«Was kann ich überhaupt noch auf Sand?»

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Köniz,

Roger Federer spielt am Dienstagabend in Madrid erstmals seit fast drei Jahren einen Match auf Sand. Die Erwartungen an das Ereignis sind hoch.

Roger Federer
Roger Federer an der Pressekonferenz in Madrid. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aufregung ist in der Welt des Tennis seit Tagen spürbar.

Ganz ähnlich wie damals Anfang 2017, als Federer nach seiner halbjährigen Verletzungspause auf die Tour zurückkehrte. Seit der 37-Jährige am Freitag in Madrid angekommen ist, werden seine Schritte festgehalten und kommentiert: der Empfang von Manolo Santana, dem Ehrenpräsidenten und früheren Direktor des Turniers, am Flughafen, das erste Training auf der grossen Anlage des Masters-1000-Events mit Robin Haase oder der Gang durch den Palacio de Cibeles, den Sitz der Madrider Verwaltung, zusammen mit der Stadtpräsidentin.

Der Rote Teppich wurde ausgerollt und die Erwartungen geschürt. Die ATP nutzte die Gelegenheit, um auf seinen Medienkanälen jene, die es nicht wissen oder vergessen haben, daran zu erinnern, dass Federer jahrelang der zweitbeste Sandspieler der Welt war. Zwischen 2005 und 2009 gewann Federer 84 seiner 89 Matches auf Sand, die er nicht gegen Nadal bestritt. Mit fünf French-Open-Finals ist er diesbezüglich die Nummer drei hinter Nadal und Björn Borg. Und er ist der einzige Spieler, der auf einem Sandbelag eine hundertprozentige Erfolgsquote hat, nämlich auf dem blauen Sand, der nur 2012 in Madrid zum Einsatz gekommen ist.

Damals gewann Federer letztmals ein Sandturnier gegen die versammelte Elite, seinen letzten von elf Titeln auf dieser Unterlage sicherte er sich 2015 in Istanbul. Danach verliefen die Sandturnier für den 20-fachen Major-Sieger fast ausnahmslos enttäuschend, so dass die Wahl auf diesen Saisonteil fiel, als es darum ging, das Pensum nach seiner Verletzungspause etwas zu reduzieren. Was 2017 perfekt aufging, wurde im letzten Jahr von Federers Team infrage gestellt. Er selber hatte das Gefühl, zu wenig Turniere bestritten zu haben.

Bereits im letzten Dezember entschied Federer, wieder auf Sand anzutreten. Ein Entscheid, den er nicht bereut. Gut drei Wochen lang hat er sich zuletzt auf verschiedenen Plätzen in der Schweiz auf die kommenden Aufgaben vorbereitet. Die Umstellung fiel ihm nicht allzu schwer. «Es hat etwas Zeit gebraucht, um mich wieder daran zu gewöhnen, die Punkte sorgfältiger aufzubauen. Man kann mit mehr Winkel spielen. Das war interessant und hat Spass gemacht. Es war aber keine komplizierte Umstellung.» In den Matches könne es dann aber ganz anders aussehen, gestand er.

Erstmals seit Mitte Mai 2016 in Rom und der Niederlage gegen den Österreicher Dominic Thiem wird Federer einen offiziellen Match auf Sand bestreiten - natürlich zur Primetime am Dienstagabend in der gut 12'000 Plätze zählenden Caja Magica. Verläuft die Rückkehr nach Plan werden die Aufgaben im Verlauf der Woche stetig schwieriger. Gemäss Papierform: Thiem im Viertelfinal, Novak Djokovic im Halbfinal und Rafael Nadal im Final.

Der seit Montag in der Weltrangliste wieder auf Platz 3 geführte Federer ist vorsichtig optimistisch, aber an den Final zu denken, sei «ganz ehrlich» etwas übertrieben. Im Interview mit dem Schweizer Fernsehen sagte er: «Ich bin froh, wenn ich ein paar Runden überstehen kann. Die Auslosung ist hart.» Sowohl Ort als auch Zeitpunkt für eine Rückkehr auf Sand scheinen aber ideal. Federer steht nach einem starken Saisonstart mit einer Bilanz von 18:2 Siegen und dementsprechend gefestigtem Selbstvertrauen da. Madrid mit seiner Höhenlage und den dadurch etwas schnelleren Bedingungen kommen seinem Spiel entgegen.

Im Training lief alles bestens und auch deshalb sagt er: «Es ist einiges möglich.» Aber es gilt in der ersten Partie für Federer, sich einige Fragen zu beantworten: «Was kann ich überhaupt noch auf Sand? Wie spiele ich in den wichtigen Momenten auf Sand? Wie gut kann ich servieren, wenn es wichtig wird?» Es gehe darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen, nicht zu passiv werden, offensiv zu spielen. Gerade in Madrid sei aggressives Tennis möglich, betonte er.

Federer hat nicht viel Zeit, um sich wettkampfmässig einzugewöhnen. Geplant sind nur zwei Turnierteilnahmen auf Sand - Madrid und dann das am 26. Mai beginnende Roland Garros. «Das Horrorszenario wäre, wenn ich hier und in Roland Garros in der 1. Runde verlieren würde. Dann wäre die ganze Sandplatz-Geschichte fertig, nachdem man viel darüber geredet hat.»

Kommentare

Mehr aus Agglo Bern

Thomas Marti