Kristoffersen polterte – so gefährlich wirds jetzt für Aktivisten
Klima-Aktivisten sorgten am Samstag für eine Unterbrechung des Slaloms in Gurgl. Die Ski-Stars waren sauer – drohten teils mit Gewalt. Das ist problematisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Klima-Aktivisten stürmten am Samstag den Zielraum des Slaloms im österreichischen Gurgl.
- Ski-Star Henrik Kristoffersen tobte, wollte auf die Störenfriede losgehen.
- Solche Aktionen können laut einem Experten die Gewalt gegen Klima-Aktivisten verstärken.
Am Samstag störten Klima-Aktivisten den zweiten Lauf des Slaloms in Gurgl (Ö) und sorgten für eine Unterbrechung. Kurz vor Schluss stürmten sie in den Zielraum und verteilten orange Farbe auf dem Schnee.
Ski-Star Henrik Kristoffersen war zu diesem Zeitpunkt bereits im Ziel – und angesichts der Klima-Aktion fuchsteufelswild: Der Norweger wollte auf die Störenfriede los, konnte aber gerade noch von Betreuern und Sicherheitskräften zurückgehalten werden.
«Verdammte Idioten! Die zerstören das Rennen. Ich würde sie wieder schlagen, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte», schimpfte Kristoffersen beim norwegischen Sender «NRK».
Und später auch in den sozialen Medien. Damit ist der 29-Jährige nicht alleine – viele Fahrerinnen und Fahrer, darunter auch Marco Odermatt, stellen sich hinter Kristoffersen.
Sogar Daniel Yule, der unter den Skifahrern einer der Wortführer ist, wenn es um den Klimaschutz geht, kritisierte die Aktivisten. «Die Anliegen verstehen wir, aber das gehört einfach nicht dazu», so der Schweizer im «SRF-Sportpanorama».
«Gurgl kann Gewalt verstärken»
Wütende Autofahrerinnen und Autofahrer, die beispielsweise bei Strassenblockaden auf Klima-Aktivisten losgehen, gibt es mittlerweile zur Genüge. Dass nun aber auch Sport-Stars öffentlich derart vehement gegen die Klima-Aktivisten poltern und sogar bereit sind, Gewalt anzuwenden, ist neu. Und problematisch, wie Ueli Mäder, Soziologe der Universität Basel, zu Nau.ch sagt.
«Gurgl kann die Gewalt verstärken, wenn Medien die Gewalt gegen Menschen tolerieren, die sich für die Umwelt engagieren», so Mäder. Vor allem bei «labilen Personen» könne es die Anfälligkeit erhöhen, gewalttätig zu reagieren.
Dass die Klima-Aktivisten mit der Aktion in Gurgl ihre Reichweite merklich vergrössern konnten, glaubt Mäder nicht. «Vereinzelt mag das der Fall sein», meint der Basler Soziologe. «Wirksamer sind Aktionen, die Menschen zum Nachdenken und dazu anregen, selbst die Umwelt mehr zu schützen.»
Schade sei es dann, wenn die bitter nötige Umwelt-Bewegung durch solche Aktionen an Breite verlieren würde.
Aktivist: «Würde gerne in 30 Jahren noch Ski fahren können»
Die Aktivistinnen und Aktivisten verteidigten ihre Aktion gegenüber dem österreichischen Sender ORF. Aktivistin Vroni und Aktivist Emil betonten beide, abbaubare Farbe verwendet zu haben.
«Uns geht es nicht um die Sportler, auch nicht um die Fans», so Vroni. «Wir nutzen diese Plattform, um zu zeigen, dass wir auf eine Klima-Katastrophe zusteuern.»
Und Emil sagte: «Ich würde gerne in 30 Jahren noch Ski fahren können. Und ich würde gerne, wenn ich Kinder habe, mit denen noch Skifahren.» Er sehe aber, wie die Gletscher wegschmelzen würden.