99%-Initiative: SVP-Kampagne schon wieder mit Problemtierchen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Typisch SVP oder provokanter Trump-Stil? Die Kampagne gegen die 99%-Initiative bedient sich erneut in der Tierwelt. Gezeigt wird eine linksradikale Zecke.

SVP 99%-Initiative
SVP-Präsident Marco Chiesa an einer Medienkonferenz des Nein-Komitees zur 99%-Initiative, mit Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl (links) und FDP-Nationalrat Christian Lüscher, am 19. August 2021 in Bern. Rechts das neue Kampagnensujet der SVP. - Keystone / zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SVP wählt erneut ein Tier als Sujet für ihre Abstimmungs-Kampagne.
  • Eine Zecke soll die Argumente gegen die 99%-Initiative der Juso illustrieren.
  • «Zecke» ist aber auch ein Schimpfwort in der rechtsradikalen Szene.

Auf die sanfte Tour hat es die SVP auch schon versucht. So war die Kampagne zur Selbstbestimmungsinitiative in freundlichem Gelb und bravem Zeichensatz gehalten. Die Abstimmung hat die SVP verloren, seither sind die rot-weiss-schwarzen Karikaturen mit provokanten Sujets zurück.

Wie der Nau.ch vorliegende Flyer zeigt, macht die SVP gegen die 99%-Initiative der Juso ebenfalls ganz traditionell Kampagne. Auch schon fast Tradition haben Sujet aus der Tierwelt. Nach Schäfchen, Krähen, Ratten und Würmern ist es jetzt eine blutsaugende Zecke. Ein Vergleich, der für Kontroversen sorgen wird.

99%-Initiative: Klare Botschaft, absehbare Kritik

Wie andere Gegner der 99%-Initiative argumentiert auch die SVP, die Besteuerung von hohen Kapitaleinkommen treffe den Mittelstand und die KMU. Die böse, kommunistische Zecke, die den Lebenssaft in sich hinein schlürft, soll das verbildlichen. Ähnlich wie das überparteiliche Komitee mit einem Eisberg in Faustform vor versteckten Gefahren warnt. Nur: Die Zecke ist im Gegensatz zu Faust-Eisbergen ein etwas vorbelastetes Symbol.

Ueli Maurer SVP Plakat
Der damalige SVP-Parteipräsident Ueli Maurer lanciert 2004 mit symbolhaften Plakaten den Abstimmungskampf über die AHV und das Steuersenkungspaket. - Keystone

So werden im rechtsextremen Umfeld Linke oder generell Andersdenkende als «Zecken» beschimpft. Angriffe auf linke Gruppierungen werden dann als «Zecken klatschen» bezeichnet. Neonazis und Skinheads knüpfen damit an Stereotypen aus dem Nationalsozialismus an, wo etwa Juden als «Parasiten» galten. Während die Bildsprache der SVP Vergleiche mit Rechtsextremen beschert, grüsst beim Text des Flyers eher Donald Trump aus der Ferne.

Sind SP und Grüne linksradikal?

Wie schon bei der Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative bezeichnet die SVP das Anliegen des politischen Gegners als «linksradikal». Während die Juso sich immer wieder links der Mutterpartei SP positioniert, ist diese selbst sicher nicht linksradikal. Ebenso wenig wie die Grünen, die die 99%-Initiative ebenfalls befürworten, sowie einzelne Bürgerliche oder die ganze EVP.

Donald Trump Linksradikale SVP
Donald Trump benutzt oft für seine politischen Gegner den Ausdruck «radical left» (Linksradikale). - Keystone / Screenshot Twitter

Von «Linksradikalen» spricht dagegen fortwährend auch Donald Trump, wenn er über die Demokraten lästert. Dass die SVP bei Trump dessen Provokations-Stil abkupfert, scheint hingegen wenig wahrscheinlich. Schliesslich ist sie schon bedeutend länger auf dem politischen Parkett etabliert.

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