Wrackjäger steuert Tauchroboter mit Gaming-Controller

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Locarno,

Das Leben ist ein Spiel: Ein Schweizer Wrackjäger nutzt eine Konsole, um seinen Tauchroboter zu kontrollieren – und erklärt nun, wieso er das tut.

Controller
Ein Schweizer Wrackjäger mit einem Playstation-Steuergerät. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Controller kommen längst nicht nur vor der Playstation zum Einsatz.
  • Ein Schweizer Entdecker steuert damit einen Roboter – der liefert Aufnahmen aus Gewässern.
  • Der zunächst kurios wirkende Einsatz des Gaming-Geräts hat gute Gründe.

In der heutigen Zeit gehören Videospiele zu den beliebtesten Hobbys. Um die virtuellen Soldaten, Fussballspielerinnen oder Fantasiefiguren zu steuern, darf natürlich der richtige Controller nicht fehlen.

Doch nicht nur beim Gamen kommt so ein Gerät zum Einsatz. Offenbar eignet es sich auch ganz hervorragend, um in tiefen Gewässern auf die Suche nach Schiffswracks zu gehen.

Wie ein SRF-Bericht zeigt, nutzt Wrackjäger Jörg Mathieu nämlich einen Controller, um seinen Tauchroboter zu steuern. Dieser liefert ihm dann Bilder aus dem See – in diesem konkreten Fall aus dem Lago Maggiore.

Es wirkt jedenfalls ungewöhnlich – fast schon kurios – dass ein solcher Roboter mit einem Controller gesteuert wird. Doch Mathieu, der zusammen mit Martin Wenzel die Firma Nautic Discovery gegründet hat, erklärt auf Anfrage von Nau.ch: Auf diese Art der Steuerung zu setzen, hat gute Gründe.

Controller-Einsatz ohne viel Aufwand möglich

«Eine Spielkonsole hat den Vorteil, dass sie in sehr grossen Stückzahlen hergestellt wird», so der Wrackjäger. Dadurch sei das Produkt in der Regel «technisch sehr gut ausgereift und auch zuverlässig».

Spezielle Einzelanfertigungen würden dagegen meist noch «Kinderkrankheiten» aufweisen. Dazu kommt, dass sie viel teurer sind als die Gaming-Controller – sowohl bei der Anschaffung als auch in der Reparatur.

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«Wenn eine Spielkonsole ausfällt, nimmt man den Ersatz. Bei Problemen mit der Bluetooth-Übertragung kann die Konsole auch direkt an den PC eingesteckt werden», führt Mathieu aus.

Zudem brauche es nicht viel Aufwand, um einen Controller für diese Einsatzart umzurüsten: «Das ist ganz einfach, da die Software eine offene Struktur aufweist, welche bereits dafür vorgesehen ist.»

Unfall-U-Boot Titan war ebenfalls mit Spielkonsole gesteuert, aber …

Die Steuerung durch Spielkonsolen geriet allerdings auch schon in negativem Zusammenhang in die Schlagzeilen. Das 2023 verunglückte U-Boot Titan, das unterwegs zur Titanic war, soll ebenfalls mit einem Controller gesteuert worden sein.

Mathieu hat die Tragödie ebenfalls sehr eng verfolgt – das Schicksal der Passagiere habe ihn stark berührt. Er betont aber: «Aufgrund der Untersuchungsberichte war ja die Ursache eine Implosion der Hülle. Der Controller wurde nur thematisiert, weil es ein Gaming-Modell war.»

titan
Das «Titan»-U-Boot des Unternehmens Oceangate Expeditions. - OceanGate Expeditions/AP/dpa

Sprich: An der Spielkonsole lag es nicht, dass das U-Boot verunfallte. Heikel ist aus der Sicht von Mathieu eher die Verwendung der Kunststoff-gebundenen Kohlefasermatten. Dieses Material altere viel stärker als Metalle. Berichten zufolge könnte die Implosion der Titan deswegen erfolgt sein.

Steuerung auf mehrere Elemente verteilen

Ganz allgemein sollte man bei der Steuerung eines U-Boots mit Menschen drin nicht alles auf eine Karte setzen. Mathieu sagt: «Idealerweise sollte die Steuerung eines U-Boots über einzelne, separate Steuerungselemente erfolgen. So kann die Gefahr von einem Totalausfall reduziert werden.»

Notfallmechanismen sollten zudem auch mechanisch ausgelöst werden können – zum Beispiel von Hand. Eine Selbstauslösung bei einem Stromausfall sollte ebenfalls verfügbar sein.

Nautic Discovery
Auf der Suche nach Schätzen unter der Wasseroberfläche: Team um Jörg Mathieu (ganz rechts im Bild) von Nautic Discovery. (Archivbild) - sda - Nautic Discovery

Die private Firma «Nautic Discovery» machte Anfang April mit einem sensationellen Fund Schlagzeilen. Vor Brissago entdeckten die Wracksucher ein vor fast hundert Jahren gesunkenes Schiff – die «Mercedes».

Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sprach Mathieu von einer ziemlich grossen Überraschung.

Kommentare

User #2113 (nicht angemeldet)

Sollte da nicht der Staat mit irgend welchen (von Schreibtisch Tätern) überwiegend überflüssigen Vorschriften eingreifen und Verbote aussprechen, mit hohen Bussen bei Widerhandlungen? Ironie off!

User #4585 (nicht angemeldet)

Dadurch sei das Produkt in der Regel «technisch gut ausgereift und auch zuverlässig» wird auch für Mond Missionen gebraucht ?

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