«Schleifen müssen sich die Diamanten selber»

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Bern,

Seit 2013 stand kein Schweizer mehr in Gstaad in den Viertelfinals. Das gab es in der über 100-jährigen Turniergeschichte noch nie - obwohl das Swiss Open weniger gut besetzt ist als früher.

Der 20-jährige Churer Jakub Paul ist als Nummer 571 derzeit der jüngste Schweizer in der Weltrangliste
Der 20-jährige Churer Jakub Paul ist als Nummer 571 derzeit der jüngste Schweizer in der Weltrangliste - sda - KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Das Wichtigste in Kürze

  • Hat die Schweiz bei den Männern ein Nachwuchsproblem? In den letzten 20 Jahren, seit dem grossen Gruppetto um Roger Federer und Stan Wawrinka, schaffte nur noch Henri Laaksonen den Sprung unter die Top 100 der Weltrangliste.

Bis 2010 verschlief der Verband die Entwicklung, seit 2011 und der Ernennung von Alessandro Greco zum Leiter Spitzensport läuft es besser. Nach dem Gewinn des Davis Cups vor fünf Jahren erstellte Captain Severin Lüthi ein Konzept unter dem Arbeitstitel «Agenda 2020». Tatsächlich präsentiert sich der Blick in die Zukunft ein halbes Jahr vor Agenda 2020 rosiger als auch schon.

Seit zwei Jahren steige die Zahl der männlichen Schweizer Junioren, die im Junioren-Ranking vorne mitmischen, stellt Alessandro Greco fest. «Ein Verband kann bis zu einem gewissen Grad mithelfen, um möglichst viele Spieler in die Top 200 zu begleiten. Einen Roger Federer oder einen Stan Wawrinka kann man so aber nicht produzieren. Schleifen müssen sich die Diamanten selber. Um einen Diamanten im eigenen Land zu haben, braucht es auch eine grosse Portion Glück.»

Welche jungen Schweizer verfügen über das Potenzial, in absehbarer Zukunft die Schweizer Durststrecke in den Viertelfinals des Swiss Open Gstaad zu beenden? Greco: «Ich nenne nicht gerne Namen. Grundsätzlich verfügen wir aktuell über sehr viele Spieler und Spielerinnen in den Top 200 der Junioren-Weltranglisten. Gerade bei den Juniorinnen erzielten Ylena In-Albon, Simona Waltert und Leonie Küng sehr gute Resultate an Profiturnieren. Bei den Männern haben wir in der Weltrangliste aktuell drei U23-Spieler, dahinter folgen vier bis fünf Junioren, denen wir in Zukunft zutrauen, vom Tennis leben zu können.»

Schliesslich liefert Greco doch noch Namen. Die grössten Hoffnungsträger seien die Junioren mit Jahrgängen 2002 und 2003. «Aktuell sind Dominic Stricker und Leandro Riedi die besten zwei Schweizer Junioren. Jérôme Kim ist noch ein Jahr jünger und hat bereits viele starke Leistungen gezeigt. Vor zwei Jahren gewannen die U14-Boys mit Jérôme Kim den WM-Titel. Das bedeutet: Die jungen Spieler und Spielerinnen werden in der Schweiz systematisch gut ausgebildet. Aber der Weg vom Nachwuchsspieler zum ATP-Profi ist lang.»

In den letzten Jahren bewältigten primär Juniorinnen den grossen Sprung vom Hoffnungsträger zum Profi, der auf der Tour (über-)leben kann, mit Erfolg. Das kann aber ändern. Greco verweist auf das Beispiel Italien. Die Italiener verfügten in den letzten 15 Jahren über ein breites Spitzenkader bei den Frauen. Francesca Schiavone und Flavia Pennetta gewannen sogar Grand-Slam-Turniere, während es bei den Männern kaum Topspieler gab. Nun ist es umgekehrt: Italien verfügt derzeit über 17 Top-200-Profis bei den Männern, während aktuell keine Italienerin unter den Top 50 figuriert.

Die Schweiz ist in der Weltrangliste der Männer, die noch 686 Namen umfasst, mit sieben Akteuren vertreten (Italien 55). Es sieht gut aus, dass es in naher Zukunft mehr werden. Greco: «Swiss Tennis ist ein Nachwuchsförderverband und hat den Auftrag, möglichst viele Junioren an die Junioren-Grand-Slam-Turniere zu bringen. Wer an diesen Turnieren mitspielt, hat statistisch gesehen auch bei den Profis viel höhere Chancen auf Erfolg. In den letzten Jahren hatten wir konstant immer mehr Junioren an diesen Turnieren dabei. Seit zwei Jahren haben wir nun auch mehr Boys, die an der Junioren-Weltspitze mitmischen.»

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