Mercedes-EQ EQS: die neue Elektro-Benchmark?
Der neue Mercedes-EQ EQS bedeutet für der Erfinder des Autombobils viel. Kann das Elektro-Flaggschiff gegen Tesla überzeugen?
Das Wichtigste in Kürze
- Erster Luxus-Elektro-Mercedes auf eigenständiger E-Architektur
- 770 Kilometer Reichweite durch 107,8kWh-Batterie
- Leistung von 333PS bis 761PS in kommendem AMG-Topmodell
Lange hat sich Mercedes-Benz mit einem echten Elektroauto Zeit gelassen. „Echt“ deshalb, weil alle bisherigen Angebote auf umgebauten Verbrenner-Modelle basieren. Doch nun haben die Stuttgarter den Mercedes-EQ EQS gezeigt und der 5,20m Luxusliner beeindruckt nicht nur optisch.
Technisch bezieht er seine Stärke vor allem aus der rein elektrisch konzipierte EVA-Plattform. Sie wird auch einen EQE und jeweils ein SUV beider Fahrzeugklasse unterbauen, alle drei sollen zügig auf den Markt kommen. Doch was macht die Architektur und mit ihr den EQS so besonders?
Rekordfahrzeug: der Mercedes-EQ EQS beeindruckt mit Reichweite und Aerodynamik
Dank seines glatten Designs, Mercedes nennt es „one bow“, wirkt die Form nicht nur gefällig, sondern ist auch windschlüpfrig. Mit einem Widerstandsbeiwert von nur 0,20 setzt der Mercedes-EQ EQS einen Rekord für Serienfahrzeuge. Weiterer Lohn der Mühe: der niedrige Windwiderstand wird mit höherer Reichweite belohnt.
Mit einem Fassungsvermögen von 107,8kWh kann der EQS ohnehin aus einem gigantischen Kraftspeicher schöpfen. Die schwächere Antriebsvariante, der 333PS starke EQS 450+, kommt so bis zu 770 Kilometer pro Ladung. Dennoch beschleunigt er in 6,2 Sekunden auf 100km/h und wird bis zu 210km/h schnell.
Die 107,8kWh-Batterie markiert die Spitze, eine kleinere wird auch kommen
Noch zügiger erledigt das der mit je einem Elektromotor pro Achse allradgetriebene EQS 580 4matic. Er verfügt über eine Leistung von 524PS und sprintet in 4,3 Sekunden auf Landstrassentempo. Sein Stromverbrauch liegt bei 21,8kWh pro 100 Kilometer, weshalb er auf etwas weniger Reichweite kommt.
Spitze im Modellprogramm des Mercedes-EQ EQS wird ein noch in Entwicklung befindliches AMG-Modell bilden. Seine Leistung wird mit 761PS beziffert. Entsprechend beeindruckend dürfte das Spurtvermögen ausfallen.
Geladen werden können die auf 400V laufenden Akkupacks übrigens mit 11kW und optional mit 22kW an der Wallbox. Am Schnelllader geht es mit 200kW in 15 Minuten immerhin 300km weiter, nach einer halben Stunde sind 80% nachgeladen. Ein 800V-Upgrade analog zu Porsche oder Hyundai und Kia ist zumindest bei einer Modellpflege technisch möglich.
Luxus pur im Innenraum und beim Infotainment
Beinahe mehr Wert, als auf die Fahrdynamik hat Mercedes beim EQS auf dem Komfort gelegt. Nicht zuletzt unterstreicht Firmenchef Källenius: „Genau das muss ein Mercedes leisten, um sich den Buchstaben ‚S‘ im Namen zu verdienen. Denn diesen Buchstaben vergeben wir nicht leichtfertig.“ Entsprechend viel Technologie fahren die Schwaben auf, um den Insassen die Fahrt angenehm zu gestalten.
Und mit dem optionalen Hyperscreen haben sie eine echte Benchmark geschaffen. Es ist nicht nur die schiere Grösse, das Display spannt sich über die gesamte Wagenbreite. Es ist vor allem die Bedienbarkeit dieser völlig neuen Art des „Armaturenbretts“. Denn der Hyperscreen kommt ohne Menüstrukturen aus.
Natürlich hat er zig Einstellungsmöglichkeiten und orientiert sich am bisherigen MBUX-Bediensystem. Doch die Kamera, die auch gleichzeitig für Müdigkeitserkennung und andere Features sorgt, erkennt den Fahrer und schaltet „sein“ Menü frei. Je häufiger man etwa eine bestimmte Funktion nutzt, desto höher und direkter zugreifbar rutscht sie auf dem Display.
Fahrerindividuelle und kameragesteuerte Menüstruktur im Hyperscreen
Es klingt nach einer Spielerei, ist aber im Alltag eine wirklich beeindruckende Funktion. Der Mercedes-EQ EQS lernt seinen Fahrer über die Dauer praktisch zu verstehen und kann ihn entsprechend gut unterstützen.
Der Rest liest sich wie klassischer Mercedes-Luxus. Das Ambientelicht ist nun auch mit Klangwelten und speziellem Parfüm kombiniert. Die Fahrerassistenzsysteme sind bereit für Autonomie des Level 3. Die Klimatisierung der Innenraumluft hat dank HEPA-Filter Reinraum- und OP-Saal-Qualiät.
Es ist deutlich zuviel, um es in einem Beitrag darstellen zu können. Und genau daran merkt man, dass es den Ingenieuren wichtig war ein Denkmal zu setzen. Mit dem Mercedes-EQ EQS haben sich die Schwaben wirklich selbst übertroffen. Denn er ist trotz all seiner Funktionen kein Versuchsobjekt, sondern ein echter Mercedes.
Qualität und Fortschritt sind sich vielleicht noch nie so nah gewesen wie im neuem E-Flaggschiff aus Stuttgart. Da dies alles sicher seinen Preis hat, nennt man ihn aktuell noch nicht. Vielleicht will man einfach die Euphorie noch nicht zu stark bremsen. Denn hier dürfte der EQS nochmal ein Stück über der S-Klasse liegen.