Nur Show oder mehr? - Was im Tennis derzeit möglich ist
Tennisturniere im überschaubaren Rahmen sind zu Corona-Zeiten machbar, das hat auch das erste Einladungsturnier in Berlin gezeigt. Der Weltranglisten-Dritte Dominic Thiem hält etwas mehr für möglich. Die Profis warten auf Entscheidungen oder müssen sie selbst treffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Angelique Kerber weiss es nicht, Dominic Thiem weiss es auch nicht - wohl niemand kann derzeit sagen, ob die Planungen für die Wiederaufnahme der Tennistour im August am Ende nicht genau das bleiben: ein schöner Plan.
Gewiss ist dagegen, dass Veranstaltungen wie das Einladungsturnier im Steffi-Graf-Stadion funktionieren: kleine Spielerfelder, ein paar Zuschauer, strenge Hygienemassnahmen. Immer diskutieren lässt sich über Eintrittspreise, die auch für das zweite Berliner Event vom 17. Juli an in einem Hangar des ehemaligen Flughafens Tempelhof wieder bei stattlichen 120 bis 150 Euro liegen.
Fest steht bislang, dass in zweieinhalb Wochen die Damen-Tour mit dem WTA-Turnier in Palermo wieder starten soll, eine Woche darauf sind die Veranstaltungen in Lexington in den USA und in Prag vorgesehen. Die Herren sollen am 14. August in Washington wieder einsteigen. Und wie sehr die Profis nach monatelanger Pause in der Corona-Zeit den Wettbewerb suchen, zeigt sich bei Showturnieren wie in Berlin.
WIE ES IN DEN KOMMENDEN WOCHEN WEITERGEHEN SOLL
Kerber hält von diesen Show-Events dagegen wenig, sie bereitet sich lieber im Training auf den Neustart mit richtigen Turnieren vor. «Wenn ich zurückkomme, will ich richtig zurückkommen», sagte die Gewinnerin von drei Grand-Slam-Turnieren der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag). Der Österreicher Thiem betonte nach seinem Sieg auf Rasen im Grunewald, dass er mehr für möglich hält als Turniere mit zwölf Teilnehmern wie in Berlin. «Von den Spielern ist ein normales Turnier auf jeden Fall möglich», betonte der Weltranglisten-Dritte. 800 Zuschauer, die im Steffi-Graf-Stadion erlaubt gewesen wären, könnten für enorme Stimmung sorgen. Bei so manchem Grand-Slam-Match seien weniger dabei.
In Palermo umfasst das Einzelfeld 32 Spielerinnen, Doppel soll mit 16 Paaren gespielt werden. Alles müsse vorsichtig ausprobiert werden, sagte Berlin-Teilnehmerin Anastasija Sevastova dem lettischen Rundfunk: «Wir werden es in Prag und Palermo versuchen und schauen, ob es geht, ob wir es ein gesamtes Turnier lang aushalten.» Kerber hatte im Interview der Deutschen Presse-Agentur einen Start auf Sizilien ausgeschlossen und bereitet sich auf die US-Events vor.
WELCHE ENTSCHEIDUNGEN BALD FALLEN MÜSSEN
Noch nicht vorstellen kann sich Kerber momentan eine Reise nach New York, wo das Masters-Turnier von Cincinnati und ab dem 31. August die US Open stattfinden sollen. Bedenken wegen der Corona-Fallzahlen in den USA und mögliche Reisebeschränkungen lassen momentan keine gesicherte Planung für die Profis zu, wenn es um Übersee-Events geht. Wenn die US Open nicht in diesem Monat doch noch abgesagt werden, müssen die Aktiven selbst entscheiden. Der Italiener Matteo Berrettini geht nach seiner Finalniederlage gegen Thiem am Mittwochabend nun kurz in den Urlaub, dort will sich der Achte der Weltrangliste mit seinem Team abschliessende Gedanken machen.
WAS MITTELFRISTIG GEPLANT IST
Vielspieler der vergangenen Wochen wie Thiem und Berrettini fühlten sich fast schon wieder im Turniermodus und haben auch kein Problem damit, wie sonst auch nur zwischen Hotel und Anlage zu pendeln. Sie waren aber ausschliesslich in Europa unterwegs, wo ab dem 27. September in Paris die French Open stattfinden sollen. Turniere in Europa seien für sie eher machbar als in New York, hatte Kerber zuletzt gesagt.
Die Weltranglisten-Fünfte Jelina Switolina aus der Ukraine wies in Berlin darauf hin, dass eine Austragung der grossen Turniere im Herbst in China derzeit noch nicht endgültig sicher ist. So könnte es vielleicht im Tennis wie in der Formel 1 laufen, die nur mit Rennen in Europa in ihre verkürzte Notsaison gestartet ist.