Nidwaldner Reto Schmidiger startet Saison auf dem Podest
Das Wichtigste in Kürze
- Slalom-Fahrer Reto Schmidiger bestreitet seine zweite Saison ausserhalb des Kaders.
- Das Ziel des 31-jährigen Nidwaldners ist die Rückkehr in den Weltcup.
Vier kurze, zwischen 37 bis 40 Sekunden dauernde Slalom-Läufe auf der Tschentenalp boten Reto Schmidiger am Montag und Dienstag den idealen Einstieg in den Winter 2023/24.
Es waren nicht die Sachpreise oder die 23 für einen Sieg zu gewinnenden FIS-Punkte, die den Zentralschweizer ins Berner Oberland gelockt haben. Vielmehr hat Schmidiger mit diesen beiden Rennen seine zweite Saison als nicht mehr einem Swiss Ski-Kader angehörenden Rennfahrer in Angriff genommen.
«Skinews.ch» hat nach dem Rennen vom Dienstag mit Reto Schmidiger über dessen Situation und den kommenden Winter gesprochen.
Reto Schmidiger, Sie haben auf der Tschentenalp die ersten Saisonrennen absolviert und sind zwei Mal auf Platz 2 gelandet. Wie zufrieden sind Sie mit dem gezeigten Skifahren?
Reto Schmidiger: Ich bin grundsätzlich ganz gut zufrieden. Den Übergang in den letzten Teil mit neun im flachen Gelände gesteckten Toren habe ich zwar nie wirklich gut erwischt, aber der Rest war ganz ordentlich.
Worin lagen für Sie Sinn und Zweck dieser beiden doch sehr kurzen Rennen?
Schmidiger: Es waren für mich rennmässige Trainings. Diese sind wichtig, um wieder in den Renn-Rhythmus zu kommen und dem Körper die für diese Disziplin nötigen Automatismen wieder in Erinnerung zu rufen.
Im Sommer 2022 haben Sie einen Teil der Vorbereitung in Neuseeland verbracht. Heuer hingegen haben Sie im Gartenbau gearbeitet und sind grundsätzlich etwas später auf den Schnee zurückgekehrt. War diese Veränderung sportlichen oder finanziellen Gründen geschuldet?
Schmidiger: Da hat beides mitgespielt. Einerseits hat es mich extrem gereizt, im Sommer während drei Tagen pro Woche im Gartenbau zu arbeiten, mich körperlich zu betätigen und daneben das Training zu absolvieren. Andererseits bin ich der Meinung, dass es für mich als reinen Slalomfahrer ausreichend ist, wenn ich Mitte September für fünf Tage auf den Schnee gehe und im Oktober dann zum Training nach Levi reise. Ich vermisse die Tage in Neuseeland oder auf den europäischen Gletschern nicht.
Sie haben in der Skihalle trainiert und dort prominente Trainingskollegen gehabt...
Schmidiger: Ja, das ist richtig. Ich war in der Skihalle von Wittenburg und habe drei Tage mit AJ Ginnis und dann noch zwei Tage mit Trainingspartnern aus anderen Teams trainiert.
Ist immer noch Matthias Brügger, der ehemalige Rennfahrer, Ihr Coach?
Schmidiger: Ja. Aber er ist nicht ständig mit mir unterwegs. In der Vorbereitung war ich meistens allein. Aber wir stehen in ständigem Austausch und schicken uns gegenseitig Videoaufnahmen mit entsprechenden Kommentaren zu.
Das aufgrund von EU-Richtlinien nötig gewordene Fluor-Verbot der FIS hat für Skifirmen, Serviceleute und Teams grossen Aufwand mit sich gebracht. Dort verteilt sich die Arbeit immerhin auf mehrere Schultern. Sie aber sind Ihr eigener Servicemann. Mussten Sie sämtliches Material jetzt austauschen, um auf der sicheren Seite zu sein?
Schmidiger: In der Tat ist der Aufwand gross. Kürzlich habe ich neue Skier und auch neue Ski-Modelle bekommen. Diese werden natürlich jetzt ausschliesslich mit Wachs behandelt, der ohne Fluorzusatz hergestellt worden ist. Im Unterschied zu Fahrern von grösseren Teams, die sich auf die Erfahrungen und Messungen von Serviceleuten und Skifirmen verlassen können, muss ich mich mit weniger Hilfe begnügen.
Die Chance, dass ich zwischendurch Messungen vornehmen kann, habe ich nicht. Ich muss darauf vertrauen können, dass mir ausschliesslich erlaubtes Wachs zur Verfügung steht.
Sie sind 31 Jahre alt und stehen vor ihrer zweiten Saison, welche Sie selbst finanzieren und alles selber organisieren müssen. Wird der Winter 2023/24 darüber entscheiden, ob Sie, sollten Sie es nicht zurück in die Kader von Swiss Ski schaffen, die Laufbahn als Skiprofi beenden?
Schmidiger: Zuerst muss ich vernünftig in die Saison starten. Dann ist natürlich das Ziel, dass ich während den Wintermonaten das Bestmögliche heraushole und Ende Winter steht dann die Analyse darüber an, ob das, was ich unter dem Strich erreicht habe, jener Richtung entspricht, die ich von mir erwartet habe.
Mir jetzt schon darüber den Kopf zerbrechen, was möglicherweise im nächsten April sein oder eben nicht sein wird, macht wenig Sinn. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison habe ich genügend andere Dinge, mit denen ich mich beschäftigen muss. Dort liegt mein Fokus. Dort muss ich jetzt das Optimum herausholen, liefern und diese Arbeit in gute Resultate ummünzen.
Trauen Sie Reto Schmidiger die Rückkehr ins Swiss-Ski-Kader?
Wird die World Pro Ski Tour in Nordamerika, wo sie ja im vergangenen Winter erfolgreich gewesen sind, wieder zum Thema?
Schmidiger: Stand heute nicht, nein. Mein Fokus gilt jetzt den FIS- und Europacup-Rennen. Das Ziel ist nach wie vor die Rückkehr in den Weltcup.