Coronavirus: Skigebiete verlieren wegen Zertifikats-Zoff die Geduld

Matthias Neuhaus
Matthias Neuhaus

Schwyz,

Erfordert die Lage rund um das Coronavirus eine Zertifikatspflicht für Skipisten? Bergbahnen und Bund sind sich uneinig. Die Skigebiete verlieren die Geduld.

Coronavirus
Die Lage rund um das Coronavirus sorgt in den Skigebieten für eine erschwerte Planung der Wintersaison. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zeitnah beginnt in vielen Schweizer Skigebieten die Wintersaison.
  • Dass es plötzlich ein Zertifikat brauchen könnte, ist nicht ausgeschlossen.
  • Die Geduld in den verschiedenen Wintersport-Orten lässt nach.

Am Dienstag verkündet der Branchenverband «Seilbahnen Schweiz», dass derzeit keine Änderungen gegenüber den aktuellen Schutzbestimmungen für Bergbahnen eingeführt werden. Heisst: Keine Zertifikatspflicht auf Schweizer Skipisten.

Freuen Sie sich auf den Winter und das Skifahren?

Nur wenige Stunden später informiert der Bund zur aktuellen Lage rund um das Coronavirus. Und legt den Entscheid des Dachverbandes sogleich wieder auf Eis.

Coronavirus: Bund will abwarten

So eine Ankündigung sei «vermessen», sagt Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung im Bundesamt für Gesundheit (BAG). Am Schluss werde nämlich der Bundesrat in dieser Angelegenheit das letzte Wort haben.

Am Mittwoch äusserte sich Bundesrat Alain Berset. Aktuell gelte keine Zertifikatspflicht. Zudem habe die Schweiz letztes Jahr gar nicht so schlechte Erfahrungen gemacht.

Allerdings: Mathys verweist auf die aktuelle Situation. Sollte sich die Situation nicht verschlechtern, würde das so bleiben. Heisst aber auch: Steigen die Zahlen, könnte eine Zertifikatspflicht doch noch kommen.

Skigebiete verunsichert

Die Debatte um eine mögliche Zertifikatspflicht in den Bergbahnen geht also weiter. Und das haben die einzelnen Skigebiete allmählich satt. Dass ein definitiver Entscheid herbeigesehnt wird, ist spürbar.

«Gemäss der gestrigen Medienkonferenz scheint nun wieder alles unklar, was nicht nur die Gäste verunsichert, sondern auch uns.» Das sagt Yvonne Ziegler-Keller, Geschäftsleiterin der Bergbahn Hoch-Ybrig, auf Anfrage von Nau.ch.

«Könnten wir absolut nicht nachvollziehen»

Eine Umsetzung der Zertifikatspflicht sei für die grossen Bergbahnen, welche mehrere Zubringerbahnen haben, schlicht nicht umsetzbar. «Was ist mit all den Gästen, welche zu Fuss oder mit den Tourenski ins Gebiet gehen und kein Zertifikat haben?», fragt sich Ziegler-Keller.

Deshalb wünsche sie sich eine einheitliche Lösung, die auch umsetzbar ist. Ziegler-Keller zieht Parallelen zum öffentlichen Verkehr.

Coronavirus
Skifahrer mit Atemschutzmaske fahren mit einem Sessellift in Cari im Valle Leventina, am Samstag, 19. Dezember 2020 - keystone

«Warum sollen wir Bergbahnen anders gehandhabt werden als der öffentliche Verkehr?» Derzeit könne ein Gast ohne Zertifikat über eine halbe Stunde in einem vollen Zug sitzen. Bei einer Einführung der 3G-Regel dürfte er aber anschliessend die Anlagen einer Bergbahn nicht mehr nutzen. «Das könnten wir absolut nicht nachvollziehen».

Fehlende Planungssicherheit wegen Coronavirus

Die Verzögerung des Beschlusses sorgt für eine erschwerte Planung. «Eine flächendeckende Überprüfung des Zertifikates wäre mit grossem Zusatzaufwand verbunden», sagt Simon Schmid, Leiter Marketing und Verkauf bei den Bergbahnen Meiringen-Hasliberg.

Deshalb sei ein zeitnaher, definitiver Entscheid für das Skigebiet sehr wichtig, die Zeit drängt. «Wir starten Anfang November mit dem Vorverkauf der Saison- und Jahreskarten und möchten unseren Gästen eine gewisse Sicherheit geben», so Schmid.

Skiarena Andermatt
Eine Gondel in der SkiArena Andermatt-Sedrun. (Symbolbild) - keystone

Auch in Andermatt ist die Geduld langsam, aber sicher am Ende. «Die Wintersaison beginnt am 30. Oktober, viel Zeit bleibt also nicht mehr», sagt Stefan Kern, Chief Communication Officer der SkiArena Andermatt-Sedrun.

Man benötige deshalb dringend Planungssicherheit. Der Aufwand für eine Zertifikatskontrolle wäre enorm. «Wir rechnen bei einer Vollkontrolle mit bis zu 15 Mitarbeitenden pro Tag, um die 6 Einstiegsorte abzudecken», so Kern.

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