Körper.
Toni Nadal von Spieler-Kritik überrascht
Nach dem Bekanntwerden der positiven Tests wurde von diversen Spielern Kritik an der Behandlung des Falls laut. Sinner wurde eine Sonderbehandlung vorgeworfen – einige Spieler wie Novak Djokovic prangerten eine Ungleichbehandlung anderer Profis in ähnlichen Situationen an. Toni Nadal teilt diese Sicht nicht.
Er kenne den Italiener «gut genug, um ohne Zögern sagen zu können, dass er einer der ehrlichsten und höflichsten Spieler auf der Tour ist». Der 23-Jährige habe «keine Straftat begangen und schon gar nicht versucht, sich durch die Einnahme von Substanzen einen Vorteil zu verschaffen». Ein bewusster Regelvorstoss sei bei der Weltnummer 1 für ihn undenkbar.
Der ehemalige Rafa-Trainer schreibt in seiner Kolumne auch über die Reaktionen der Medien. Anstatt die «übertriebenen» Sanktionen zu kritisieren, würden sie nun eine ähnliche Strafe fordern. «Es ist nicht überraschend, dass es immer Leute gibt, die sprechen und urteilen, ohne den Fall genau zu kennen.»
Überraschter sei er davon, dass sich andere Tennisspieler gegen Sinner stellen. Er verstehe nicht, wie einige, die ihn gut kennen, mit ihm trainiert haben und ihm gegenüberstanden, an seiner Unschuld zweifeln können. «Oder eine Strafe gegen ihn fordern, die streng genommen absolut unverhältnismässig wäre.»
Einer, der die milde Strafe – Punkt- und Preisgeld-Wegnahme von Indian Wells – gegen Sinner kritisierte, war Nick Kyrgios. «Er wird zweimal auf eine verbotene Substanz getestet. Er sollte für zwei Jahre gesperrt werden», schrieb der Australier letzte Woche auf X.
Auf Toni Nadals Worte reagiert Kyrgios wie folgt: «Wenn ich das wäre, glaubst du, Toni Nadal würde mich verteidigen? Die Spieler wissen, dass es mir nicht um Betrug geht. Lächerlich.»
Sinner glückt Auftakt an US Open
Jannik Sinner startete am Dienstagabend derweil ins letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. Der Italiener gewann gegen den Amerikaner Mackenzie McDonald 2:6, 6:2, 6:1, 6:2 – und zeigte sich erleichtert.
«Die Reaktion der Fans war grossartig», schwärmte der 23-Jährige nach dem Match. «Schon als die Nachricht rauskam, habe ich während der Trainings viel Unterstützung gespürt.»
Die Zuschauer hatten ihn freundlich mit Applaus empfangen. Buhrufe und sonstige Unmutsbekundungen waren auch während der Partie weder zu hören noch zu sehen. «Es ist immer noch nicht einfach», sagte Sinner dennoch nachdenklich zu seiner Gesamtsituation.