Blaues Gold: Welchen Wert hat Wasser?

Wasser ist Leben? Die Uno fordert: Angesichts der Klimakrise muss der Wert von Wasser neu definiert werden. Und zwar nicht nur ökonomisch. Wie machen wir das?

Meerwasser: das menschliche Blut ist ihm in seiner Zusammensetzung überraschend ähnlich. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Durschnittsschweizer nutzt täglich 296 bis 6000 Liter Trinkwasser.
  • Setzt der Klimawandel den Gletschern weiter zu, ist eine Trinkwasserkrise die Folge.
  • Eine neue Wert-Schätzung von Wasser ist dringend nötig.

296 Liter Trinkwasser: Das verbraucht der Durchschnittsschweizer. Und zwar nicht in einer Woche, sondern an einem Tag im Jahr 2021, so das Portal Statista. Zieht man den indirekten Wasserverbrauch hinzu, kommt man locker auf eine Summe von 4000 bis 6000 Litern pro Kopf und Tag.

Wasser ist nicht nur ein Lebensmittel, sondern auch ein Indikator von Luxus und Armut. Denn: Zum Leben selbst braucht der Mensch nur zwei Liter pro Tag.

Was, wenn die Schweiz hier für einmal nicht mehr auf der reichen Seite stünde?

Der Engelberg: eins der grössten Winterferienparadiese der Schweiz. Wie lange noch? - Pexels

Die Schweiz hatte bisher nie ein ernsthaftes Wasserproblem. Nicht ohne Grund gehört der Schweizer Wasserverbrauch zu den höchsten Europas. Lange war es schlicht nicht nötig, hier genauer hinzusehen.

1400 Gletscher tauen vor sich hin

Das ändert sich jetzt. Der Grossteil des Schweizer Wassers, etwa 80 Prozent, kommt aus dem Grundwasser. Das gibt's, weil es regnet, schneit – oder die Gletscher schmelzen. Kommt es wie jetzt zu Hitze- und Dürreperioden und sind irgendwann die 1400 Gletscher auf Schweizer Gebiet «aufgebraucht»: Die Schweiz marschiert strikte auf eine Trinkwasserkrise zu.

Die trifft nun nicht allein die Schweiz, sondern auch die Länder, die Wasser aus der Schweiz beziehen. Ob in Flüssen oder Flaschen: Red Bull zumindest wird seine Produktionspolitik dann sicher längst verändert haben.

In ihrem Weltwasserbericht 2021 forderte die Uno, dass der Wert von Wasser mit Blick auf politische Prozesse und Entscheidungen genauer bestimmt werden müsse. Der ökonmische Wert von Wasser kann dabei nur eine von mehreren Dimensionen sein.

Das ist eine immense Herausforderung. Denn: Wie bestimmt man den Wert eines Guts, das eigentlich immer da war, buchstäblich im «Überfluss»?

Flüsse und die Erde als Subjekte des Rechts

Bereits im 2010 hat die Uno einen ersten Schritt gemacht und Wasser zum Menschenrecht erklärt. Einklagen kann man das Recht nicht, aber symbolischen Stellenwert hat es.

In Kolumbien wurden seit 2016 ganze sieben Flüsse zu Rechts-Subjekten erklärt: ein Versuch, das rein mensch-zentrierte Menschenbild hinter sich zu lassen, und die Rechtssprechung selbst mehr bio- oder zumindest ökologiezugewandt zu formulieren.

Bolivien hat gleich die «Mutter Erde» oder «Pachamama» zum Rechtssubjekt gemacht, auch Brasilien ist auf diesem Weg.

Diese Formeln allein lösen bestehende Probleme nicht. Auch bergen sie einiges an Konfliktpotenzial. Doch zeigen sie interessante Richtungen für Diskussionen und mögliche Handlungsorientierungen auf, angefangen damit, dass wir anerkennen: Wasser wie Land sind – auch unser – Leben.