Telegram: Russische Behörden wollen Chatdienst einschränken
Russische Behörden haben beim Moskauer Gericht einen Antrag eingereicht, den Zugang zu Telegram zu beschränken. Grund: Terroristen würden den Messenger-Dienst benutzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland glaubt, dass auf Telegram Terroristen ihr Unwesen treiben.
- Die Behörden fordern deshalb Zugriff auf den Chatdienst und möchte ihn einschränken.
- Mitgründer Pawel Durow sieht darin einen Verfassungsbruch.
In einem Streit um Daten-Verschlüsselungen wollen die russischen Behörden den international beliebten Chatdienst Telegram einschränken. Die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor teilte am Freitag mit, sie habe bei einem Moskauer Gericht einen Antrag eingereicht, den Zugang zu Telegram zu beschränken. Das Gericht bestätigte dies der Agentur Interfax. Die Richter wollten in den kommenden Tagen entscheiden, wie sie mit dem Fall verfahren.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB verlangt Zugriff auf die Verschlüsselung des Chatdienstes. Die Behörden vermuten, dass Telegram auch von Terroristen genutzt wird. Konkret gehen russische Ermittler davon aus, dass sich die Drahtzieher des Bombenanschlags auf die Metro in St. Petersburg vor einem Jahr über den Dienst abgesprochen haben. Damals kamen 16 Menschen ums Leben.
Forderung verfassungswidrig?
Der russische Telegram-Mitgründer Pawel Durow weigert sich, die Verschlüsselung herauszugeben. Der Chatdienst hält die Forderung für verfassungswidrig. Auf Twitter schreibt Durov, dass Telegram weiterhin für Freiheit und Privatsphäre einstehen würde und wehrt sich gegen die russischen Behörden: «Diese Drohungen haben keine Wirkung, solange wir die privaten Informationen unserer Nutzer nicht aufgeben.»
Threats to block Telegram unless it gives up private data of its users won't bear fruit. Telegram will stand for freedom and privacy.
— Pavel Durov (@durov) March 20, 2018
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die beliebte App Telegram im Iran verboten werden soll. Hintergrund: Sie soll bei Unruhen genutzt worden sein. Reformer im iranischen Parlament sind allerdings gegen einen solchen Schritt.