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Anna Veith gibt ihren Rücktritt bekannt

Peter Gerber Plech
Peter Gerber Plech

Österreich,

Olympiasiegerin Anna Veith hat am Samstagabend im österreichischen Fernsehen das Ende ihrer erfolgreichen, aber von Verletzungen geprägten Laufbahn verkündet.

Anna Veith
Anna Veith tritt vom Skisport zurück. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Österreichs herausragende Skirennfahrerin der 2010er-Jahre sagt servus.
  • Anna Veith verkündet am Samstag ihren Rücktritt vom Profi-Sport.

Sie hat gewonnen, geheiratet, gelitten, gestritten und auch ein Buch über viele Facetten ihres Sportlerinnen-Lebens geschrieben. Nun aber ist Anna Veith (30) bereit, ein anderes Leben zu führen und den Skirennsport als aktive Sportlerin zu verlassen.

Im gemeinsam mit Ehemann Manuel geführten, und mit eigenem Sportshop und Skiverleih ergänzten Boutiquehotel ARX in Rohrmos bei Schladming, wird die 30 Jahre alte Salzburgerin neue Aufgabenbereiche finden.

Im vom österreichischen Fernsehen live übertragenen Gespräch aus dem ARX-Hotel mit Alexandra Meissnitzer hat Anna Veith am frühen Samstagabend auf einige Eckpunkte in ihrer Karriere zurück geschaut und dann eben um 19 Uhr 16 jene Sätze gesagt, die spätestens seit dem 20. Mai und der erfolgten Ankündigung dieses TV-Auftritts erwartet worden sind: «Meine Träume für die Zukunft haben sich verändert und deshalb werde ich meine aktive Skikarriere beenden. Die WM in Vail mit den drei Medaillen war, weil irgendwie alles so leicht gegangen ist, das Highlight meiner Karriere. Die Erfolge, aber auch das Wissen darum, dass viel Arbeit dahinter steckt.»

Anna Veith: «Stolz auf das, was ich erreicht habe»

Die Entscheidung sei ihr nicht schwer gefallen, sagte Anna Veith. Es sei eine Summe von diversen kleinen Gründen, die zu diesem Schritt geführt hätten. «Ich habe beim Rennen fahren in letzten Winter gemerkt, dass es nicht mehr das ist, wonach ich strebe. Es hat zwar noch grossen Spass gemacht, aber das Gefühl hatte sich über die Jahre verändert.»

«Ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe», sagte Anna Veith. «Aber ich weiss auch, wie viele Mühen und Entbehrungen dazu gehört haben. Meine Leidenschaft für den Sport hat mich immer angetrieben, ich habe alles gegeben und die harte Arbeit wurde immer belohnt. Das war jetzt jedoch anders. Im letzten Winter habe ich alles darangesetzt, wieder zurückzukommen und Vertrauen zu finden, aber es ist mir einfach nicht mehr gelungen, dahin zu kommen wo ich hin wollte.»

In ihrem Leben sei der Sport während vielen Jahren die absolute Nummer eins gewesen, das sei nun anders. «Ich durfte das machen, was ich unbedingt wollte und am meisten liebte. Das weiss ich sehr zu schätzen, aber für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt aufzuhören.»

Eine Familie gründen

«Der emotionalste Moment war zweifelsohne die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 in PyeongChang. Nach meiner ersten schweren Verletzung im Jahr 2015 wusste niemand, ob es wieder möglich sein wird so Ski zu fahren, wie ich es davor gemacht habe. Diese Medaille war der Beweis dafür und der Lohn für die harte Arbeit. Ein weiterer Wahnsinns-Moment, an den ich mich mein Leben lang erinnern werde, war das Weltcup-Finale in Meribel, wo ich mich in letzter Sekunde im Gesamtweltcup gegen Tina Maze durchsetzen konnte. Nach wochenlangem Zweikampf auf höchstem Level ein sehr spezieller Sieg für mich. Ein Sieg im Gesamtweltcup ist etwas, wovon jeder Skifahrer seit seiner Jugend träumt. Es heisst, du bist die Beste. Es gibt niemanden in diesem Sport, der in dieser Saison besser war als du. Das ist ein besonderes Gefühl.»

Wichtig sei, dass die ihre Werte, die sie bisher ausgemacht haben, weiter leben und umsetzen könne. «Was genau ich machen werde, weiss ich nicht. Diese Frage stelle ich mir auch immer wieder», sagte Anna Veith. In einem klassischen Job als Trainerin sieht sie sich nicht. Und auch, was schon von einigen Journalisten vermutet worden ist, trifft nicht zu: Anna Veith ist nicht schwanger. Dass sie irgendwann in absehbarer Zukunft gemeinsam mit Ehemann Manuel eine eigene Familie gründen möchte, ist aber kein Geheimnis.

«Ja, wir lieben uns wieder»

Als Super-G-Olympiasiegerin (2014 in Sotschi), dreimalige Weltmeisteri (2015 im Riesenslalom und im Super-G; 2011 in der Super-Kombination), Gewinnerin des Gesamtweltcups 2013/14 und 2014/15 sowie als Siegerin in 15 Weltcup-Rennen gehört Anna Veith zu den prägenden Rennfahrerinnen der 2010er-Jahre. So schön und toll sich die Auflistung der Erfolge liest, so bitter war, und so zäh entwickelte sich für die Salzburgerin die Zeit ab dem Jahr 2015 – ganz besonders nach ihrer im Oktober 2015 erlittenen schweren Knieverletzung.

Es war im Mai vor fünf Jahren, als aus dem lächelnden ÖSV-Star für den österreichischen Skiverband, und dort im Besonderen für den Präsidenten Peter Schröcksnadel, eine – ganz im Sinne ihres Engagements für Geparden – Zähne zeigende Raubkatze geworden ist. Kurz nachdem Anna Veith in Vail zwei Mal WM-Gold und später die grosse Kristallkugel hatte gewinnen können, gingen die Wogen nach einem an die Öffentlichkeit gelangten Email hoch. Anna Veith, damals noch Fenniger, wollte mit Mercedes eine Partnerschaft abschliessen, was dem ÖSV-Präsidenten und Audi als Verbandssponsor mehr als nur missfiel. Fenniger zeigte sich entschlossen und streitbar, fühlte sich im Vergleich mit Marcel Hirscher ungleich behandelt und schlechter betreut, und drohte dem Verband gar mit dem Rücktritt.

Am 18. Juni, an Fenningers 26. Geburtstag, schlossen Schröcksnadel und die Athletin im Hotel Marriott in Wien überraschend und medienwirksam Frieden und der ÖSV-Präsident sprach den Satz: «ja, wir lieben uns wieder.»

Drei Tage bevor in Sölden der Weltcup-Winter 2015/16 seinen Anfang genommen hat, stürzte Anna Fenninger beim Training und verletzte sich. Sie riss sich im rechten Knie, das Kreuzband, das Innenband und die Patellasehne. Nach einem Winter ohne Skirennen heiratete Anna Fenninger ihren Lebenspartner Manuel Veith, einen ehemaligen Snowboarder, und nahm auch dessen Namen an.

Kreuzbandriss 2019, Rücktritt 2020

Im Oktober 2016 erschien das Buch «Zwischenzeit», welches Anna Veith gemeinsam mit dem Sportjournalisten Manfred Behr geschrieben hat und sich schwerpunktmässig mit der Zeit während der Verletzungspause beschäftigt. Es folgte das Comeback im Dezember 2016 und der vorzeitige Saisonabbruch im Februar 2017. Der Grund: eine anhaltende Entzündung der Patellasehne im linken Knie.

Bei den olympischen Spielen in PyeongChang sah es für die Salzburgerin lange nach einer erfolgreichen Titelverteidigung im Super-G aus. Bis die Tschechin Ester Ledecka der sich im Ziel schon auf Interview-Tour befindenden Veith die Goldmedaille um die Winzigkeit einer Hundertstelsekunde noch weggeschnappt hat. Die Silbermedaille glänze wie Gold, sagte Veith damals – es sollte die letzte bei einem Grossanlass gewonnene Medaille für die Österreicherin gewesen sein.

Im Januar 2019 riss sich Anna Veith ohne zu stürzen im Training in Italien das Kreuzband und die WM in Are musste ohne sie stattfinden. Wieder kehrte sie in den Weltcup zurück und fuhr noch zwei Mal in die Top-10. Aber die erfolgreichen Zeiten der Anna Veith gehörten der Geschichte an. Mit dem heutigen Rücktritt ist die gesamte Karriere ein Teil der internationalen Ski-Geschichte geworden.

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