Mercedes-Benz

Genie oder Grössenwahn: Mercedes-Benz 770

Maia Schmied
Maia Schmied

Er verkörperte den Gipfel des Automobilbaus seiner Zeit und diente gleichzeitig den Mächtigsten der Mächtigen. Ein Auto, das bis heute Diskussionen auslöst.

Mercedes-Benz W 150
Einige der insgesamt nur 88 gebauten Exemplare waren gepanzert und boten ihren Insassen besonderen Schutz durch dicke Stahlplatten und mehrschichtiges Glas. - Herranderssvensson

Der «Grosse Mercedes» war in seiner Zeit ein Fahrzeug der absoluten Oberklasse, und sein Preis spiegelte dies wider. In den späten 1930er-Jahren kostete das Fahrgestell des W 150 bereits rund 30'000 Reichsmark.

Für eine viertürige Limousine musste man etwa 44'000 Reichsmark aufbringen, während das siebensitzige Cabriolet F mit einem Preis von 47'500 Reichsmark das teuerste Serienmodell war.

Mercedes 770
Im Gegensatz zur Limousine, die primär staatlichen Würdenträgern vorbehalten war, fanden sich unter den Besitzern der Cabriolets auch vermehrt wohlhabende Privatpersonen, die den luxuriösen Komfort und die imposante Erscheinung geniessen wollten. - Mercedes-Benz

Zum Vergleich: Ein Volkswagen Käfer kostete zur gleichen Zeit etwa 990 Reichsmark. Inflationsbereinigt würden die Preise für den Mercedes heute weit über 220'000 Euro liegen, was die Exklusivität dieses Fahrzeugs nochmals verdeutlicht.

Modernste Technik – Echte Oberklasse

Technisch präsentierte sich der W 150 äusserst fortschrittlich für seine Zeit. Der 7,7-Liter-Reihenachtzylindermotor (M 150) leistete ohne Kompressor beachtliche 155 PS bei 3000 U/min.

Wurde der zuschaltbare Roots-Kompressor aktiviert, stieg die Leistung auf 230 PS bei 3200 U/min. Das Drehmoment erreichte ein Maximum von 550 Nm.

Die Kraftübertragung erfolgte über ein serienmässiges Fünfgang-Schaltgetriebe mit Overdrive, das eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 170 km/h ermöglichte. Bei den gepanzerten Versionen war der Top-Speed aus Reifenschonungsgründen auf 80 km/h begrenzt.

Der Treibstoffverbrauch lag je nach Fahrweise und Belastung zwischen 25 und 40 Litern auf 100 Kilometer.

Prominente Persönlichkeiten und ihr «Grosser Mercedes»

Der Mercedes-Benz Typ 770 (W 150) war nicht nur ein Statussymbol für das Deutsche Reich, sondern fand auch bei zahlreichen anderen Staatsoberhäuptern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Anklang. Zu den bekanntesten Eigentümern zählten der deutsche Kaiser Wilhelm II. (ein Vorgängermodell W 07), Reichspräsident Paul von Hindenburg und Adolf Hitler, dessen gepanzerte Sonderanfertigungen zu trauriger Berühmtheit gelangten.

Aber auch im Ausland erfreute sich der «Grosse Mercedes» grosser Beliebtheit. Der japanische Kaiser Hirohito besass mehrere Pullman-Limousinen, ebenso wie der König von Norwegen, Haakon VII. Weitere prominente Besitzer waren unter anderem der finnische Feldmarschall Carl Gustaf Emil Mannerheim, dessen W 150 nach dem Krieg in einem Film als Hitlers Paradefahrzeug zu sehen war und später für eine Rekordsumme versteigert wurde.

Auch der jordanische König Abdullah I., der italienische Diktator Benito Mussolini und der spanische Staatschef Francisco Franco zählten zu den stolzen Besitzern eines «Grossen Mercedes».

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