Kommentar: Für mich sind die Exoten die wahren Helden an der Ski-WM
Haiti, Indien, China, Hongkong: An der Ski-WM tauchen Nationen in der Startliste auf, die sonst nicht viel mit Skifahren zu tun haben. Dabeisein ist eben alles.
Das Wichtigste in Kürze
- An der Ski-Weltmeisterschaft dürfen auch Athleten aus den hinteren Regionen der Weltrangliste starten.
- Im Frauen-Riesen sind Indien, Haiti, China oder Mexiko mit dabei.
- Die Exoten sind nicht schnell – aber sie erfüllen eine wichtige Rolle. Ein Kommentar.
Man könnte fast ein wenig Mitleid bekommen, wenn man Celine Marti im ersten Durchgang beim WM-Riesenslalom zusieht. Mit Startnummer 113 quält sich die Haitianerin – aufgewachsen in Genf und Flughafen-Polizistin – den Hang in Méribel hinunter.
Für die gesamte Strecke braucht sie 2:01,50 Minuten – fast doppelt so lang wie die Halbzeitführende Mikaela Shiffrin. Im Ziel wartet sie noch auf die Fahrerin dahinter, Sandhya Sandhya aus Indien, die knapp 16 Sekunden schneller ist. Dann wird gemeinsam gejubelt.
Es sind genau diese Momente, für die ich bei den WM-Übertragungen gerne bis zum Ende dranbleibe. Dass ich mit Startnummer 114 keine Laufbestzeit zu sehen bekomme, stört mich dabei nicht. Ich sehe dafür etwas ganz anderes – und das ist mir genauso wichtig.
Denn die Exoten an der Ski-WM sind eben keine Weltklasse-Athleten, sondern «nur» leidenschaftliche Ski-Sportler. Und die letzten paar Startnummern fallen in Sachen Technik fast schon in die Kategorie Hobby-Pistenhelden.
Die Exoten zeigen, wie gut die Welt-Elite wirklich ist
Genau das macht ihre Auftritte an den Grossereignissen so spannend. Es ist eine der seltenen Chancen, einen Vergleich zwischen «normalen» Skifahrern und der Welt-Elite zu ziehen. Und das macht eindrücklich klar, welche Klasse die Besten der Welt wirklich haben.
Die Abstände im Ski-Weltcup sind mittlerweile verschwindend gering. Das zeigt sich auch im WM-Riesen: Die Top-40 im ersten Lauf liegen innerhalb von fünf Sekunden. Innerhalb der nächsten fünf Sekunden sind nur zehn weitere Läuferinnen – hier geht die grosse Lücke auf.
Die Exoten werden an der Ski-WM vermutlich nie die Medaillen abräumen, selbst der zweite Durchgang ist meist ausser Reichweite. Eines erreichen sie zumindest bei mir aber jedes Mal aufs Neue: Eine frische Bewunderung für die Besten der Welt.