Roger Federer debütierte heute vor 20 Jahren als Profi

Jan Weisstanner
Jan Weisstanner

USA,

Vor 20 Jahren nahm eine Tennis-Karriere, die seinesgleichen sucht, ihren Lauf: Roger Federer spielte damals sein erstes Spiel auf ATP-Stufe in Gstaad BE.

Ein aufstrebender Stern am Tennishimmel: Wie hell der Stern namens Roger Federer dann tatsächlich leuchten sollte, hätte 1998 niemand zu träumen gewagt.
Ein aufstrebender Stern am Tennishimmel: Wie hell der Stern namens Roger Federer dann tatsächlich leuchten sollte, hätte 1998 niemand zu träumen gewagt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 7. Juli 1998 spielte ein gewisser Roger Federer sein erstes Profi-Spiel.
  • In Gstaad erhielt der damalige Wimbledon-Juniorensieger eine Wildcard.
  • Um teilzunehmen, musste er gar auf das Champions Dinner verzichten.

Wir schreiben Dienstag, den 7. Juli 1998. Ein 16 Jahre junger Roger Federer, in der Weltrangliste auf Rang 702 vorzufinden, hat soeben sein allererstes Spiel auf ATP-Stufe gespielt. Und verloren. Dass er aber überhaupt am Turnier in Gstaad BE auf dem Platz stand, war keine Selbstverständlichkeit.

Zwei Tage zuvor triumphierte der Schweizer in Wimbledon auf der Juniorenstufe. Schon damals wurde der Schweizer in der Presse als «ungeschliffener Diamant» bezeichnet. Doch man warnte auch. «Federer wirkt zwar robust, hat aber im Frühjahr nach dem Turniersieg in Florenz bereits eine schlechte Phase gehabt, sich unter Druck gefühlt, schlecht trainiert und sich schlecht benommen», zitierte der «Tages-Anzeiger» damals den Davis-Cup-Teamchef Stéphane Oberer.

Kein Champions Dinner

Nach dem Juniorensieg gab es für Federer keine Zeit zur Erholung – im Gegenteil. Gstaad-Direktor Kobi Hermenjat war derart begeistert, dass er dem Münchensteiner für das ATP-Turnier der Profis eine Wildcard anbot. Hiess für den jungen Federer, der eine solche Gelegenheit natürlich beim Schopf packen wollte: Koffer packen und losdüsen statt Champions Dinner in der Londoner Vorstadt. Spät am Sonntag landete er in Basel, worauf er mit dem Auto ins Berner Oberland fuhr und weit nach Mitternacht dort ankam.

Gegen Lucas Arnold muss ein später enttäuschter Roger Federer als Verlierer vom Platz.
Gegen Lucas Arnold muss ein später enttäuschter Roger Federer als Verlierer vom Platz. - Keystone

Nach einer Pressekonferenz am Montag folgte das Profi-Debüt einen Tag später auf Court 1. Der Zuschauerandrang all jener Fans, die den aufstrebenden Schweizer Stern am Tennishimmel aus nächster Nähe sehen wollten, reichte weit über das Angebot der 1000 Plätzen des Courts hinaus.

«Leider schon wieder vorbei»

Mit Tommy Haas sollte Federer sein Debüt eigentlich gegen einen späteren engen Freund geben, doch kurzfristige Magenbeschwerden auf Seiten des Deutschen machten diesem Duell einen Strich durch die Rechnung. So rutschte der argentinische Lucky Loser Lucas Arnold nach. Sein Gegner sollte sich später an Pete Sampras erinnert sehen; Seine Rückhand und der Aufschlag waren bereits sehr stark.

Trotzdem musste sich der Schweizer 4:6, 4:6 beugen. Er habe sich wohl zu viel vorgenommen, «und jetzt ist es leider schon vorbei», sagte der Basler nach der Niederlage wenig beeindruckt. «Wenn ich gut gespielt hätte, hätte ich gewinnen können.»

Top 20 der Welt möglich

Federers Potential war bereits zu erahnen. Für Stéphane Oberer war damals klar: «Wichtig ist nicht, dass er morgen stark ist – wichtig ist, dass er in vier bis sechs Jahren sein Potential ausschöpfen kann.» Die darauffolgende Zeile des «Tages-Anzeigers» bringt es auf den Punkt: «Dass ihn dieses Potential dereinst unter die ersten 20 oder ersten 10 der Weltrangliste bringen kann, glaubt auch Oberer.»

Das Lächeln ist immer noch dasselbe: Wimbledon-Juniorensieger Roger Federer an der Pressekonferenz am Montag, 6. Juli 1998.
Das Lächeln ist immer noch dasselbe: Wimbledon-Juniorensieger Roger Federer an der Pressekonferenz am Montag, 6. Juli 1998. - Keystone

Dass Federer bereits 2003 in Wimbledon auf der Profi-Stufe gewinnen sollte, und bis in die heutige Zeit dereinst viele Tennisrekorde gleichermassen pulverisieren würde, hätte damals wohl niemand zu träumen gewagt.

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