Tommy Ford: So tickt der Riesenslalom-Sieger von Beaver Creek
Mit Tommy Ford ist nach dem Riesenslalom von Beaver Creek ein neuer Name in den Weltcup-Siegerlisten aufgetaucht. Und der Amerikaner ist wahrlich kein 0815-Typ.
Das Wichtigste in Kürze
- Tommy Ford hat am Sonntag den Riesenslalom von Beaver Creek gewonnen.
- Der Erfolg hat sich über die letzten Jahre abgezeichnet.
- Ford ist seit 1983 erst der dritte amerikanische Sieger einer technischen Disziplin.
Dass Tommy Ford sehr schnell Riesenslalom fahren kann, ist nichts Neues. Seine Qualitäten hat der 30-jährige Amerikaner in jüngerer Vergangenheit längst angedeutet. Zwischen Dezember 2017 und Februar 2019 hat sich Ford insgesamt acht Top-10-Plätze im Weltcup herausgefahren.
Und dann kamen der 27. Oktober und das Auftakt-Rennen in Sölden. Ford fährt im 1. Lauf auf Platz 10 – nichts Sensationelles, den Erwartungen entsprechend. Im 2. Lauf aber verbessert sich der Amerikaner um sechs Plätze und verpasst seinen ersten Weltcup-Podestplatz um nur 7 Hundertstelsekunden.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist allen klar: Das US-Team hat neben Ted Ligety wieder einen Fahrer, der jederzeit für absolute Spitzenplätze im Riesenslalom gut ist.
Verdiente Überraschung
Und doch ist Tommy Fords Sieg in Beaver Creek irgendwie eine Überraschung. Denn ernsthaft mit ihm als Sieger hat man nicht gerechnet. Dank den patzenden Franzosen und Fords schlicht grossartiger Fahrt gehört dieser Erfolg aber in die Kategorie «verdienter Sieg». Er sei auf der «Birds of Prey» schon seit längerer Zeit immer wieder gut gefahren. Deshalb sei dieser Erfolg das Resultat einer Entwicklung, meinte Ford nach dem Rennen.
Realismus? Bescheidenheit? Ford ist nicht einer, der auf Journalisten-Fragen langfädige Antworten gibt. Seine Repliken fallen kurz und knapp aus. So auch auf die Frage, ob er denn vor dem 2. Lauf nicht nervös gewesen sei, weil er als letzter oben im Starthaus gestanden habe.
«Da geht dir einiges durch den Kopf. Nervosität kommt auf und du arbeitest dagegen an, verdrängst sie. Ein Prozess bis zum Start. Dann startest du und es passiert einfach.» Einfach. Genau so und auch spielerisch hat Fords Lauf ausgesehen. Aber es war ziemlich harte Arbeit vor dem heimischen Publikum, der Druck von aussen nicht gering.
Tommy Ford – Der Mann, der wie Bruce Lee sein möchte
Der bärtige Tommy Ford, Freund und Lebensgefährte der aktuell pausierenden US-Rennfahrerin Laurenne Ross, stammt aus Bend im US-Bundesstaat Oregon. Er ist seit 1983 neben Bode Miller und Ted Ligety erst der dritte amerikanische Sieger einer technischen Disziplin im Weltcup.
Ford mag neben dem schnellen Skifahren, Klettern, Malen, Surfen, Camping, Fotografieren und Mountainbiken. Das Meiste davon am liebsten gemeinsam mit Laurenne Ross. Auf die Frage, welcher Schauspieler ihn in einer verfilmten Biografie spielen solle, sagt Ford: «Bruce Lee. Weil ich so sein möchte wie er ist.»
Alles andere als ein 0815-Typ
Tommy Ford ist ein besonderer Typ. Zum Beispiel ist er Schirmherr der Fussballmannschaft BGL international Freilassing. Einer Mannschaft aus in Süddeutschland gestrandeten Männern aus Eritrea, Somalia oder Afghanistan.
«Ich engagiere mich dort, weil Fussball ein einfaches Spiel ist, das Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenbringt und Freude macht.»
Und auch in Sachen Kulinaria ist Ford alles andere als ein 0815-Typ. Es gebe wohl kaum etwas Besseres als Himbeer-Rhabarber-Kuchen mit Vanilleeis, verrät er auf der Homepage des US-Verbandes.
Dann gibt es noch eine Eigenheit: Ford stellt nie einen Wecker. Er erwacht einfach so, ohne technische Krücke. Das war auch am Rennsonntag von Beaver Creek so. Das Rennen hat um 9.45 Uhr begonnen, die Besichtigung bereits um 8 Uhr.